Folia Historico-Naturalia Musei Matraensis - A Mátra Múzeum Természetrajzi Közleményei 10. (1985)
Edlinger, K.: Ökologische und chemische Aspekte des physiologischen Farbwechsels von Haminea navicula (Da Costa 1778) (Mollusca — Opistho-branchia)
DISKUSSION Die ermittelten Melanophorendichten und ihre Beziehung zum Quadrat der Körperlänge bestätigen frühere Untersuchungen /EDLINGER 1984/, die die Abstände zwischen Chromatophoren zur Grundlage haben und erklären die verschiedene Färbung kleinerer und grösserer Tiere. Die durchwegs dunkle Färbung kleiner Schnecken ist auf die durch grössere Melanophorendichte stark eingeschränkte Adaptationsfähigkeit zurückzuführen, die aber, wie die statistische Untersuchung ihres Vorkommens zeigte, für die Schnecken ausserhalb des Phytal charakteristisch ist. Dort ist durch Substratpartikel, die mit dem ständig produzierten Schleim über die Dorsalseite transportiert werden, eine alternative Tarnungsmöglichkeit gegeben, die oft durch Algenaufwuchs ergänzt wird. Für grössere, im Phytal lebende Tiere, die durch die dünne transparente Schale kaum geshützt sind, gegen Eriphia überhaupt nicht, wird eine ausreichende Tarnungsmöglichkeit lebensnotwendig. Das aktive Aufsuchen des Schattens grüner Pflanzen durch verhältnismässig grosse Tiere, während sich die kleineren gegenüber diesen Lichtverhältnissen indifferent verhalten, bestätigt die ökologische Differenzierung nach Grössenordnungen. Auffällig ist, dass durch optisch dichte Platten hervorgeufener Schatten für die Schnecken nicht attraktiv war. Dies spricht dafür, dass gewisse spektrale Zusammensetzungen des Lichts im beschatteten Bereich bevorzugt werden. Dafür spricht auch, dass grünes Licht /546 nm, 520 nm/ die stärksten Veränderungen an den Chromatophoren bewirkt, während andere Spektralbereiche wenig oder keine erkennbaren Auswirkungen zeigen /EDLINGER 1984/. Unter den Lichtverhältnissen in Ulva-Beständen werden die Xanthophoren optisch fast ausgelöscht /für das menschl. Auge !/, was für die Tarnung der Tiere sicher von Bedeutung ist und vor allem bei grossen Schnecken zum Tragen kommt. Ebenso wichtig ist sicher die Aufhebung der Gegenschattierung, die im diffusen Licht des Phytals, das spektral strak eingeengt ist /HAXO and BLINKS 1950, SEYBOLD und WEISWEILER 1942, LYTHGOE 1979/ keinen Nutzen brächte. Von grosser Bedeutung für die Tarnung ist der Chlorophyceenaufwuchs der Schalen. Die lokale Differenzierung lässt sich aus dem Schleimmantel erklären, in dem die Schnecke ständig eingehüllt ist und der von vorne nach hinten wandert, wobei Fremdkörper meist entfernt werden. Die aufwachsenden Thalli finden sich nur an Stellen, die vom Schleimmantel kaum berührt werden, während sich die Schwärmer in grösserer Zahl auch unters dem Schleim halten. Inwieweit Ham jpea zur Verbreitung von Enteromorpha beiträgt, wäre noch zu untersuchen. Die Schwärmer werfen auch ein neues Licht auf die Angaben von MARCUS /1965/. der grüne Punkte auf Haminea linda beschreibt. Die einerseits hohe Durchschnittsgrösse und das relativ häufige Auftreten kleiner Schnecken an Standort 7 lassen vermuten, dass hier eine vorjährige und eine heurige Generation, die aus sehr frühen Gelegen stammt, zusammenleben. Mit dieser Ansicht s'timmt auch überein, dass dort die höchste Laichdichte gefunden wird. Die Absorptionsspextren der isolierten Farbstoffe zeigen grosse Übereinstimmungen mit früheren Befunden /EDLINGER 1984/, wobei aber ein anderes Laufmittel verwendet und auch nicht der Reinheitsgrad erreicht wurde, wie bei den vorliegenden Untersuchungen. Die hohe Absorption im UV-Bereich könnte neben der Tatsache, dass sie bei organischen Substanzen allgemein und bei Farbstoffen im besonderen sehr häufig ist, auf eine Schutzfunktion gegen ultraviolettes Licht hinweisen, da die Schnecken nahe der Wasseroberfläche vorkommen und durch die Ebbe oft über dem Wasserspiegel liegen. Ausserdem könnte eine Korrelation zu dem in den UV-Bereich verschobenen Empfindlichkeitsbereich der Augen von Dekapoden /BUDDENBROCK 1933, WALD 1968, BRUNO, .MOTE and GOLDSMITH 1973/ vermutet werden. Dies wäre vor allem für Substanz 1 und 2 zu vermuten. Nach dem Farbton kann angenommen werden, dass die Substanz 1 in den Melanophoren liegt, 2 und 3 in den Xanthophoren. Dabei stellt sich die Frage, ob die Schichtung der Pigmentgranula in den Xanthophoren /Abb. 11 b, EDLINGER 1984/ mit dem Vorhandensein von zwei Farbstoffen in Verbindung zu bringen ist, kann aber noch nicht geklärt werden. Der Kurvenverlauf der Kernresonanzspektren spricht besonders bei Substanz 2 für eine relativ grosse Reinheit, während für Substanz 1 eine an das Molekül gebundene weitere Komponente vermutet werden kann. 98