Dankó Imre szerk.: Bolgár tanulmányok IV. (A Hajdú-Bihar Megyei Múzeumok Közleményei 41. Debrecen, 1983)

V. Szathmári Ibolya: Egy élő bolgár népszokás: a martenicska

Ibolya V. Szathmári EIN LEBENDIGER BULGARISCHER VOLKSBRAUCH: MARTEN1SCHKA Die Volkskultur und die volkstümliche Lebensweise der Bulgaren wird von ungarischen Forschern schon seit langer Zeit untersucht. In der vorliegenden Arbeit wird auf all jene in Un­garisch verfassten Aufzeichnungen und Bearbeitungen hingewiesen, die seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts in Verbindung mit der Lebensweise und den Bräuchen des bulgarischen Volkes regel­mässig erschienen sind. Zu den erwähnten Themenkreisen erblickten vom Beginn der 1870/80-er Jahre an aus der Feder von Fülöp Félix Kanitz und Adolf Strausz auch schon Sammelbände das Licht der Welt, womit diese den bulgarischen Forschern sogar um zwei Jahrzehnte voraus waren. Hervorragende Verdienste in der Bekanntmachung mit der bulgarischen Ethnographie haben sich auch Géza Czirbusz, Zoltán Szilárdy, István Györffy und der ehemalige Direktor des Déri Museums zu Debrecen, IstvánEcsedi, erworben. In der vorliegenden Arbeit wird — anknüpfend an den vergleichend-historischen Charakter der Forschungen — ein auch heute noch anzutreffender bulgarischer Volksbrauch vorgestellt. Er wird Martenischka genannt und ist mit dem Traditionskreis des Frühlingserwartens verbunden. Die Untersuchung eben dieses Traditionskreises stand schon des öfteren im Mittelpunkt der Forschungen der bulgarischen Ethnographen (Ch. Vakarelski, Arnaudov, Kolewa, Wasiljewa, Jordanowa, J. Popowa). Die Forscher stellen einhellig fest, dass es sich hierbei um einen der am wei­testen verbreiteten und bekanntesten Bräuche unter den traditionellen Volksbräuchen zum Frühlin bei dem bulgarischen Volk handelt: Der 1. März ist das Fest des Frühlings und Martenischka ist Zeichen und Verkünder des Frühlings. An diesem Tag wurde jedem lebenden Wesen Martenischka angesteckt, damit es das ganze Jahr hindurch glücklich und gesund bleibe. In der vorliegenden Arbeit wird darauf hingewiesen, dass man sich bei der Untersuchung des Traditionskreises von Martenischka vor Augen halten muss, dass der 1. März einerseits den Früh­lingsbeginn darstellt, andererseits aber auch — dem alten Kalender zufolge — einstmals das Neujahr den Jahresbeginn für die slawischen Völker bedeutete. So können in dem sich um diesen Tag weben­den Brauchkreis gleichermassen die mit dem Jahresbeginn wie auch mit dem Frühlingsbeginn ver­bundenen Bräuche entdeckt werden. Bis in die alte Glaubenswelt der Naturwölker reicht jene Vorstellung zurück, wonach der ewige Feind des Menschen, das Schlechte und das Böse, dann besonders schadhaft, wird, wenn etwas neues beginnt. Der Frühling und der Jahresbeginn (der 1. März) sind nun aber gerade solche Wendepunkte; sie bringen die Neubelebung und Wiedergeburt der Natur, den Beginn neuen Lebens und den Beginn eines neuen Jahres. Da vermehren sich auch die Schädlinge und die feindlichen Mächte, vor denen geschützt werden muss. Unter den magischen Methoden dieses Schutzes ist in Bulgarien auch Martenischka anzutreffen. Dieser Brauch hat also die Funktion, das Böse zu vertrei­ben und fernzuhalten von all den Lebewesen, denen Martenischka angesteckt wurde. Diese schützende und behütende Funktion, mit dem Fremdwort: die apotropäische Eigenschaft, werden Martenischka durch die Farben Rot und Weiss verliehen. Diesen Farben wird seit Urzeiten schon schützende und abwehrende Kraft zugesprochen. So wurde das aus roten und weissen Fäden geflochtene Martenischka eben aufgrund seiner schützenden und behütenden Eigenschaft am 1. März neugeborenen Kindern, um die man sich bangte, jungem Viehzeug, kurz vor der Blüte stehenden Obstbäumen u. a. angesteckt. Der Zeitpunkt für das Anbringen von Martenischka (1. März) lag fest, während es bei der Dauer des Tragens Abweichungen geben konnte (Vom 1. bis 9. März, den ganzen Monat hindurch, bis zur Ankunft der ersten Schwalbe oder des ersten Storches). Das abgenommene Martenischka konnte, unter einem Stein verborgen, nach einer gewissen Zeit auch weissagende Funktion annehmen (in Bezug auf die Heirat von Mädchen und den Reichtum der kommenden Ernte). Diese Funktion wird durch die Bezeichnung von Martenischka als „gadajene", „gaduschka" oder „gadalunka", welche besonders in Mittel- und Nordbulgarien gebräuchlich sind, ausgedrückt. Die im ganzen

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