A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1981 (Debrecen, 1983)
Néprajz - Varga Gyula: Anbau und Verarbeitung von Hanft im Bezirk Hajdu-Bihar
Gyula Varga ANBAU UND VERARBEITUNG VON HANF IM BEZIRK HAJDU-BIHAR Bis hin zu den 1950-er Jahren beschäftigte man sich auf dem Gebiet des Bezirkes Hajdu-Bihar mit dem Anbau und der Verarbeitung von Hanf, und zwar vorwiegend in den Dörfern der Landstriche Bihar und Nyír sowie längs der Theiss. Der Hanf wurde meistens in Gärten oder am Feldsaum ausgesät. War er einmal aufgelaufen, so benötigte der Hanf keine weitere Pflege mehr. Zur Fasergewinnung eignete sich der blühende Hanf besser. Er wurde in voller Blüte gerupft (ung.: nyűtték a kendert), das heisst, mit dem Stiel aufgezogen und dann zu Garben gebunden is stehenden Gewässern geweicht. (In Gáborján wurde in den 1930-er Jahren eine aus artesischen Brunnen künstlich bewässerte Weichungsanlage erbaut.) Das Brechen des getrockneten Hanfes — sowie von nun an alle Arbeiten — war Aufgabe der Frauen. Dies geschah mit dem gezahnten oder glatten Hanfbrecher (ung.: törő oder tiló). Der gebrochene Hanf wurde nun gebündelt und die einzelnen Stückeinheiten wurden von jetzt an in verschiedener Weise gezählt (számolták), um schon im voraus feststellen zu können, mit wieviel Leinen zu rechnen ist. Dieses Zählen setzt sich aus recht vielen Faktoren zusammen und stellt bei uns eine nicht immer ganz eindeutige Tätigkeit dar. (Solche Einheiten waren: fej, kita = 12 fej oder 24 fej, usw.) Das Werg wurde gehechelt (ung.: szapulták a szöszt), das heisst, es wurde gewaschen und gebleicht (ung.: mosták, fehérítették), mit den Füssen weich gestampft (ung.: dörzsölés), und dann gekämmt, was gleichzeitig die Klassifizierunk bedeutete (ung.: gerebenezés). Das Spinnen gehörte auch bei uns zu den wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen und war reich an Brauchüberlieferungen. Der Faden wurde von der Spindel gehaspelt (ung.: motolálták), wobei seine Länge gemessen wurde. Dann wurde der Faden noch einmal gewaschen und danach aufgewickelt. Hierauf folgte das wichtigste Moment der Verarbeitung, das Weben. In unserm Bezirk wurden überall liegende Webstühle benutzt, mit Ausnahme der für die Fertigung von Flachstricken geeigneten Kordelwebstühle (ung.: madzagszövő). Bis Ende des vergangenen Jahrhunderts gab es hier die aufgefussten Webstühle grösseren Ausmasses, welche zum Weben eingerammt werden mussten. Später wurden in Anlehnung an die Webstühle der Leinenweber ordentlich verstärkte, auf Beinen stehende Webstühle hergestellt. Ihre Form war je nach der Lanschaft einwenig unterschiedlich, namentlich das sogenannte Rollenträgergestell; doch das System für die per Fuss bedienbaren Schäfte (ung.: nyüstök) und für die Blätter (ung.-.ráverő bordák) war immer gleich. Das Weben galt in erster Linie als Frauenarbeit. Sie fertigten vorwiegend einfache glatte Gebrauchsleinen, kannten aber auch Streifenmusten in verschiedenen Farben. Diese wurden glatt (ung.: simán), das heisst, durch den Wechsel des jeweiligen Pedals, mit Hilfe des im Ungarischen „deszkázás" genannten Verfahrens, wobei die vorher ausgewählten Fäden unter Zuhilfenahme eines Brettes (ung.: deszka) an der entsprechenden Stelle geöffnet wurden, oder aber mit der in Ungarischen „szedettesTechnik" genannten Art gewebt. Bei letzterem Verfahren wurde jedes Muster einzeln von Hand in die aufgescherten Fäden eingesetzt. Bekannt waren auch die Knotentechnik (göbös), das löcherige (ung. : lyukacsos) und das elliptische (ung. : kihagyásos) We308