A Nyíregyházi Jósa András Múzeum évkönyve 39-40. - 1997-1998 (Nyíregyháza, 1998)

Képző- és iparművészet - Pál Patay: Szatmárer Glocken

Szatmári harangok Szatmárer Glocken Szatmár ist jener Teil Ungarns, wo relativ viele alte Glocken bis in unsere Tage erhalten blieben. In der Geschichte des heimischen Glockengießens nimmt es aber auch dadurch eine Sonderstellung ein, daß es Ende des 18. und Anfang des 19­Jahrhunderts zum einen das Monopolgebiet wan­dernder Glockengießer aus Siebenbürgen und zum anderen im zweiten und dritten Viertel des 19­Jahrhunderts der Wirkungsbereich lokaler Glock­engießer von niedrigem Adel war. Die gegenwärtige Forschung erstreckte sich auf den im Nordosten des heutigen Ungarn gelegenen Teil des historischen Komitats Szatmár, und zwar das Gebiet östlich der Ecseder Marsch bzw. des kleinen Flüsschens Kraszna. Hier konnten bei einer Datenaufnahme in 71 Orten insgesamt 191 noch heute in 103 Kirchtür­men, Glockengehäusen oder an Glockensäulen befindliche Glocken sowie 4 zwischenzeitlich außer­halb des Gebiets (teilweise in Museen) gebrachte Glocken registriert werden. Archiv- und Li­teraturquellen berichten darüber hinaus von 116 Glocken, die im Laufe der Zeit untergegangen sind, sowie von weiteren 40, jedoch ohne nähere Angaben. Der Verfasser gibt alle diese Stücke ortsweise an. Im Falle der „historischen" Glocken publiziert er die darauf befindlichen (bzw., sofern die Glocke unterging, die aufgezeichneten) Inschriften in voller Länge, während er bei den nach der Mitte des 19- Jahrhunderts in Großbetrieben gegossenen Stücken nur den Namen des Meisters, den Ort und das Datum des Gießens mitteilt. Mittelalterliche Glocken begegnet man in Szatmár nicht mehr. Die zweifellos älteste unter den heute noch vorhandenen ist die Glocke im reformierten Glockenturm von Túrricse (Abb. 8). Nach ihrer Inschrift - d.h. der Form ihrer Buchstaben vom Typ Antiqua - zu urteilen, dürfte sie von der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen. Als gleichaltrig können selbst unter den in Literatur- bzw. Archivquellen erwähn­ten Stücken nur einige gelten, die eventuell noch in der Zeit vor der Reformation entstanden. Gle­ichzeitig aber berichten Angaben über sieben in den letzten anderthalb Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts gegossene Glocken; drei davon sind noch heute erhalten. Ein auffälliges Merkmal dieser Glocken ist, daß ihre Inschriften noch immer aus (wenn auch minderwertigen) Minuskeln bestehen. Ihr Gießer war möglicherweise Urban Speiger, von dem es in Csenger eine Glocke aus dem Jahr 1599 gab. Zwei der Glocken ließen verschiedene örtliche, hoch­angesehene Stifter gießen (Pál Melith für Csenger, István Báthory für Fehérgyarmat). Vom Anfang des 17. Jahrhunderts liegen lediglich über zwei Glocken Angaben vor. Von der Mitte des Jahrhunderts dagegen weiß man von fünf Glocken des in Klagenfurt gebürtigen, aber in Eperjes (heute Presov, Slowakei) tätigen, ausgezeichneten Glok­kengießermeisters Gerog(ius) Wierd (zwei davon gibt es auch heute noch). Eine der im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts entstandenen Glocken wurde von dem ebenfalls in Eperjes ansässigen Matthias Ulrich gegossen, eine andere, ist eine Arbeit des wahrscheinlich als wandernder Meister schaffenden Iohannes Schmox „cracoviensis" (d.h. aus Krakau stammender), und zwei weitere fertigte Casparus Cultrarius in der Stadt Szatmár (Satu Mare, Rumänien) an. Eine zu der Zeit, d.h. 1668, gegossene anonyme Glocke befindet sich in Kölese, und eine Glocke von 1686 in Szamosbecs (Abb. 5). Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind nur wenige Glocken bekannt. Eine davon, gegossen im Jahr 1714, blieb in Kishódos bis in die Gegenwart erhalten; sie ist das Werk eines „schwarzarbeitenden" Glockengießers. Über eine der zwischenzeitlich untergegangenen Glocken (Kisar) steht aufgezeich­net, daß man sie aus Kupfermünzen („Libertás") gegossen hat, die Fürst Ferenc Rákóczi IL prägen ließ. Erwähnt wird auch eine 1709 von Daniel Wesenbach gegossene Glocke (Olcsvaapáti). Wesentlich mehr Angaben gibt es zu den Glocken, die nach 1750 gegossen wurden. In den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts vervielfachte sich ihre Zahl, was sich zum Teil auf das Toler­anzedikt Josephs IL zurückführen läßt, welches die Glockbenutzung durch Protestanten legalisierte. Diese Glocken sind sehr einheitlicher Prägung. Ihr überwiegender Teil ist zwar anonym. Dennoch weiß man, daß es (vielleicht mit ein oder zwei Ausnah­men) Arbeiten von Meistern sind, die Angehörige der in der siebenbürgischen Gemeinde Retteg (Reteag, Rumänien) ansässigen Adelsfamilien waren. Diese Meister zogen mit ihren Wagen jahrzehntelang durch die nördlichen bzw. nordöstlichen Gegenden der Großen Ungarischen Tiefebene (im allgemeinen zu zweit) und gössen die Glocken vor Ort. (Ebenso ist bekannt, daß sie auch fertige Glocken ver­kauften.) In den 1790er Jahren ließen sich mehrere der Meister in Tasnád (Ta§nad, Rumänien) am Rande der Tiefebene nieder. Mit dem Schaffen dieser Meis­ter beschäftigt sich der Verfasser eingehender, wobei er die im untersuchten Gebiet vorhandenen und untergegangenen Glocken beschreibt. Die vom letzten Tasnáder Glockengießer her­gestellte Glocke in unserer Gegend stammt aus dem Jahr 1816; ein später als 1819 gegossenes Stück ist auch von anderswo nicht bekannt. In den darauffol­genden anderthalb Jahrzehnten wiederum versorgte ein in der Gemeinde Fülesd wohnhafter Mann adliger Abstammung, Antal Szathmári, das Szatmárer Gebiet mit Glocken. Auch er war als „wandernder" Meister tätig. Acht seiner Glocken sind bis heute erhalten geblieben. Aus der ersten Hälfte des 19- Jahrhunderts weiß man nur von zwei Glocken mit Gewißheit, daß sie 397

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