Istvánovits Eszter: A Rétköz honfoglalás és Árpád- kori emlékanyaga / Régészeti gyűjtemények Nyíregyházán 2. (Nyíregyháza, 2003)
Das landnahme- und arpadenzeitliche Nachlassmaterial des Rétköz
Im Rétköz die meisten Gráberfelder liegen am Rande des Gebietes, entlang der Bruchlinie des Nyírer Plateaus. Hier verlief aueh eine der wichtigsten StraBen der Oberen TheiBgegend. Die Wichtigkeit dieser an der Peripherie des Rétköz entlangführenden StraBe muss deshalb betont werden, weil das morastige Gebiet in diesem Zeitraum ansonsten sehr schwer begehbar war. Angesichts der Lage der archáologischen Fundorte darf man für das 9. bis 11. Jahrhundert zweifellos mit einer relatív trockenen Periode rechnen. Darauf deuten teils die bei Begehungen in der Náhe des heutigen Flussbetts gefundenen Siedlungsspuren, teils die auBergewöhnlich nahe bei ehemaligen Gewássern zum Vorschein kommenden Bestattungen hin. Die oben geschilderten Faktorén bestimmten die Lebensweise der hiesigen Bevölkerung. Denn im Rétköz bedeutete weniger die Bodenqualitát ein Hindernis für den Vorrang der Ackerbauwirtschaft, als vielmehr die stándigen Hochwasser und deren verháltnismáBig langsames Zurückweichen. Auf Grund ethnographischer Angaben kann man sagen, dass das Fischen sowie andere „moorspezifische" Bescháftigungen und die Viehhaltung einander gut ergánzten. Nach den ethnographischen Analogien begünstigte das wasserreiche, morastige Gebiet des Rétköz in erster Linie die Viehzucht; und zwar auf keinen Fali deren nomadische Form, sondern die sog. wilde Aufzucht von Tieren. Neben der Viehzucht ist offenbar auch mit dem Ackerbau zu rechnen, was die archáologischen Funde von frühester Zeit an eindeutig belegen. Und dass landwirtschaftliche Geráte nicht nur von den Gráberfeldern des sog. árpádenzeitlichen Gemeinvolkes bekannt sind, sondern mitunter auch in die Gráber der Mittel- und Oberschicht gelangten, ist der Forschung ebenfalls seit langem klar. Die Gegebenheiten des Rétköz sicherten den sich hier niederlassenden Menschen ihre Lebensgrundlagen, begründen allerdings die sehr dichte Besiedlung nicht. Diese war offenbar von Macht- und strategischen Faktorén abhángig, sowie von der Zahl bzw. Zusammensetzung der früheren (spátawarenzeitlichen) Bevölkerung der Gegend und von deren Verháltnis zu den Landnehmenden Ungarn. Awaren oder Slawen? Einige Worte zum vorlandnahmezeitlichen Rétköz Die Darstellung der ethnischen Verháltnisse des 9. Jahrhunderts steckt nicht nur im Rétköz, sondern in der ganzen östlichen Hálfte des Karpatenbeckens noch in den Kinderschuhen, und bietet gleichzeitig Anlass zu scharfen Diskussionen. Letzteres nicht zufállig, ist dies doch auch vom Standpunkt der Landnahmezeitforschung eine Schlüsselfrage. Besonders wesentlich erscheint die Erörterung dieses Problemkreises, wenn man in Betracht zieht, dass die Obere TheiBgegend gewiss nie von fránkischen Kriegs- oder bulgarischen Eroberungszügen betroffen war und selbst die Möglichkeit ihrer Identifizierung mit dem keineswegs unbesiedelten Gebiet des „solitudines Avarorum" nicht ausgeschlossen werden kann. Es ist alsó wichtig, dass wir entscheiden, ob die Awaren (bzw. die spátawarenzeitliche Bevölkerung) in diesem Gebiet die Landnahme erlebt und in welchem MaBe wir hier mit den Slawen zu rechnen habén. Auf Grund der bisher bekannten Fundorte dürfte das Rétköz im Zeitraum vor der Landnahme ziemlich locker bevölkert gewesen sein. In diesem Gebiet fehlt das aus den übrigen Teilen der Tiefebene wohlbekannte gepidische Fundmaterial des 6. Jahrhunderts. Erst nach einem mehr als funfzigjáhrigen Hiatus tauchen in der Frühawarenzeit wieder Funde im Rétköz auf. Vom Beginn der Frühawarenzeit an ist das Gebiet geteilt, welche Situation sich bis ins 9. Jahrhundert, genauer gesagt bis zur ungarischen Landnahme, auch nicht ánderte. Im westlichen Teil des Rétköz siedelten sich die Awaren an, und die Grenze zu ihrem Siedlungsgebiet blieb vom Ende des 6. bis zum Ende des 8. Jahrhunderts im Rétköz unverándert. Östlich dieser Grenze begegnet man eindeutig als awarisch zu bestimmenden Gegenstánden gar nicht und selbst awarenzeitlichen Funden kaum. Auf die spárliche Anwesenheit der den Awaren unterworfenen Slawen in der Frühawarenzeit deutet nur ein einziger Fundort hin (Kisvárda-TV torony). Doch die von der Forschung früher gehegte Vörstellung, eine zahlenmáBig starke slawische Bevölkerung hátte hier das Zeitalter der Landnahme erlebt, erwies sich eindeutig als irrtümlich. Im Rétköz ist auch nicht eine slawische Brandbestattung bekannt. 486