Szende Katalin – Kücsán József szerk.: Isten áldja a tisztes ipart - Tanulmányok Domonkos Ottó tiszteletére. A Soproni Múzeum kiadványai 3. (Sopron, 1998)
Wilfried Reininghaus: Zünfte und Regionen. „Zunftlandschaften" als Forschungs-problem
Thesen sind in mehrfacher Hinsicht anfechtbar, zugleich aber auch bis in die Gegenwart anregend. Zum einen gelten sie nicht für den oberdeutschen Fleckenteppich kleiner Staaten und autonomer Reichsstädte. Schmollers „borussische" Perspektive ist ergänzungsbedürftig. Zum anderen sind sie auch fur Preüßen geprägt durch eine Überbetonung der Rolle des Staates. Schmoller beschreibt eher einen Soll- als einen Ist-Zustand, weil er nur selten die Durchsetzung der staatlichen Normen überprüft. Zu vermuten ist, daß mit dem Abstand von Berlin die staatlichen Vorgaben immer weniger befolgt wurden. Ferner bestimmte Schmoller nicht genau, wann der Übergang von der autonomen Politik einzelner Zünfte und Stadt zur landesherrlichen bestimmten Zunft- und Gewerbepolitik stattfand. Er selbst und viele andere Forscher sahen den Dreißigjährigen Krieg als eine Art Wasserscheide an, ohne daß dies bisher empirisch untersucht worden wäre. Herauszufinden, wann die Periode selbstbestimmter Zünfte und Zunftverbände endete, wann die obrigkeitliche Aufsicht über Zünfte dominierte und wie lange es Übergangsphasen gab, ist mehr als nur eine Aufgabe der Handwerksgeschichte. Untersuchungen zu diesem Thema haben vielmehr auch eine nützliche Funktion in der AbsolutismusForschung, deren politische Dimension soeben neu vermessen wird 6. 3. Regionale Handwerkerbünde des späteren Mittelalters sind erst spät systematisch erforscht worden. Obwohl regionale Quellenveröffentlichungen und Publikationen, z.B. Flemming zu Sachsen 7 und Mone zum Oberrheingebiet 8, schon im 19. Jahrhundert auf sie aufmerksam machten, traten sie doch erst 1914 durch die Bearbeitung der Frankfurter Zunfturkunden und -akten in das Blickfeld 9. Karl Bücher veröffentlichte 1922 einen Aufsatz über Handwerkerverbände, in dem er die Zusammenarbeit der mittelrheinischen Zünfte im 14. bis 16. Jahrhundert skizzierte. Hieran knüpfte 1977 Frank Göttmann mit seinem Buch über Handwerkerbünde am Mittelrhein an, das die Koordination der arbeitsrechtlichen und gewerblichen Absprachen von Zünften zwischen 1348 und 1618 grundlegend behandelte 1 0. Dem Thema der regionalen Handwerks-bünde verwandt ist die Frage der geschenkten und ungeschenkten Handwerke, die Knut 6 Ronald G. Asch / Heinz Duchhardt (Hrsg.), Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550-1700), Köln 1996. 7 Max Flemming, Die Dresdener Innung von ihrer Entstehung bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens 12-14 (1896), S. 1-308. 8 F. J. Mone, Gewerbepolizei, in: Zeitschrift fur Geschichte des Oberrheins 13 (1861), ders., Zunftorganisation, in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 15 (1863) - 18 (1866). 9 Karl Bücher / Benno Schmidt (Hrsg.), Frankfurter Zunfturkunden bis zum Jahre 1612, Frankfurt 1914 (ND 1968); Karl Bücher, Mittelalterliche Handwerksverbände, in: Zeitschrift fur die gesamte Staatswissenschaft 77 (1922), S. 295-327. 1 0 Frank Göttmann, Handwerk und Bündnispolitik. Die Handwerkerbünde am Mittelrhein vom 14. bis zum 17, Jahrhundert, Frankfurt, Wiesbaden 1977. 69