A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1972 (Debrecen, 1974)

Történelem - Sápi Lajos: Häuser „auf neuzugeteilten Grundstücken” in Debrecen

zwischen dem Graben und dem Dobozi - Friedhof für je zwei Hausreihen die heutigen Marx-Károly utca - früher Csillag utca (etwa: Sternstrasse) - und Bercsényi utca parzel­liert.^ Der Skizzplan nennt dieses Gebiet der damaligen Bezeichnung nach ,,Czegléd utczai taksás telkek" (etwa: Taxengrundstücke um die Ceglederstrasse). Hier wurden - Einfami­lienhäuser vorausgesetzt - 5 Klafter breite und 15 Klafter tiefe, insgesamt 75 Quadratklaf­ter grosse Grundstücke abgemessen. In ähnlichem System, mit schurgeraden Strassenlinien wurden die ,,Csapó utczai tak­sás telkek" (Taxengrundstücke um die Flausschlagerstrasse) in den Kút utca (Brunnen­strasse), Nyíl utca (Pfeilstrasse) und Homok utca (Sandstrasse) im nordöstlichen Teil der Stadt markiert; die ,,Hatvan utczai taksás telkek" (Taxengrundstücke um die Hatvaner Strasse) entstanden mit der Gestaltung der Pesti utca (Pester Strasse) und Vendég utca (Gästestrasse). Im Süden wurden mit den Késes utca (Messerschmiedestrasse) und Salét­rom utca (Salpeterstrasse) die ,,Varga utczai taksás telkek" (Taxengrundstücke um die Schusterstrasse) zustandegebracht. Die so gestalteten Grundstücke und die darauf errichteten Häuser wurden ,,üjsorosi" (etwa: neuzugeteilt) genannt, die später - wegen des zu zahlenden Jahreszinses - als Ta­xengrundstücke und Taxenhäuser im Munde des Volkes weiterlebten. Ausser den im Ar­chiv gefundenen Akten des königlichen Kommissariats zeugen noch manche Schreiben über den Nachklang dieser Verordnung. Nach ihrer ersten Veröffentlichung wurden in einigen Tagen 455 Zuteilungsgesuche eingereicht. Nach den zeitgenössischen Aufzeichnungen wurden in 1770 23 332, in 1775 25 322, in 1792 29 153, aber in 1830 schon 48 810 Bewohner registriert. Die neuen Grundbesitzer wurden mit keinem Kaufpreis oder Ablcsungsbetrag belas­tet, dafür zahlten sie der Stadt im Sinne der Verordnung des königlichen Komissärs vom 21. März 1774 jährlich 2 Forint (Gulden) Rechtsanerkennungszins (,, census"). Steuer wurde um die neuzugeteilten Immobilien gar nicht gezahlt, sondern jährlich ein halber Forint und sechzehn Tage Fronarbeit wurden geleistet. Diese zwangsmässigcn Grundstückzu­teilungen haben in Debrecens Entwicklung eine grosse Veränderung mit sich gebracht. Mit den neuen Verordnungen wurden Jahrhunderte lang geltende Gesetzmässigkeiten über­wunden, und in der Stadt hat sich eine freiere, mehr Möglichkeiten bietende Atmosphäre eingebürgert. Obwohl bei der Zuteilung der Grundstücke streng vorgeschrieben wurde, dass da nur regelmässige Wohnhäuser zu errichten waren, kam doch vor, dess hier trotzdem Gebäude unerwünschter Form und Struktur entstanden sind. Um die Errichtung von gesunden Wohn­häusern zu sichern, Hess man den städtischen Ingenieur in 1822 den Plan eines standarti­sierten Einfamilienhauses mit einheitlicher Verteilung und Ausführung, d. h. einen „Typen­plan" anfertigen. Dieser wurde dann, von Hand vervielfältigt, den Baulustigen gegeben. Das war in Debrecener der erste angewandte Typenplan, die nach ihm errichteten Bauten wurden dann als charakteristiche Debrecener Häuser bekannt. Diese Häuser enthielten zwei Zimmer und dazwischen eine Küche mit freiem Pauchzug. Das alleinstehende Einfamilienhaus mit Grundstück wurde unter der Bevölkerung im­mer populärer, 1822 musste man wegen der schnell zunehmenden Bevölkerungszahl um neue Grundstücke sorgen. An der äusseren Erscheinung der in dieser Zeit errichteten Häuser spiegelt sich der bei uns damals vorherrschende klassizistische Stil wider. Um ihn noch deutlicher geltend zu machen, wurde die Strassenseite der niedrigen ebenerdigen Häuser höher gebaut, so haben sich die charakteristischen „Gebäude mit Gänseflügeln" entwickelt, die strukturell nicht zu erklären sind. Später, mit dem Einzug des eklektischen Stils, wurde die Strassenfassende noch grösser, man trachtete nach einer geschlossenen Baureihe, indem man den freien Abschnitt der schmalen Grundstücke mit einer Zaunmauer eingebaut hat. Die Volkszählung von 1770 in der mit Graben umzogenen Stadt zeigte 23 332 Ein­wohner, die von 1970 dagegen mehr als das Siebenfache, 163 500 Mann, da auch die mit der Urbanisierung verbundene Einwanderung gesteigert ist. So kann man verstehen, dass obwohl diese vor zwei Jahrhunderten zustandegekommenen Grundstücke von 75 Qadrat­klafter und die daran errichteten Einfamilienhäuser mit zwei Zimmern und Küche vom volkswirtschaftlichen, volksgesundkeitlichen, sozialen und stadtansichtlichen Standpunkt aus zu beanstanden waren, sie aber doch einen mächtigen Fortschritt in der Entwicklung der Stadt bedeuteten. 314

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