Bock: Hand-Atlas der anatomie des menschen (Leipzig, 1850)

61 Ib. ©epötorgan, Ofyt, organon auditus. Das Ohr zerfällt in ein äusseres (di t auricula, der äussere Gehörgang und das Trommelfell), mittleres (die Paukenhöhle und Ohrtrompete) und inneres (das Labyrinth). A. Aeusserer Theil des Gehörorgans. 1) Aeussercs Ohr, auricula. Es besteht aus einer ver­schiedentlich ein- und ausgebogenen Knorpelplatte, die mit Perichondrium, Muskelfasern, Zellgewebe und äusserer Haut überzogen ist, welche letztere an seinem untern Ende eine beuteiförmige Verlängerung, das Ohrläppchen, lobulus auriculae s. auricula infima, bildet. Durch die äussere Haut und das lig. auriculae superius, anterius und posterius wird das äussere Ohr an die Seite des Kopfes geheftet; auch kann es durch den in. attollens, attrahe/is und die mm. retrahentes (s. S. 14) bewegt werden. a) Erhabenheiten desOhrknnrpels: a ) Helix , Ohr leiste, Ohrkrempe (mit dem processus acutus s. spina helicis); — ß) Antlielix , (1 ege n 1 ei s te (mit 2 Schenkeln , zwi­schen denen die fossa innominata); — y) Tragus, vordere Olirklappe, Ohrecke; — 8) Antitragus, hintere Ohr­klappe, Oegenecke. b) Vertiefungen am Ohrknorpel: a) Jncisura auriculae (s. inter/ragica) , zwischen tragus und antitragus; — ß) Scapha (s. fossa navicularis), zwischen helix und anthelix; — y) Fossa innominata (s. triangularis ), zwischen den beiden Schen­keln der anthelix; — 8) Concha auris , Ohrmuschel; sie setzt sich in den Gehörgang fort. c) Muskeln a in äussern Ohre: a) M. hclieis major, am obern vordem Theile der Helix; — ß) M. helicis minor, am untern hinlern Theile der Helix ; — y) M. tragicus, auf der äussern Fläche des Tragus; — 8) M. antitragicus, vom Antitragus zur Ant­helix ; — e) M. transversus auriculae , auf der hilllern Fläche des Ohres , von der Concha zur Helix. — Ausserdem gibt es noch hier und da vestigia muscularia. 2) Aeusserer Gehörgang, meatus auditorius externus. Er reicht von der Ohrmuschel his zum Trommelfelle und ist an seiner äussern Hälfte k n o rplig (aus 2—3 Cförmigen Knor­peln bestellend), an seiner innern knöchern. Er ist von elliptischer Gestalt und geht von Grunde der Concha zuerst etwas nach hinten, krümmt sich dann aber etwas nach vorn und oben (etwas enger werdend) , und läuft hierauf (wieder etwas weiter werdend) nach vorn , innen und unten. Die Wände des Gehörganges sind zunächst mit einer fibrösen (Pe­richondrium und Periosteum) und dann mit äusserer Haut (membrana meatus auditorii exlerni) ausgekleidet. In letzte­rer befinden sich die 0hrenschmalzdrüsen, glandulae cerumi/iosae. Am innern Ende des Gellörganges befindet sich ein Falz, sulcus tympani, in welchem das 3) Pauken- oder Trommelfell , membrana tympani, ausgespannt ist. Es hat eine schräge Lage , so dass der vor­dere und untere Rand weiter nach innen liegt, und die äussere Fläche ab - und vorwärts gewandt ist; es besieht aus 3 Plat­ten, von denen die mittlere die eigenthümliche und eine fibröse ist, die innere der Schleimhaut der Paukenhöhle, und die äussere der membrana meatus auditorii externi ange­hört. Die äussere Fläche zeigt unter ihrer Milte eine trichter­förmige Vertiefung (vom manubrium mallei), und darüber nach hinten eine Erhabenheit, umbo (vom processus brevis mallei). B. Mittlerer Theil des Gehörorgans. 4) Pauken- oder Trommelhöhle, cavitas tympani. Sie steht durch die Ohrtrompete nach dem Pharynx hin offen, ist mit Schleimhaut ausgekleidet und zeigt an der innern Wand: die fenestra ovális (s. vestibuli) in einer Vertiefung (pelvis ovális); die fenestra rotunda (s. cochleae), von der membrana secundaria tympani geschlossen; und das Promon­torium (s. tuber cochleae), vom Anfange der Schnecke her­rührend. — An der äussern Wand, nach vorn neben dem Trommelfelle, befindet sich die fissura Glascri (für den m. mallei externus, die chorda tympani und art. tympanica). — An der Ii i n t e r n Wand ragt die hohle (für in. stapedius) eminentiapapillaris (s. pyramidalis) hervor, und ein Wulst deutet den canalis Fallopii an , der durch einige Kanälchen (canalis chordae und pro nerv, staped.) mit der Paukenhöhle communicirt. — An der obern Wand ist hinten der Eingang zum sinus mastoideus. — Die vordere Wand setzt sich in die tuba Eustachii und über dieser in den semicanalis tensoris tympani fort; beide Kanäle sind durch ein nach oben con­vexes Knoclienblättchen mit einem löffeiförmig ausgehöhlten innern Ende (processus cochlearis) von einander getrennt. — Durch die Paukenhöhle, vom Trommelfelle zur fenestra ová­lis, zieht sieh eine Kette von 3 Gehörknöchelchen, ossi­cula auditoria, und diese sind : a) Hammer, malleus, mit: Kopf, caput, der durch das tig. capituli mallei au die obere Wand der Paukenhöhle, und durch ein Kapselband (lig. capsulare mallei et ineudis) und 2 Seitenbänder an die Gelenkfläche des incus beweglieh geheftet ist; — Hals, Collum , an welchem sich der m. tensor tympani (s. mallei inter­nus) aus dem semicanalis ansetzt; — II andgriff, manubrium, der mit seinem Ende ÍD das Trommelfell eingewachsen ist, und dem ni. taxator tympani (s. lig. manubrii mallei) zum Alisatze dient; — processus spinosus s. Folianus, ragt aus der vordem Seile des Hal­ses heraus, und ist mit dem m. mallei externus (lig. processus longi mallei) versehen ; — processus brevis s. obtusus, an der äus­sern Seile des Halses. b) A in b o s , incus, mit: Körper, corpus , der eine Gelenk­fläche für den Kopf des Hammers hat ; — processus brevis, welcher in die äussere Wand der Paukenhöhle eingekeilt und hier durch das lig. latum noch befestigt ist; — processus longus mit dem ossi­culum orbirulare Sylvii am freien Ende. c) Steigbügel, stapes , besieht: aus dem Köpfchen, capilulum , welches mittels eines lig. capsulare an das ossiculum or­biculare befestigt ist und dem m. stapedius zum Ansätze dient; — 2 Sehenkeln, crura (einem vorderen und einem Iiinieren), die an ihrer concaveu Fläche einen sulcus haben : — und dem F u s s t r i 11 , basis , die sich auf die fenestra ovális legt. 5) Ohrtrompete , tuba Eustachii. Sie zieht sich vom vordem, untern und innern Theile der Paukenhöhle schräg vor-, ein - und abwärts zur Seiten wand des Pharynx, und hat ein ostium tympanicum und pharyngeum. Ihre äussere Hälfte ist knöchern, die innere knorplig -häutig; ihre Wände sind mit Schleimhaut ausgekleidet. C. Innerer Theil des Gehörorgans oder das Labyrinth. 6. Vorliof, vestibulum, der mittlere Theil des Laby­rinths, hat 2 Vertiefungen, den recessus hemisphaericus und hemiellipticus , weiche durch die sich in die eminentia pyra­midalis endigende crista vestibuli (s. pyramidalis) von ein­ander getrennt sind. Ausser der fenestra ovális sieht man im Vorhofe noch folgende Oeffnungen : den aditus ad cochleam (zur scaln vestibuli), das ostium aquaeduetus vestibuli, und 5 Mündungen der 3 Bogengänge (der hintere Schenkel des obern und der obere Sehenkel des untern Bogenganges haben eine gemeinschaftliche Oelfnung); ferner zeigen sich an der hintern Wand 3 maculae cribrosae, die superior für den nerv, saccularis major, die inferior für den nerv, ampullaris infe­rior, und die macula cribrosa recessus hemisphaerici für den nerv, saccularis minor. Der Vorliof ist zunächst mit einer sehr feinen Knochenhaut und dann mit einer serös-fibrösen Membran ausgekleidet ; ferner finden sich in seinen beiden Recessus 2, nicht mit einander communicirende häutige Säcke, der sacculus rotundas und oblongus (s. ulceus com­munis , utriculus) , von denen der letzlere in die häutigen Bogen­gänge übergeht. Beide Säcke sind mit atpiala vilrea auditiva (s. endolympha ) ausgefüllt, in welcher Obrsand, Ohrstein­chen, ololithi s. otoconia , entdeckt worden sind; zwischen der Wand des Vorhofs und diesen Säcken , welche den Vorho&thei! des labyrinthus membranaceus ausmachen, bleibt ein Zwischenraum, in dem sicli die perilywpha s. ayuula Cotunni befindet. 7) Bogengänge, halbeirkelformige Kanäle, canales semicirculares, (1er hinlere nnd obere Theil des Labyrinths, 3 platte Cförmige Röhren mit einer ilasclienälinlichen Erwei­terung, ampulla, an dem einen Schenkel. — «) Der obere Bogengang, welcher senkrecht iniQuerdurclisclinitteder pars petrosa stellt, hat einen vordem (mit der ampulla superior versehenen) und einen hintern (mit dem obern Schenkel des hintern Bogenganges verschmelzenden) Schen­kel. — ß) Der hintere oder untere Bogengang, welcher senkrecht im Längendurclisclinitte der pars petrosa liegt, hat einen obern (sieh mit dem hintern Schenkel des obern Kanales vereinigenden) lind einen untern (mit der ampulla inferior versehenen) Schenkel. — y) Der äussere oder horizontale Bogengang , welcher horizontal im Län­gendurchschnitte des Felsenbeines liegt, hat einen vor­dem (mit der ampulla anterior versehenen) und einen hin­tern Schenkel. 16

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