Szende Katalin – Kücsán József szerk.: Isten áldja a tisztes ipart - Tanulmányok Domonkos Ottó tiszteletére. A Soproni Múzeum kiadványai 3. (Sopron, 1998)

Helmut Bräuer: Verarmungsprozesse im mitteleuropäischen Handwerk während der frühen Neuzeit

Wenn die bürgerlichen Meister, wie u.a. im Januar 1700, klagten, daß sie sich gegen die Störer kaum noch durchsetzen könnten, wird man das bei einer satten Zweidrittelmehrheit von Nichtzünftigen ernstnehmen müssen. Sogar Standes­personen ließen bei denen arbeiten. Viele Mitmeister würden daher „wegen mangl der arbeith daß broth nicht verdienen können, gäntzlich zugrundt gehen vnd an den bittern bettel stab ... gerathen..." (StLA Wien, Stadtrat, Alte Registratur,- A 1,1 (1700), Nr. 45). So verwundert es nicht, daß manche Handwerkerkarriere abbrach: die Männer wurden Soldaten, verdingten sich als Lakaien oder entwichen nach Ungarn - vor allem dann, wenn Schuldenlasten drückten. Spital-, Armenhaus- und Contumazhof-Aufenthalt bzw. der Tod in diesen kommunalen Einrichtungen ist für viele Schneidermeister und/oder ihre Witwen belegt. Die wachsende Inanspruchnahme dieser Häuser steht aber im um­gekehrten Verhältnis zum jeweiligen sozialen Status der Meister. D. h., es bereitete dem ärmeren Schneidern größere Mühe, Kranke zu Hause zu versorgen, und vielfach war das ganz ausgeschlossen. Auf der sozialen Stufenleiter nimmt nach unten hin auch die bei der Handwerksübergabe den Nachfolgern auferlegte Verpflichtung zu, den alten Vorgänger oder seine Witwe in der Folgezeit mittels Wohnung, Verpflegung, Kleidung, Holz und Licht zu erhalten. Und es lassen sich in den unteren Steuerkategorien viele Beispiele dafür finden, daß die Witwe ein Dienst­verhältnis einging, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, nachdem sie das Handwerk - mit einem Gesellen - meist noch ein Jahr betrieben hat. Während die Heirat des Werkstattnachfolgers und der Witwe in den beiden oberen Klassen in reichlich 16% der Todesfalle belegbar ist und dort sicher vornehmlich eine besitzstabilisierende und aufstiegsorientierte Rolle gespielt hat, kommt sie in den Steuerklassen von 8 fl abwärts nur zwischen ca. 6 bis 8% der Fälle vor, wobei es vorrangig um die Erhaltung der Existenz gegangen sein dürfte. Und selbst das war mitunter nicht einfach. Als z.B. Meister Wolfgang Leitner, der zwischen 1749 und 1751 stets 6 fl zu zahlen hatte, starb, führte die Witwe mit einer Steuersumme von 3-4 fl belastet, das Handwerk bis 1761 weiter und heiratete dann Meister Michael Graf. Der wurde zwar 1762 mit 4 fl steuerlich geschätzt, doch brachte er die Werkstatt nicht aus den Schwierig­keiten. 1773 konnte die Steuersumme nur noch zur Hälfte und dann nicht mehr eingezogen werden. Sein „Weib erhaltet sich mit der Handarbeit". (StLA Wien, Unbehaustes Buch/Schneider, Bl. 225b.) 14

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