A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1997-1998 (Debrecen, 1999)
Utak a múltba - Geszelyi Tamás: Ein Kaiserkameo as Mojgrád (Porolissum)
Tamás Gesztelyi EIN KAISERKAMEO AUS MOJGRÁD Das Ungarische Nationalmuseum hat einen hervorragenden Kameo 1879 erworben. Nach dem Inventarbuch ist das Stück in Mojgrád (Porolissum in Dazien) in demselben Jahr gefunden. Auf der linken Hälfte des Kameos thront ein bis zur Lende nackter junger Mann. In der Rechten hält er zwei Ähren, in der Linken eine lange Bündel-Fackel. Das vordere Bein des Throns ist mit einer Sphinx geschmückt. Gegenüber dem Mann, auf der rechten Hälfte der Grundfläche steht ein belaubter Baum. Die nächste Parallele der sitzenden Gestalt ist ohne Zweifel auf einem Kameo in Wien zu sehen, wo ein jugendlicher Herrscher (Augustus oder Caligula) neben Dea Roma thront. Typologisch gehören sie zu der Gruppe der sog. Kaiserkameen, an denen der Herrscher mit göttlichen Attributen auf einem Thron sitzt. Was die Person des dargestellten Mannes beim Budapester Kameo betrifft, soll er aufgrund der geraden Stirn-Nasenlinie und der zurückgebogenen Kinn Claudius sein. Ähre und Fackel sind die Attribute der Demeter-Ceres. In der frühen Kaiserzeit erscheint sie auf Münzen mit diesen Insignien erst unter Claudius, mit der Inschrift: CERES AVGVSTA. Es ist aber beispiellos, daß selbst der Kaiser die Ceres' Attributen trägt. Damit wollte Claudius seine persönliche Verpflichtung gegenüber der Getreideversorgung der Stadt Rom und gegenüber dem Kult der ihm helfenden Göttin zum Ausdruck bringen. Dieses Bestreben ist durch mehrere Quellen bestätigt. Ein bestimmendes Motiv des Budapester Kameo ist ein Baum, nach dem die thronende Gestalt mit Ehrfurcht blickt. Aufgrund der großen, zackigen Blätter können wir ihn gewiß für einen Feigenbaum halten. Ein kultisch geehrter Feigenbaum kann kein anderer sein als die Ficus Ruminalis. Die Ehre dieses Baumes stammt aus der Legende, wonach die Wiege der in den Tiber gelegten Zwillinge unter einem Feigenbaum gelandet ist. Die Aktualität der Darstellung ist in der Feierlichkeit zu suchen, die an der 800. Jahreswende der Gründung von Rom veranstaltet worden ist. In der Szene verknüpfen sich also zwei Gedanken: die Säkularfeier im Jahre 47 und die Getreideversorgung der Stadt Rom. Die Verbindung zwischen ihnen können wir damit erklären, daß die ludi saeculares seit Augustus die Rückkehr der aurea aetas verkündigten, deren offensichtlichste Manifestation die Getreidefülle war. Der Kameo selbst ist ein gut komponiertes, aber weniger anspruchsvoll ausgeführtes Werk der zeitgenössischen Hofkunst. Gegenüber der starren Feierlichkeit des Wiener Kameos steht der Budapester Kameo mit seiner lockeren, zwanglosen Darstellungsart der hellenistischen Tradition näher. Dieser Stil paßt gut zum Kameenschnitt der claudischen Epoche. 208