Vadas Ferenc (szerk.): A Wosinszky Mór Múzeum Évkönyve 15. (Szekszárd, 1990)

Handelsbeziehungen - Csanád Bálint: Gedanken über den Handel und „Handel” im 7. Jh. in den osteuropäischen Steppen

des Fundes gestellt. Aufgrund des Zeitmangels können wir hier nicht alle Funde analysieren, aber der Fall Mala Perescepinos zeigt allein schon, wie extrem kom­plex dieser Fragenkreis ist, in dem praktisch jede Interpretation möglich ist. Zur Zeit ist die meist verbreitete Behauptung, nach der der mittelasiatische Teil des Grabfundes aus der Beute der Chasaren stammen würde, die sie 628 nach der Ein­nahme von Tiflis gemacht hätten. 17 Die Schwierigkeit mit der Tiflis-Theorie liegt darin, daß es kaum vorstellbar ist, daß ein von den Chasaren unabhängiger, höchstwahrscheinlich feindseliger Kagan mit dieser Kriegsbeute so reichlich beschenkt worden ist. Aber wenn man den mittelasiatischen Teil des Fundes von Mala Perescepino unbedingt mit der Beute von Tiflis in Verbindung setzen wollte, warum rechnete man bislang nicht mit der Möglichkeit, daß die erwähnten Gegenstände vom siegreichen Kaiser Herakleios seinem Freund Kuvrat geschenkt worden wären? Ich meine aber, daß diese Möglichkeit - wenn sie gar nicht auszuschließen ist - ebenso wenig beweisbar ist. Die Idee, wonach die Goldgefäße und der Silberteller von Mala Perescepino aus einer diplomatischen Mission stammen würden, 18 hat auch ihre Schwächen. Zuerst läßt sich fragen, wie eine Kontaktaufnahme auf höchstem Niveau zwischen Onoguren und Persern über dem Kopf der Chasaren hätte entstehen können? Dann erwähne ich die Möglichkeit der Handelsbeziehung, die gerade im Fall Mala Perescepinos nicht zuzutreffen scheint, sie bietet aber doch für die anderen Funde eine wahrscheinliche Interpretation. Historisch gesehen ist diese Idee nicht ganz abwegig, obwohl keine schriftliche Quelle uns darüber informiert. Wie erwähnt, ist der Pelzhandel aus dem 5. Jh. in Osteuropa in N-S Richtung schriftlich belegt, ebenso wie der O-W Handel der Araber im 9-10. Jh. zwischen Europa und Asien gut bekannt ist. Ob die Funde von sassanidischem Typ westlich des Dons zu den Besitzern bzw. Fundorten in Folge eines richtigen Handels oder nur eines quasi-Handels gelangten, ist z.Z. fast unmöglich zu entscheiden. Es ist sogar im frühmittelalterlichen West- und Südeuropa, wo schriftliche Quellen viel zahlrei­cher zur Verfügung stehen, oft schwer zu unterscheiden, wo der Begriff „Geschenk" eigentlich aufhörte und der „Handel" anfing. (Fügen wir noch hinzu, daß der Unterschied sogar zwischen „Raub" und „Handel" im frühmittelalterli­chen Europa nicht einmal so schwer zu bestimmen war, 19 dann wird unser Pro­blem noch komplizierter.) Im Fall der mittelasiatischen Funde westlich des Dons ist es sowieso kaum vorstellbar, daß wir von einer regelmäßigen und intensiven Beziehung sprechen können. Es gibt doch zwei Umstände, die uns die Möglichkeit eines Handels von niedrigerem Niveau überdenken lassen. Erstens gibt es im Kama-Ural-Gebiet ­wenn auch nur sporadische - Anzeichen dafür, daß diese entlegene NO-Ecke Europas doch schon ab etwa dem 5. Jh. Kontakte mit Mittelasien pflegte. Die gut aufgebaute relative Chronologie der archäologischen Kulturen dieser Gegend beweist, daß sassanidische Münzen dort in ihrer Präge- bzw. Benützungszeit im Gebrauch waren. Begleitfunde von identischer Herkunft zeigen uns, daß wir berechtigt sind, in diesem Fall von einer wahren Handelsbeziehung zu reden. 20 ; (Zu beleuchten bleibt „nur", wie regelmäßig und intensiv sie sein konnten?!) Es sei mir hier noch erlaubt, einen weiteren Umweg zu machen, um auf einen weit ver­breiteten methodologischen Fehler aufmerksam zu machen. In der Numismatik kommt es oft vor, daß man fremde Münzen als Beweise für Handelskontakte zwi­schen dem Präge- bzw. Fundort nimmt. Die Lage ist aber erheblich komplizierter, 15

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