M. Nepper Ibolya: Hajdú-Bihar megye 10-11. századi sírleletei 1. rész (Budapest-Debrecen, 2002)

Zusammenfassung

Gegenstände wie Gürtelbeschläge oder beinerne Köcher­verschlussplatten) erhärten die Annahme, dass man die Er­öffnung des Gräberfeldes in jenen Zeitraum setzen kann, als die noch lebenden Vertreter der ersten Generation die Verhaltensformen der Gemeinschaft bestimmten. Symbo­lische Trepanation war bei den Skeletten von Grab 112 und 124 zu beobachten, doch nach dem im Grab 179 gefundenen Schädel zu urteilen, wurden auch echte Tre­panationen vorgenommen. In zwei Gräbern (84, 172) be­fanden sich Bleche zum Abdecken der Augen. Trepanation und Speisebeigaben, d.h. das Deponieren von Körperteilen verschiedener Tiere im Grab, hingen mit ihrer Glaubens­welt, ihrem Seelenglauben bzw. ihren totemistischen Vor­stellungen zusammen. In zwölf Fällen konnte der Brauch der Speisebeigabe registriert werden, wobei nur die Tier­knochen aus neun Gräbern ohne jeden Zweifel Fleischspei­sen für den Weg ins Jenseits darstellten. In zwei Fällen (Grab 130, 160) waren die beigegebenen Tierknochen Knochen von Wildgänsen, was die Vorstellungen im Zu­sammenhang mit der Glaubenswelr widerspiegelt. Dieser auch in der neuen Heimat gepflegte Brauch führt uns zu den ugrischen Schichten des uralten Seelenglaubens der Gemeinschaft. Dagegen ist der in einem Fall unter den Beigaben vorkommende Stoßzahn vom Wildschwein als Amulett aufzufassen. Erwähnung verdient in Verbindung mit der Glaubenswelt auch ein herausragender gegenständ­licher Beweis für die Zugehörigkeit zum byzantinischen Christentum, und zwar ein um den Hals getragenes byzan­tinisches Reliquiarkreuz aus Bronze. An den Fragenkreis des Seelenglaubens knüpfen ferner die Vogel- und Tierdar­stellungen an, die im Material des Gräberfeldes an Gegen­ständen unterschiedlicher Funktion auftauchen. Äußerst wichtig ist die aus Bronze gegossene, durchbrochen gear­beitete Scheibe mit Ösen (Grab 83), die in ihrer Formung auffallend der archaischen Scheibe von Pervomajskoe äh­nelt. Sehr schön sind die silbervergoldeten, Raubvogelköpfe darstellenden und an der Stelle der Augen ehemals mit Edelsteineinlagen versehenen Sattelbeschläge (Grab 103) sowie der ähnliche, allerdings weniger ausdrucksstark ge­formte untere Teil eines Kaftananhängers, der als Streufund aufgelesen wurde. Von besonderer Schönheit ist das durch­brochene Bronzescheibenpaar mit mythologischen Pferde­figuren aus dem Mädchengrab 267. Als Tierdarstellung darf man auch den im Männergrab 24 zum Vorschein gelangten beinernen Knüpfer in Form eines Schafskopfes ansehen, dessen Besitzer ihn, wie die starke Abnutzung der in der Mitte des Kopfes angebrachten senkrechten Bohrung un­terstreicht, aufgefädelt zwischen seinen übrigen Hilfsgeräten trug. Die Darstellung ist ein hervorragender Beweis für die Abstraktionsgabe des vermutlich zu derselben Gemeinschaft gehörenden Handwerkers. Auf die höhere Stellung des Grä­berfeldes in der Gesellschaft deutet die Bewaffnung hin, die sich nicht im Reichtum an Edelmetallen, sondern in der Vielfalt der Waffen und deren manigfaltigen Formen aus­drückt. Zum Vorschein kamen 19 Bögen mit Beinverstei­fungen, 29 Köcher und 2 Säbel. Bei 51 Kriegern wurden Pfeilspitzen gefunden, was unter anderem bestätigt, dass man außer beinernen auch andere Bögen verwendet hat, deren organisches Material allerdings spurlos verweste. Die zahlreichen Pfeilspitzen vertreten nahezu alle Varianten des Waffenryps, ein unikales Exemplar ist die Zündpfeilspitze aus Grab 214. Auf den Weg ins Jenseits gab man dem Verstorbenen zwischen ein bis zwölf Pfeilspitzen mit. Um ein Einzelstück handelt es sich auch bei der im Grab 258 gefundenen Axt mit Schaftlochlappen und -stütze. Die Kö­cher sind rund oder oval geformt, die Köcherbeschläge (Ei­senstäbe mit Ösen als Seitenversteifung, Beschlagbänder für den Hals bzw. Boden des Köchers) meist fragmentiert. Dar­über hinaus kamen 3 St. Köcherdeckel aus Metall, 6 St. die Köcheröffnung bedeckende Beinplatten und in fünf Gräbern die die Köcheröffnung zierenden Beinleisten zu­tage. Die Bestattung mit Pferd trat in drei Formen auf: mit ausgestopfter Pferdehaut, partielle Reiterbestattung, mit ab­gezogener Pferdehaut (symbolische Reiterbestattung). Er­wähnenswert unter den Pferdegeschirrteilen sind das Steig­bügelpaar mit Silbereinlage von Grab 41 bzw. mit Bron­zeeinlage von Grab 258. Eine Seltenheit ist die Trense von sog. Petschenegen-Typ aus Grab 24, und auch auf das Grab 129 einer ehemals vermutlich ranghohen Person soll hier verwiesen werden, in dem sich die aus Knochen geschnitz­ten Trensenknebel zusammen mit den zwar fragmentierten, aber dennoch rekonstruierbaren Trensenösen und dem ei­sernen Mundstück befanden. Uber im Grab deponierte Sättel liegen ebenfalls mehrere Angaben vor: silbervergoldete Sattelverzierungen im Grab 103 bzw. der Sattelbeschlag im Grab 108. Was die Männertracht anlangt, kann man vor der detaillierten Aufarbeitung nur soviel sagen, dass die Beigaben - goldene Zopfringe, große silbervergoldete Kaf­tanknöpfe, Perlen, Arminge gegossen und aus Silberblech - den der Vermögenslage ranghoher Freier entsprechenden Reichtum widerspiegeln. Gürtelgarnituren kamen nicht zum Vorschein, lediglich einzelne Beschläge könnten auf das Vorhandensein eines beschlagverzierten Gürtels im Grab hindeuten. Eine Prägung des Kaisers Konstantinos Porphyrogenetos VII. und seines Sohnes und Mitkaisers Romanos II. sowie eine Münze aus Norditalien im Beiga­benmaterial der Männergräber zeugen von der Teilnahme an den Streifzügen. Die Rettungsgrabung am Fundorr Sárrétudvari-Hí­zóföld ermöglichte selbst im Falle der mehr als ärmlich erscheinenden Frauengräber Beobachtungen, auf deren Grundlage die Gewand- und die Haartracht rekonstruiert werden konnten. Im Allgemeinen wiesen ihre Gewänder reichlich Edelmetallschmuck auf. Von daher dürften in den dem Frauengrab 103 ähnelnden Gräbern Frauen geruht haben, die zur Schicht der Stammesaristokratie gehörten. Wo das nicht der Fall war, strahlten simple farbige Glas­perlen und gepresste Beschläge an der Kleidung bzw. im Haar die ihrem Rang angemessene Einfachheit und Würde aus. Den Ausschnitt der Obergewänder bzw. Unterkleider schmückten silberne oder bronzevergoldete runde Hemd­kragenbeschläge und solche mit Anhängern. Diese Verzie-

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