A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 2006 (Debrecen, 2007)
Néprajz, kulturális antropológia - Surányi Béla: A Kárpát-medence paraszti növényhasználata a XVIII–XX. században
140 SURÁNYIBÉLA Surányi, Béla BÄUERLICHE PFLANZENWIRTSCHAFT DES KARPATENBECKENS IM 18-20. JH. Mit dem Aufkommen der Landwirtschaft hat sich die Beziehung von Mensch und Natur verändert. Pflanzenanbau und Viehzucht steuerten dem Wohlstand der Menschen mehr Sicherheit bei. Die Verbesserung der Lebensverhältnisse förderte die gesellschaftliche Entwicklung und die der geistigen neben der materiellen Kultur. Vorreiter der Agrarkultur, die ersten Ackerbauern und später die Bauern spielten bei der Umgestaltung der natürlichen Umgebung eine bedeutende Rolle. Durch Abholzung, Umwandlung von Grasland in Acker, Trockenlegung von Sümpfen u. ä. erweiterten sie Ackerflächen und so schuf die Arbeit von mehreren Generationen die biologischen Grundlagen der Landwirtschaft, die Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten, was, den jeweiligen Gegebenheiten der Umwelt angepasst, den Fortbestand der Gesellschaft sicherte. Das bäuerliche Dasein bedeutete nicht nur einen Beruf, sondern auch Lebensart und Denkweise. Bauernwirtschaften waren in erster Linie auf Selbstversorgung eingestellt, ausschließliche Produktion für den Markt war nur für eine dünne Schicht dieser Teilgesellschaft charakteristisch und wies zeitlich und räumlich große Unterschiede auf. Bäuerliche Agrarkultur ernährt sich aus vielen Wurzeln und ein charakteristisches Merkmal dafür ist das Beharren auf Traditionen. Das alles heißt aber nicht, dass sie sich vor Neuem verschluss - nur dass die Erfahrungen der Generationen mehr Gewicht hatten als in der Praxis noch nicht gespürte Vorteile des Neuen. Zur Schaffung der vielfältigen Agrarwelt des Karpatenbeckens hat die ungarische Leibeigenen- und Bauerngesellschaft Bedeutendes beigetragen, indem sie die Verwendung der Pflanzenarten in der landwirtschaftlichen Produktion, im Pflanzenanbau, Jahrhunderte lang mitgestaltete und bereicherte. In unserer Zusammenstellung möchten wir einen kurzen Überblick über die Pflanzenarten im Ackerbau, Garten-, Wein- und Obstanbau geben, die heutzutage schon als biologische Relikte gelten. Die vom Bauerntum entwickelte landschaftsbestimmte Landwirtschaft hilft uns durch ihre Anbaumethoden, technischen Mittel und auf die Landschaft abgestimmte Wahl der Pflanzenarten zu verstehen, wie man in verhältnismäßiger Harmonie mit der Natur leben kann, die wir nicht nur gestalten, sondern von der wir einen Teil bilden. Von der „Wiederentdeckung" der traditionellen Bauernwirtschaft zeugt der Aufschwung der so genannten ÖkoWirtschaft.