A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1965 (Debrecen, 1966)
Tanulmányok - Varga Antal: Der Aufstand von Debrecen im Jahre 1693
Antal Varga Der Aufstand von Debrecen im Jahre 1693 Debrecen und seine Umgebung wurden 1685 von der Regierung der Türken befreit, während die in der Nähe Debrecens liegende Burg von Várad erst nur 1692 dasselbe erlebte. Die Nähe von Várad und die Befreiung schuf für Debrecen eine schwere Lage. Es sollte viel von beiden Seiten leiden, es konnte sein blosses Dasein nur durch beständig gewährte Geschenke und mit häufigen Huldigungserklärungen sichern. In den Jahren 1685 und 1686 trieb der kaiserliche General Caraffa 1 800 000 Forint als Kontribution, der Sultan Galga 1000 Gulden als Geschenk und der Pascha von Várad 40 000 Taler als Steuer von der Bevölkerung der Stadt Debrecen ein. Eine grosse Belastung bedeuteten die Verpflegung der kaiserlichen Truppen, die Schanzarbeiten bei der Belagerung der Burg von Várad und der Transport der Soldaten. Nach der Eroberung von Várad stellte sich der Senat von Debrecen in Vertretung der reichen Debrecener Bürger auf die Seite der Habsburg-Macht und bat den König um den Titel einer königlichen Freistadt, was auch gewährt wurde. Im Jahre 1693 war Gyula die nächste von Türken besetzte Festung, die eine Gefahr für die Bevölkerung der Tiefebene bedeuten konnte, obwohl sie isoliert in der Mitte des Gebiets jenseit der Theiss stand, weil der ganze Landesteil südlich von Gyula fast vollständig von der Türkenherrschaft befreit worden war. Zur Entlastung des in kritischer Lage befindlichen Gyula führte der türkische Heerführer einen Feldzug gegen Debrecen und Nagyvárad. Sultan Galga, der Sohn des tatarischen Khans, verwüstete das mittlere und südliche Gebiet des Landesteils jenseits der Theiss, besonders die Hajdukenstädte in Bihar, und von hier begab er sich nach Debrecen. Die Stadtleitung Debrecens wurde noch zur Zeit von der Gefahr benachrichtigt, welche die Stadt bedrohte. Man war damit im klaren, was für Folgen auf die Leiter der Stadt als Verräter warteten. Daher fasste der Senat schon am 9. Oktober den Schluss, die ganze Stadt zur Flucht vor den Türken zu veranlassen. Die Mitglieder der ärmeren Schichten hatten eine andere Meinung. Sie sahen keinen ernsten Grund zur Flucht. Der Beschluss des Senats löste eine grosse Erbitterung in der Bevölkerung aus, man protestierte gegen seine Durchführung in immer höherer Anzahl und forderte die Veränderung desselben. Bald fanden sich auch Leiter der Bewegung in den Bürgern Dávid Varga und János Szemere, die in Geheimsitzungen einen Aufstand gegen die Leiter der Stadt entschlossen, und wurden darin einig, die Flucht der Bevölkerung zu verhindern. Die Unterführer des Aufstandes waren Lőrinc Nagy, János Czakó, István Csorvási, Péter Hajdú und András Majtényi. Die „Strassen" standen an der Seite von Dávid Varga und seiner Genossen, die Einwohner Debrecens wollten die Stadt nicht verlassen. In der Stadt gab es auch viele kurutzgesinnte Menschen, die dem Plan des Aufstandes zustimmten. (Der Begriff die „Strasse" umfasste damals auch ein gewisses Verwaltungsgebiet, nicht nur zwei Häuserreihen, wie es heute verstanden wird. Die Strasse als Verwaltungseinheit bestand aus mehreren kleineren und grösseren Gassen, Winkelgassen, Häuserreihen. Sie hatte eine gewisse Autonomie. Jede Strasse hatte ihren eigenen „Kapitän", „Leutnant", „Korporal" und „Zehnhäuserwirt". In dieser autonomischen Einheit kam der Wille der unteren Schichten, der in den Strassensammlungen geäussert wurde, mehr zur Geltung. Auf Grund der Beschlüsse der Strassensammlungen begann der Aufstand. Bewaffnete Aufständischen besetzten die Tore der Stadt, die Leiter gingen von Haus zu Haus und forderten die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben. Viele wurden aber unter der Wirkung der unheilverkündenden Nachrichten aus der Bihar-Gegend von Angst gepackt und wollten sich flüchten. Solche wurden auch mit Gewalt aufgehalten. Ein Teil der bewaffneten Patrouillen streiften auf den Strassen umher, um Raubtaten zu verhindern. 158