Valló István szerk.: Győri Szemle 3. évfolyam, 1932.
III. évfolyam. 4-6. szám. 1932. április-június - Dessoir Max: (Berlin) Goethe als Seelenkenner
Goethe der Seelenkenner. 1 ) Meine Damen und Herren, die meisten Vorträge über Goethe, die in diesem Jahr gehalten werden, behandeln Goethe irn Zusammenhang mit irgendeinem Lebensbezirk, einer Kunst, einer Wissenschaft, einem Lande. Die üblichen Titel sind: Goethe und die Geschichte, Goethe und die Geologie, Goethe und die Musik, Goethe und die Malerei, Goethe und Frankreich, Goethe und England usw. Unsere heutige Psychologie nennt dergleichen Verbindungen die UndVerbindungen. Es ist klar, dass keine Und-Verbindung in das Wesen Goethes eindringen kann, denn Goethe war eine Einheit, er war nicht eine Zusammensetzung aus der eigenen Persönlichkeit mit vielen Gegenständen seines Interesses. Deshalb habe ich es vorgezogen, von Goethe dem Seelenkenner, dem Titel dieses Vortrages, zu sprechen und nicht von Goethe und der Psychologie. Es ist auch nicht meine Absicht, an dieser Stelle eine Entwicklungsgeschichte der psychologischen Einsichten Goethes zu geben. Ebensowenig will ich versuchen, Goethes Ansichten in die Geschichte der Psychologie einzuordnen. Vielmehr soll das, was Goethe über Seele und Charakter des Menschen teils gedacht, teils dichterisch veranschaulicht hat, in einigen Hauptpunkten wiedergegeben werden. Fast würde es schon genügen, die Aeusserungen, die über unseren Gegenstand vorliegen, zusammenzustellen. Sie bilden eine Kette von unerhörter Kostbarkeit. Aber wir müssen auch auf die Werke des Dichters zurückgreifen; denn Goethe als Psycholog ist auch in diesen Werken zu finden, die ja persönliche Bekenntnisse und dadurch Quellen für die Anschauungen Goethes sind; zumal der Faust und der Tasso können als Zeugnisse benutzt werden. Aber man darf nicht erwarten, von Goethe unmittelbare Aus1 A jeles berlini esztétikusnak a győri Szabadegyetem Goethe-ünnepségén (1932. márciu 14.) tartott előadása.