A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1983-84 (Debrecen, 1985)

Történelem - Nyakas Miklós: Das kulturelle Leben der Debrecener Drucker in der Zeit des Kapitalismus

fanden die Vertreter der einzelnen Berufe in den verschiedenen Schauspielgruppen und Liedertafeln dennoch immer wieder zusammen. Von den Schauspielgruppen wurden in erster Linie Volksstücke und Operetten aufgeführt. Die in den 1920-er Jahren zwischen dem örtlichen Theater und den Arbei­terschauspielgruppen entstehende Verbindung lieferte gute Anregungen, denn so gelangten die Arbei­ter zu vereinfachten Stücken, die sie auch mit ihrer erst in den Anfängen steckenden Bühnentechnik vortragen konnten. Eine wichtige Rolle spielten auch die fachliches und allgemeines Wissen verbreitenden Vorträge, die zuweilen sogar den Charakter organisierter Lehrgänge annahmen. Die materielle Basis hierfür wurde von der Gewerkschaft geschaffen. Die im Gewerkschaftsstammhaus der Drucker veranstalteten Vorträge wurden gewöhnlich so miteinander gepaart, dass auf einen Fachvortrag ein allgemein interessierender, zumeist kultureller, medizinischer oder pädagogischer Vortrag folgte, oder aber umgekehrt. Ein besonders schöner Charakterzug im kulturellen Leben der Drucker bestand in der bewussten Traditionspflege. Sie waren hier darum bemüht, die Geschichte der Ortsbewegung aufzudecken und das Gedächtnis grosser Druckerpersönlichkeiten zu pflegen. An dieser Stelle soll erwähnt werden, dass sie jedes Jahr ein sogenanntes János-Fest (János=Johannes) veranstalteten, mit dem sie Jo­hannes Gutenberg gedenken wollten. Dieses Fest war der Formung des einheitlichen gesellschaftlich­geschichtlichen Bewusstseins der Drucker dienlich. Von ganz besonderer Bedeutung waren dann die Veranstaltungen anlässlich des Gutenberg-Jahres (1940). Als neuartige Initiative galt die Herausbildung enger Verbindungen zwischen den Gewerk­schaften der Drucker im Innern des Landes und in der Hauptstadt. Die kulturelle Betätigung der Debrecener Drucker diente nie dem Selbstzweck und war vor allem nicht frei von Politik. Zum einen traten sie in den 1930-er Jahren gegen die sich abzeichnenden ultra­rechten, faschistischen Tendenzen auf, zum anderen knüpften sie feste Verbindungen zu der ortsan­sässigen linksgerichteten bürgerlichen Intelligenz. Trotzdem die Druckergewerkschaft ausdrücklich sozialdemokratisch eingestellt war, fanden einzelne unter ihren Mitgliedern auch den Weg zur ille­galen kommunistischen Bewegung. 182

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