A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 41. - 1999 (Nyíregyháza, 1999)

Helytörténet - Nóra Dikán: USAP-Reformkreise im Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg (1989)

Dikán Nóra USAP-Reformkreise im Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg (1989) Ende November 1988 formierte sich in Szeged als oppositionelle Gruppierung innerhalb der USAP (Ungarische SozialistischeArbeiterpartei) die Reform­kreisbewegung, welche die demokratischer Zentralis­mus genannte bürokratische Parteilenkung ablehnte, die USAP zu einer neuen, radikalen sozialistischen Partei umgestalten wollte und auch die Möglichkeit einer Parteispaltung nicht ausschloß. Die landesweit gebildeten Reformkreise haben 1989 wesentlich zur Herausbildung des demokratischen Institutionen­systems, zu dem auf dem Wege von Verhandlungen zustande gekommenen Konsens mit den bürgerlichen Parteien und zum Abbau der Staatspartei beigetragen. Nach dem ersten Treffen der Reformkreise am 25. April 1989 in Kecskemét beschloß eine Gruppe von USAP-Mitgliedern aus Nyíregyháza, in unserem Komitat ebenfalls eine Reformwerkstatt zu bilden. Am 5. Mai hielten sie im Bildungszentrum der USAP in der Sóstói út ihre Gründungsversammlung ab, zu der 100-120 Menschen erschienen; hauptsächlich Miglieder des Parteiapparates der Stadt und des Komitats, aber auch zahlreiche Interessenten. Die Anwesenden stimmten dem Programm der Kecskeméter Reform­werkstatt zu und beschlossen, an dem Ende Mai in Sze­ged stattfindenden Landestreffen der Reformkreise teilzunehmen. Im Anschluß an die Beratung in Szeged belebte sich die Reformbewegung in unserem Komitat. In Fehér­gyarmat, Mátészalka, Kisvárda und Vásárosnamény wurden der Reihe nach Reformkreise gegründet, und gleichzeitig mit den Vorbereitungen auf den Kongreß im September dann auch in Nagykálló, Tiszalök, Tiszavasvári, Záhony und Demecser. Das Rückgrat der Mitgliederschaft sowohl der Stadt-, als auch der Komitatsreformkreise, die ihre Veranstaltungen überwiegend gemeinsam in der Aula der Komitatsparteizentrale in Nyíregyháza abhielten, bildeten die Mitglieder des Parteiapparates, die aufgrund ihrer Situation den gemäßigteren Flügel der Reform­kreisbewegung repräsentierten und konsequent dafür eintraten, die Parteispaltung abzulehnen. Die radikalen Vertreter der Reformkreisbewegung des Komitats waren Mitglieder der Jugendorganisation KISZ (SZABISZ), und von ihnen wurde die Notwendigkeit der Schaffung einer neuen, radikalen sozialistischen Par­tei hervorgehoben. Faßt man die in unserem Komitat tätigen Reform­kreise als eine meinungsformende, die Reformgedanken konsequent vertretende und propagierende geistige Bewegung auf, kann man sagen, daß sie bei der Isolierung der konservativen Kräfte der Partei eine ernsthafte Rolle gespielt haben. Organisatorisch jedoch waren sie schwach - zehn bis zwölf Mann bildeten den Kern der Komitats- bzw. städtischen Reformkreis­zusammenkünfte -, und die Gründe ihrer Schwäche sind nicht allein in den Zahlen zu suchen. Die überaus heterogene Zusammensetzung der Reformwerkstätten sowie die spätere Einbeziehung der Reformkreise in den Beschlußvorbereitungsprozeß offizieller Gremien bzw. die Beurteilung verschiedener Diskussionsmaterialien (z.B. den Entwurf des Wahlprogramms des Komitats) nahmen den Reformkreisen in unserem Komitat die Bewegungsfreiheit und drückten sie mangels eigenem Programm auf das Niveau von politischen Diskussions­zirkeln hinab. Hinzu kam, daß das beim Komitats­kongreß der USAP am 3. Dezember 1988 gewählte Komitatsparteikomitee sich selbst als Reformflügel der Partei definiert und zur Erneuerung der organisa­torischen und praktischen Politik der Partei bereit erklärt hatte, was die Herausbildung eines selbständigen Antlitzes der Reformkreisbewegung im Komitat sehr erschwerte. Während die Komitatsparteileitung die Tätigkeit der Reformkreise mit Ausnahme ihrer auf eine Spaltung der Partei abzielenden Bestrebungen zumeist tolerierte, wurde ihnen von Seiten der Parteimitglieder wesentlich weniger Verständnis entgegen gebracht. Sie argumen­tierten, daß die Reformkreise die Gefahr der Partei­spaltung in sich trügen und im Falle einer Spaltung der USAP die Führung anstrebten, obgleich sich Reformen auch unter Nutzung der vorhandenen Organisa­tionsformen durchführen ließen. Im Zeitraum der Vorbereitung auf den für Oktober einberufenen USAP-Parteitag sonderten sich die einzelnen Strömungen der Reformkreise immer markanter voneinander ab. Der radikale Flügel, dessen Meinung innerhalb der Reformbewegung des Komitats nicht dominierend war, formulierte schließlich den Gedanken, daß die gegenwärtige Politik der Partei bzw. ihr organisatorischer Aufbau für ein funktionierendes Mehrparteiensystem vollkommen ungeeignet sind, weshalb im Interesse des Weiterbestehns der Partei die Auflösung der USAP augesprochen und als Rechts­nachfolger eine neue sozialistische Partei gegründet werden sollte. Übersetzt von Gotlind B. Thurmann NóraDIKÁN Jósa-András-Museum Nyíregyháza H-^401,Pf.57. 398

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