M. Nepper Ibolya: Hajdú-Bihar megye 10-11. századi sírleletei 1. rész (Budapest-Debrecen, 2002)

Zusammenfassung

mit ausgestopfter Pferdehaut (Grab 1, 2) bzw. die partielle Reiterbestattung (Grab 4) anzutreffen sind. In den Gräbern dieser Gruppe kamen der beinerne BogengrifFbesatz mit Palmettenverzierung (Grab 2), der Säbel (Grab 1), tau­schiertes Pferdegeschirr (Grab 1), ein goldenes Augenblech? (Grab 2) sowie die den allgemein zur Nomadentracht ge­hörenden Kaftan mit weiten Armein schmückende Silber­manschette und die Saumverzierungen (Grab 1,2,3) zum Vorschein. Die Mitte der anderen Gruppe bildet das Frau­engrab 9, das drittreichste Grab dieses Gräbefeldes, das un­bedingt an den im Grab 1 oder 2 ruhenden Mann zu binden ist, wenngleich es von diesen dennoch separiert und in der Mitte der zweiten Gruppe lag. Unter den im Grab geborgenen Beigaben verdient das zum Tragen am Hals oben mit zwei Bohrungen versehene Amulett Beachtung, auf dem ähnliche schamanistische Zeichen wie auf dem Trinkgefäß von Gégény erkennbar sind. Diese runden ein­geritzten Zeichen lassen sich ebenso wie die archaischen Motive an den quadratischen Beschlägen des Gürtels aus Grab 2 auf entfernte Parallelen zurückführen. Im Umkreis der Bestattung ruhten jene Mitglieder der Gemeinschaft, welche nicht zum unmittelbaren Gefolge der Männer von Grab 1 und 2 gehörten. Ihre Separierung innerhalb des Gräberfeldes läßt diese Absonderung noch deutlicher wer­den. Die männlichen Mitglieder der Gemeinschaften beider eben beschriebener Gräberfelder - sowohl Poroshalom als auch Orhalom - standen höchstwahrscheinlich als Bewaff­nete im Dienste des Burgherren von Bihar. Bei den in Grab 1 und 2 von Poroshalom ruhenden Männern könnte es sich um Stammes- bzw. Sippenoberhäupter oder vornehme Krieger aus deren militärischem Gefolge gehandelt haben. Auf Grund der zum Vorschein gelangten Funde ist das Gräberfeld an den Beginn des 10. Jahrhunderts zu datieren. Vom Gebiet des Komitats stammt darüber hinaus ein weiterer landnahmezeitlicher Fund herausragender Be­deutung, und zwar eine Taschenplatte. Allerdings wurde der Gegenstand nicht im Boden, sondern an sekundärer Stelle gefunden, was seine historische Wertung für das Ko­rn itat stark vermindert. 17. Unbekannter Fundort (Ortsinneres von Báránd) {Abb. 253, Taf. 365-367) Im Juni des Jahres 1998 brachten zwei junge Männer eine mit grüner Patina bedeckte, silbervergoldete Taschen­platte sowie einen stark korrodierten Eisensteigbügel ins Déri-Museum. Wie sie angaben, war man beim Abriss ihres Hauses in Báránd unter dem Lehmbewurf der dem Fuß­boden zugewandten Seite der Decke auf die beiden Gegen­stände gestoßen. Sie wollten etwas über die ursprüngliche Funktion und das Alter der Gegenstände erfahren, lehnten es aber entschieden ab, die Funde dem Museum zu über­geben bzw. zu verkaufen, da sie diese als ihr Eigentum ansahen. Später erzählte der Vater der jungen Männer, von seinem Großvater und Urgroßvater gehört zu haben, dass sein 1818(20) geborener und am 2. August 1873 verstor­bener Ururgroßvater häufig einen großen Schatz erwähnte, den er an einem sicheren Ort versteckt hielt. Außer ihm hatte den Schatz keiner der Nachfahren zu Gesicht bekom­men, d.h. keine der nachfolgenden Generationen der Fa­milie wusste konkret, worum es sich dabei handelte. Am 10. Juni 1998 holte man die beiden Gegenstände - die landnahmezeitliche Taschenplatte und den Eisensteig­bügel - ins Déri-Museum, um sie restaurieren, zeichnen und fotografieren zu können. Die beiden Finder und gleich­zeitigen Eigentümer gaben dazu sowie zur Veröffentlichung der Gegenstände ihre Zustimmung und überließen sie dem Museum kurzzeitig als Leihgaben. Während dieser Zeit wurden die beiden Gegenstände unter Denkmalschutz ge­stellt. Plötzlich verweigerten die Eigentümer ihre Zustim­mung zur Publikation und ersuchten um Geheimhaltung ihrer Namen und Anschrift. Die Stücke befinden sich auch heute in ihrem Gewahrsam. Die beiden in Sekundärlage gefundenen Gegenstän­de gehörten offensichtlich zu einem reichen Grab. Wie sie in den Besitz des später in Báránd ein Haus errichtenden Ururgroßvaters gelangten, stellte sich im Laufe der Gesprä­che mit den Familienangehörigen heraus. Ihr zwischen 1818(20) und 1873 lebender Ahne hatte sich zusammen mit anderen Dorfbewohnern für die gut bezahlten Erdar­beiten der nach 1850 beginnenden Theiß-Regulierung an­werben lassen. Mit diesen Arbeiten wurde im Raum Ti­szadob-Tiszadada begonnen, und hier dürften die Arbeiter auf das reiche landnahmezeitliche Grab gestoßen sein. Die Beigaben verteilten sie untereinander, wobei dem Urur­großvater offenbar die beiden obigen Stücke zufielen. Wahrscheinlich wurden nicht alle Stücke aus dem Grab später als Edelmetalle wiederverwendet, sondern befinden sich im noch nicht identifizierten Material irgendeines nord­ostungarischen Museums. Die völlig unversehrte Taschenplatte ist unter allen bisher zum Vorschein gelangten Exemplaren am besten er­halten. Auch auf Grund ihrer Ausarbeitung muss man sie zu den ausdrucksvollsten, die reifsten Stilmerkmale aufwei­senden, herausragendsten Stücken der Metallkunst zählen. Als Material der Taschenplatte wurde für die Vorderseite vergoldetes Silber, fur die Rückseite Kupfer verwendet. Die Vorderplatte umrahmt ein aus Silberblech ausgeschnittenes glattes Band, das man mittels Nieten an der verzierten vor­deren und der kupfernen rückwärtigen Platte befestigte. Aus der Vorderseite der Taschenplatte heben sich - fast die ganze Fläche bedeckende, plastischen Ranken entwachsende fleischige, aber dennoch graziös gewundene - Palmetten­sträuße heraus. Durch das Punzieren erscheinen die Blätter der Palmettensträuße und die Änderung der Ranken bei­nahe lebendig, und die Schraffierung am Rand der Blätter bereichert die Ausarbeitung der Fläche weiter. Die Mitte der vorderen Platte nimmt ein gewaltiger, mit lebensstrot­zenden Palmettensträußen verflochtener Lebensbaum ein. Seine Äste beherrschen den oberen Rand der Taschenplatte in ganzer Breite. Das erhabene Muster hat der Goldschmied vorher eingraviert und anschließend dann durch Zurück­hämmern des Hindergrundes und Vergoldung hervorgeho-

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