A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1974 (Debrecen, 1975)

Néprajz - Módy Gyorgy: Zur folkloristischen Untersuchung den Verhältnisses zwischen den Volkskenntnissen und der Wirklichtkeit

Die dritte Geschichte umfasst die „Forschung" auf der Stätte des angeblichen Szent­péterszeg Klosters und in Váncsods altem Friedhof. Die archäologisch-historische For­schung hat aber bisher noch nicht bewiesen, ob Szentpéterszeg, ähnlich wie Vancsod, einmal vernichtet und anderswo neubesiedelt würde. Es gibt ebenso keine Angabe über ein dor­tiges Kloster. Hier, auf dem Kovadomb (domb = Hügel) hat Sándor Balogh nicht gegraben, nur die bezügliche Volkstradition zusammengefasst. Auf der Stätte der alten Váncsoder Kirche hat er aber die Reste von Holzsärgen aus den 15-16. Jahrhunderten gefunden. 3 ' 1­ж Die vierte Geschichte zeigt besonders gut, wie tief die wirklichen Umstände im Tradi­tionssystem des Volksaberglaubens eingewurzelt sein können. Über einen bestimmten Punkt gerät der Wirklichkeitskern in die Sphäre des Volksaberglaubens. Er kann, getrennt von Ort, Zeit, Person, mit zahlreichen ungarischen und europäischen Parallelen ad die allgemeine Volkstradition geknüpft werden. Diese Erzählung wird nur durch die anwesenden Personen, durch den konkreten Platz mit der Wirklichkeit verbunden. Sie ist eigentlich eine interes­sante Variante der Sagen über den Schatz, die von Sándor Balogh als eine schön gefasste Erzählung vorgetragen wurde. Mann kann wichtige Elemente des Schatzerwerbens in Sándor Baloghs Geschichte be­merken. Der Erzähler nimmt Kenntnis von dem Schatz durch Traum. Das gibt ihm Anlass auf dem im Traum bestimmten Platz nach Schatz zu suchen. Im Schatzuschen ist das Mo­tiv des Erträumens in der ungarischen und europäischen Volkstradition weit bekannt. In den meisten Geschichten über den unter der Erde steckenden Schatz säubert sich Schatz oder schlägt Flammen. Die „erkorene" Person nimmt das wahr und entweder er selbst beginnt, den Schatz auszugraben, oder andere versuchen, dem Erträumen nach den Schätz zu erwerben. 37-39 In der Mehrheit der Schatzgräbergeschichten sinkt der das Geld enthaltende Kessel, Topf, u. a. vor den suchenden Menschen aus einem unbekannten Grund tiefer oder verschwinden spurlos. Darum sind verschindene Zaubereinen nötig, um den Schatz zu er­werben. Sándor Balogh fand statt des gesuchten Kessels einen Kalkstein, was den Misser­folg bedeutete. Um das Ziel zu erreichen, muss man - wie das in anderen Schatzgräbersagen ebenso zu bemerken ist - zur Zauberei einentsprechende Person suchen. Zu dieser Auf­gabe nimmt die Volkstradition das siebente Kind für ausserordentlich geeignet. Dieses Mo­tiv kommt in Sándor Baloghs Geschichte und in anderen Schatzgräbersagen vor/' 0 In Verbindung mit dem schatzsehenden siebenten Kind muss noch erwähnt werden, dass das siebente Kind in unserer Geschichte in einer Glückshaut geboren ist. Die Vor­stellung über das zum siebenten geborene Kind wurde noch mit einem Motiv erweitert. Zur tatsächlich genannten Person, eigentlich zur wirklichen Tatsache kommt ein in der Volkstradition allgemein bekannter Aberglaube über die Glückshaut. Mit der Glückshaut werden verschiedene magische Handlungen vollgebracht/ 11 Nach Sándor Baloghs Meinung sehe nur das in einer Glückshaut geborene Kind den in die Erde begrabenen Schatz oder Geld. Das ist in der Wirklichkeit eine Steigerung der Aberglauben über die aussenordentli­chen Fähigkeiten des siebenten Kindes. Die Sieben hat auch in anderen Zusammenhängen eine wichtige Rolle in Beurteilung der erkorenen, in der Gemeinschaft eigenartig hervorra­genden Personen. Das sieht man zum Beispiel im Aberglaubenkreis der mit sieben Jahren zu Schamanen Erkorenen. 42 Hier könnten wir auch mehr Beispiele erwähnen, des würde uns aber in weiter Bereiche des Volksaberglaubens führen. In Verbindung mit der Schatzgräbergeschichtete möchten wir noch auf das Motiv des schon erwähnten Flammenschlagens und Sauberwerdens hinweisen. In Sándor Baloghs Er­zählung bräche ein riesengrosses Feuer aus der Erde auf, wo der Schatz versteckt wäre. Der Erklärung nach müsse das Metall sich siebenjährlich säubern, und als es sich säuberte, schlüge Flammen. In der Mehrheit der Schatzsagen ist dieses Motiv aufzufinden. Blaue Flam­me, rote Flamme bricht aus der Erde auf, als sich der Schatz preisgibt. 43 Unsere Geschichte über das in Glückshaut geborene schatzsehende siebente Kind ist also für eine Variante der Schatzgräbersagen aufzufassen, deren Wesen ausser den manchen Hinweisen auf wirkliche Personen und Plätze durch die Aberglaubenmotive der Schatzsagen gegeben ist. Endlich soll noch betont werden, dass die mit dem Glauben der Besessenen suchenden Schatzgräber selbst in die mündliche Überlieferung kommen, verschiedene Anekdoten über sie erzählt werden. Von so einem besessenen Schatzgräber spricht das Volk um Tiszafüred, er wurde auch Pista Kincsásó (Schatzgräber) genannt. Der Platz, wo er lange Zeit herum­wühlend den Schatz suchte, wurde als Pistahalma (Pistas Hügel) erwähnt. Anfang der 1920-er Jahre hat sich István Ecsedi ihm beim Schatzgraben begegnet und mit ihm gespro­chen. 44 Später sammelte Sándor Szücs aus der Volksüberlieferung das ihn betreffendes Ma­terial. 45 Neuerdings kam er als Pesta Pézásó unter den mythischen Gestalten der Hortobágy in die folkloristische Literatur. 46 677

Next

/
Oldalképek
Tartalom