Arrabona - Múzeumi közlemények 44/1. Ünnepi köte a 65 éves Tomka Péter tiszteletére (Győr, 2006)
Lívia Bende: Bestattungssitten in der zweiten Hälfte der Awarenzeit in der durch die Flüsse. Körős, Tisza und Maros umgebenen Landschaft
LÍVA BENDE BESTATTUNGSSITTEN IN DER ZWEITEN HÄLFTE DER AWARENZEIT... Die meisten Verstorbenen lagen in gestreckter Rückenlage, die Arme und Beine befanden sich mit dem Körper parallel gestreckt. Die am häufigsten zu beobachtende Abweichung war das Aufziehen der Beine auf der einen, manchmal den beiden Seiten. Da die gegenständlichen Beigaben, aber auch das Gefäß und die Speisebeigaben im Allgemeinen innerhalb des Sarges platziert, so nicht nur die Verstorbenen, sondern auch die Beigaben vor der Erde geschützt wurden, kann man darauf schließen, dass die Beine verrückt wurden, damit man innerhalb des Sarges Platz bekommt und dort — nicht unbedingt aus dauerhaftem Material — Beigaben platziert. Ordnungswidrige Lage kommt selten vor: Die Bauch- und Hockerlage können nicht an das eine oder andere Geschlecht, bzw. an eine gewisse Altersgruppe geknüpft werden, zugleich schließen sie den Sarggebrauch oder die Beigaben nicht aus. Im Gegensatz zu anderen Beispielen (Tomka 2003, 20-21) zeigt die Untersuchung der spätawarenzeitlichen Doppel-(Mehrfach-)Bestattungen in der durch die Flüsse Körös, Tisza und Maros umgebenen Landschaft, dass die Betonung der Bluts- oder engen Gefühlsbande — und auch dann, wenn sie mehr Platz beanspruchten — wichtiger war als die optimale Platzausnützung innerhalb des Sarges. Die Erscheinungsformen konnten vom Lebensalter und Geschlecht abhängig unterschiedlich sein, z. B.: neben einem Mann liegt das Kind auf der linken Seite; das Kind wurde nur in Frauengräbern auf den Körper gelegt; die größeren Kinder lagen neben Erwachsenen so, dass sich ihre Gesichter in der gleichen Linie und die Hände zusammengefaltet befanden; in einer strengeren Anordnung kommt die letzte Lage bei Männer-Frauen-Paaren vor. Zugleich bekräftigen die Körperlagen die wichtigere Rolle eines/einer der Verstorbenen auch in diesen Fällen. In einem Erwachsenen-Kinder-Grab ist die Hauptbestattung immer der/die Erwachsene, wie in einem Männer-Frauengrab immer der Mann, auch dann, wenn die Frau zufälligerweise viel älter ist und er liegt — wie darauf auch Péter Tomka hinwies (Tomka 2003, 22) — zumeist auf der rechten Seiten. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die Verstorbenen nicht gleichzeitig, mit natürlichem Tod gestorben wären. Der Häufigkeitsangabe 1,6% weist auf ein nicht unbedeutendes Vorkommen hin, aber es entspricht dem Allgemeinen (Tomka 2003, 18). Aufgrund der Beigaben scheint es, dass diese Sitte (die Bestattung der gleichzeitig verstorbenen Familienmitglieder in der gleichen Grabgrube) in der ganzen Periode, von den ältesten Zeiten an, ausgeübt wurde und die sich in der Art und Weise der Bestattung äußernde Harmonie eine Befreiung von jeder gesellschaftlichen Devianz spiegelt. Die Trachtelemente im Bestattungsritus Obwohl alle in den Gräbern neben den Toten vorkommenden Gegenstände und sonstigen Funde traditionell "Beigaben" genannt werden, sind die Trachtelemente keine echten Beigaben. Zu ihnen können nur die Funde, Werkzeuge, Speise- und Opferbeigaben unheilabwehrender Funktion, Gefäße, bzw. Gegenstände aus organischem Material (die vermutlich häufiger beigegeben wurden als man auf sie stößt) gezählt werden, die von der Gemeinschaft, bzw. Familie, die die Toten bestattete, für die Toten bestimmt und im Grab, im Sarg platziert wurden. Obzwar wir von dem, vermutlich nach gebundenen Regeln durchgeführten Vorbereiten und Anziehen der Toten für die Bestattung nichts wissen, zeigen das in großer Zahl vorkommenden Trachtelemente und ihre eindeutige Dominanz unter den Funden darauf hin, dass die Toten in der in ihrem Leben alltäglich oder festtags getragenen Kleidung und mit den Schmucksachen bestattet wurden. 91