Ujváry Zoltán: Varia Folkloristica (A Hajdú-Bihar Megyei Múzeumok Közleményei 25. Debrecen, 1975)
Német nyelvű kivonat
spielen der Kinder gezählt. In manchen Ortschaften ist es mit bestimmten Tagen oder festlichen Anlässen verbunden. In diesen Fällen hat das Spiel bzw. das Lied eine ganz andere Funktion, als im Falle einfacher Spiele. In Mánfa (Ungarn, Komitat Baranya) spielen die Kinder das Brückenspiel zu Ostern. Es war mit dem Glauben verbunden, dass der Hagel ebenso weit zöge, wie man das Lied hören kann. In Ipolybalog (Komitat Hont) wurde das Brückenspiel am Palmsonntag gespielt und mit der Vernichtung der Strohpuppe verbunden, die den Winter symbolisierte. Im Komitat Trentschin trugen die slowakischen Mädchen ebenfalls am Palmsonntag, nach der vierzigtägigen Fastenzeit, einen mit Bändern geschmückten Weidenzweig durch das Dorf; sie zogen singend von Haus zu Haus und sammelten Geld, Eier, Kuchen und andere Geschenke. Bei jedem Haus sangen sie das Lied mit dem Refrain Hoja, Dunda, hoja. Nehmen wir die Frühlingszeit und die erwähnten Anlässe vom Gesichtspunkt der Funktion des Spiels bzw. des Liedes in Betracht, so können wir dem Lied mit dem eigenartigen Refrain zweifellos einen tiefen Sinn zusprechen. Wir können die Möglichkeit zulassen, dass das Spiel bzw. Lied der Tradition angehörte, die den Kampf des Winters und des Frühlings ausdrückte. In den Brückenspielen dürften möglicherweise der Abgang des Winters und das Eintreffen des Sommers zum Ausdruck kommen. Zweifellos bedeuten nämlich all die Frühlingsbräuche, mit denen das Lied mit dem besagten Kehrreim verbunden ist, das Fernhalten der bösen Geister, ihre Überwältigung und den Beginn einer neuen Jahreszeit. Meines Erachtens sind diese Gesichtspunkte bei der Untersuchung der Frage nicht zu vernachlässigen. In den angeführten Beispielen (Mánfa, Ipolybalog usw.) hat das Brükkenspiel zweifellos eine ganz andere Funktion, als in den anderen Fällen : es ist nicht bloss ein Spiel schlechthin, sonder der feste Bestandteil eines gewissen Ritus. Für uns ist bei der Untersuchung eines Phänomens die Funktion ausschlaggebend, die es erfüllt. Die aufgetauchten Probleme verlangen eine aus funktionellen Gesichtspunkten geführte, eingehende Untersuchung und berechtigen uns zur weiteren Forschung. In der Lösung der einzelnen Fragen ist auch die Feststellung der gebietsmässigen Verbreitung des Spiels eine nützliche Hilfe. BRÄUCHE UND GLAUBEN AUS DER GROSSEN SCHÜTTINSEL UND DER GEGEND VON NEUTRA Infolge der territorialen Abgrenzung erfolgt die Erforschung der Volkskultur der mit den Nachbarvölkern zusammenlebenden Ungarn merklich langsamer, als in Ungarn. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die Aufdeckung der Traditionen von Gemeinschaften, die entlang der Sprachgrenze leben, denn ihre Volkskultur liefert zahlreiche Beispiele für die Kontakte mit den Nachbarvölkern und vermag Fragen bezüglich der Übergabe und Übernahme sowie der gebietsmässigen Verbreitung von Kulturerscheinungen zu beantworten. Die Volksgemeinschaften entlang der Sprachgrenzen bilden eine Brücke zwischen dem Inneren des Landes und der Kultur der benachbarten, und darüber hinaus, der weiter entfernt lebenden Völker. Die mit fremden Gebieten in Berührung stehenden Ungarn vermitteln einerseits die ungarische Volkskultur, und empfangen andrerseits - durch verschiedene Überleitungen - die europäische Kultur; sie schalten somit das Ungartum in den Kreislauf der europäischen Volkskultur ein. Anlässlich meiner Studienreise in der Slowakei im Jahre 1963 habe ich auf der Grossen Schüttinsel und in der Umgebung von Neutra Folklore- und vor allem Brauchmaterial gesammelt. Meine Aufmerksamkeit galt vor allem den landwirtschaftlichen Bräuchen, doch habe ich auch Kalenderbräuche und andere, an keine festen Tage gebundenen Traditionen notiert, und Lieder sowie Sagen auf dem Tonband registriert. Hier nun einige Einzelheiten aus dieser Sammlung. Ich möchte hier die Bräuche des Luzientages hervorheben, insbesondere die Tradition der Lutzelfrau. Am Vorabend des Luzientages verkleiden sich die Burschen, seltener auch die Mädchen als Lutzelfrau. Die Burschen ziehen ein weisses Frauenkleid an, hüllen sich aber zumeist in weisse Laken ein. Zu einem Luzienkleid werden zwei Laken gebraucht. Aus dem einen wird der Rock gemacht, der vom Boden bis zur Hüfte reicht; der Betreffende wickelt sich in das Laken ein und befestigt es mit einer Nadel an die Hose oder an die Jacke; gelegentlich wird es mit einer Schnur um die Hüfte festgebunden. Das andere Laken dient als Mantel, das vorne, an der Brust, zusammengehalten, mit einigen Stichen zusammengenäht oder anderswie befestigt wird, damit es nicht herabrutscht. Statt dieses zweiten Lakens ziehen die Burschen oft ein weisses Hemd an, das ausserhalb der Hose herabhängt und, zusammen mit dem als Rock benützten Laken, die weissgekleidete Figur der Lutzelfrau veranschaulicht. Die Darsteller der Lutzelfrau trachten mög-