Istvánovits Eszter: International Connections... (Jósa András Múzeum Kiadványai 47. Aszód-Nyíregyháza, 2001)
Claus von Carnap-Bornheim: Das Waffengrab von Geszteréd (Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg) aus „germanischer" Sicht
neben die linke Beckenseite gelegt worden war. Auf ihm sind zwei gegenständig angeordnete En-face-Darstellungen gut erkennbar; Haare, Augen, Nase und Mund sind deutlich angegeben. Ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Kopf handelt, kann nicht sicher entschieden werden, da ein Bart nicht dargestellt ist. Auf der breiteren Vorderseite befinden sich Doppel- und Vierfachlinien, die aufeinander zulaufen. In ganz ähnlicher Weise ist eine Schmalseite des Anhängers von Geszteréd gestaltet. Ohne beide Stücke im Original studiert zu haben, drängt sich hier der Verdacht auf, es könne sich um ein und dieselbe Hand gehandelt haben, die beide Stücke angefertigt hatte. Eine umfassende kulturhistorische und chronologische Analyse dieses Grabinventars vor dem Hintergrund moderner Forschungsergebnisse steht leider noch aus; es besteht allerdings kaum ein Zweifel daran, Grab 8 von Haßleben in die Zeit um 300 n. Chr. oder etwas früher zu datieren. Im germanischen Barbaricum der Periode C2 bzw. C3 gibt es nur sehr wenige Inventare, die an Typenvielfalt und materiellem Reichtum mit diesem Fürstinnengrab verglichen werden könnten. Für die zeitliche und soziale Einordnung des Inventars aus Geszteréd ist der thüringische Vergleich sicher nicht unerheblich. Die Verknüpfung beider Inventare über diese Bernsteinperle bestätigt allerdings einen Befund, der in Verbindung mit Schmucksteineinlagen intensive Verbindungen zwischen den jüngerkaiserzeitlichen sarmatischen und germanischen Eliten erkennen läßt (CARNAP-BORNHEIM 1998, 274-275). In das entsprechende elitäre Milieu führt eine weitere, allerdings weniger deutliche Parallele des Anhängers aus Geszteréd. So befand sich in Grab 2 von Sackrau/ Zakrzów, ehemals Kr. Breslau/Woiw. Wroclaw, ein großer Bernsteinanhänger, der mit einer silbernen Drahtöse versehen gewesen sein könnte (GREMPLER 1888, 7, Taf. 2: 3; KRAMARKOWA 1990, 97 Abb. 37 l.) 5 . Das Stück war mit doppelten Strichverzierungen versehen, die winklig aufeinanderzuliefen. Allerdings fehlen hier figürliche Darstellungen. W. Grempler weist auf die glatte Unterseite des Stückes hin, das seiner Meinung nach als Deckel für ein Kästchen gedient haben könnte. Über die Fundlage des Bernsteinstückes aus Sackrau/Zakrzów liegen leider keine Informationen vor; da sich im Grab aber - wie auch in Haßleben - ein Kästchen befand, könnte es durchaus dort niedergelegt worden sein. Eine Datierung des 2. Grabes von Sackrau/Zakrzów in die Zeit um 300 erscheint durchaus möglich; die überreiche Ausstattung erinnert an Haßleben, Grab 8, wenn auch die Beigaben des schlesischen Grabes nicht ganz die Fülle des thüringischen erreichen. Die hier vorgelegten Überlegungen sollen abschließend zusammengefaßt werden. Das sarmatische Waffengrab von Geszteréd muß an die Wende von der Periode C2 zur Periode C3 datiert werden; der Tote wurde somit um 300 n. Chr. aufwendig bestattet. Beobachtungen zu einigen ausgewählten Fundstücken - der Schwertscheide und des Bernsteinanhängers - zeigen überraschende Anbindungen an das mittel- und nordeuropäische Barbaricum. Insbesondere mit dem Schwertriemenbügel und dem Bernsteinanhänger gelingt die Verknüpfung mit dem germanischen Milieu der Zeit um 300, so wie sie aus Haßleben und Sackrau/Zakrzów, aber auch aus skandina5 Auf diese Parallele wies bereits SCHULZ 1933, 37, in Verbindung mit dem Bernsteinanhänger aus Haßleben hin.