A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1966-1967 (Debrecen, 1968)

Bálint Sándor: Szegedi világ Debrecenben

Sándor Bálint Die Beziehungen der Stadt Szeged zu Debrecen Der Aufsatz bildet einen selbständigen Teil einer grösseren Studie, die sich mit der Kultur und mit dem wirtschaftlichen Leben von Szeged befasst. Szeged war im ausgehenden Mittelalter eine der blühendsten Städte Ungarns, dessen Wohl­stand zunächst durch Transport des Salzes auf Schiffen, Wein- und Rinderhandel gesichert wurde. So wurde es ermöglicht, dass Szeged alle andere ungarische Städte übertreffend im Laufe des 15. Jahrhunderts und am Anfang des 16. Jahrhunderts die meisten Studenten an die Universitäten in Krakau und Wien schickte. Die so ausgebildete Intelligenz spielte eine grosse Rolle im Leben der Stadt im Mittelalter, auch die Kaufleute waren gebildete Menschen. Szeged fiel 1543 bzw. nach einem erfolglosen Rückeroberungsversuch, dessen Pläne in Debrecen zustande gekommen waren, 1552 in die Hände der Türken, wo sie bis zum Jahre 1686 blieb. Die Schicht der Intelligenz und Patrizier war gezwungen ihre Stadt zu verlassen, und haupt­sächlichim drei nördlichen Städten, Debrecen, Kassa, Nagyszombat die von den Türken unmittel­sächlich im drei nördlichen Städten, Debrecen, Kassa, Nagyszombat die von den Türken un­mittelbar nicht gefährdet waren, Unterschlupf zu finden und dort ein neues Leben zu beginnen. Es gab gewiss wirtschaftliche Verbindungen zwischen den zwei tierzüchtenden Städten in der Tiefebene schon im Mittelalter, aber wir besitzen keine Dokumente darüber. Übrigens stand Deb­recen noch am Anfang des 16. Jahrhunderts unter gutherrlicher Gerichtsbarkeit, was aber immer mehr äusserlich wurde. Demgegenüber besass Szeged schon zu dieser Zeit den Rang einer könig­lichen Freistadt, und das sah man der höheren Kultur seiner Bürger, die sich aus den städtischeren gesellschaftlichen Verhältnissen ergab, und auch ihren allgemeineren wirtschaftlichen Beziehungen an. Schon nach dem Fall Szeged (1543) übersiedelte eine Anzahl von Familien unter der Führung des Oberschultheisses Mihály Tóth nach Debrecen. Ihre Zahl erhöhte sich nach dem Jahre 1552 noch mehr. Aus der Liste stellt es sich heraus, dass es mehrere Mitglieder der Intelligenz : die Studenten Gáspár, Lukács, János, Pál und Ferenc darunter waren. Dieser letztere wurde der Schwager von Péter Méliusz. Erwähnenswert ist noch Benedek Pap, der weiter nach Kassa wanderte und dort eine ganz vortreffliche Rolle in der Gesellschaft spielte. Viele Handwerker von Szeged flüchteten sich nach Debrecen. Die Mundart von Szeged kommt in den Zunftvorschriften der Goldschmiede, der Kürschner und der Schuhmacher von Debrecen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zur Geltung. Als das merkwürdigste Dokument der Einwanderung von Szeged gilt gerade die Mundart von Szeged in der Kanzleisprache in Debrecen, die auch für die Protokolle des Rates und die Schriften der Zünfte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts charakteristisch sind. Wir sind überzeugt, dass die Szegediner Kennzeichen der Schriftlichkeit, die sich im 16. Jahrhundert immer mehr verbreitete, und die Buchdruckerei wurden von den mehr gebildeten Persönlichkeiten geschaffen, die gezwungen waren, ihre Heimat, Südungarn und Szeged zu verlassen und nach dem Norden zu ziehen, welcher Prozess erst dann aufhört als die nachfolgenden Generationen der Einwanderer die traditionellen Züge ihrer Mund­art unter dem Einfluss der Sprache der Mehrheit vergessen. Est ist kennzeichnend, dass die reichen bürgerlichen Elemente, die Patrizier, die Szeged verlassen mussten, überall, in Debrecen, Kassa, Nagyszombat und Kolozsvár den Kalvinismus unterstützten. Diese Gesinnung soll sich noch in Szeged, in der Heimatstadt entwickelt haben. Die Umstände der Entstehung sind uns nicht bekannt. Man weiss nicht, ob sie mit dem Wein­handel der Stadt Szeged mit Syrmien und mit den dortigen Anfängen des Hussitismus zusammen­hängen, oder ob es sich um einen Zusammenhang mit dem europäischen Kalvinismus handelt, der durch die regen Handelsbeziehungen zustande kam. Dem Wesen nach spiegelt sich hier, wenn es in den Einzelheiten vielleicht nicht ganz klar hervortritt, die notwendige Ideologie der wirt­schaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse des damaligen Szeged wider. Der ideologische Zussammenhang des neuzeitlichen Kapitalismus mit dem kalvinistischen Puritanismus des europäischen Grossbürgertums gehört nämlich zu den bekannten Tatsachen der Geschichte. In­226

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