Arrabona - Múzeumi közlemények 13. (Győr, 1971)

Környei A.: Denkschriften von Internationalisten aus der Memoirensammlung des Soproner Liszt Ferenc Museums

der Kommunistischen Partei und Präsident des Komitees, das anläßlich der Mos­kauer Tagung die Mandate überprüfte. 8. József Molnár (Szakony, Fő u. 98 — geb. 1893). Er fiel am 25. November 1914 bei den Kämpfen an der Weichsel in Gefangenschaft. Er kam in das Lager von Wla­diwostok, von dort nach Rasdolna. Von hier aus wurde er von einem Arbeitslager ins andere verschickt, bis er sich von Sibirien bis nach Europa durchgearbeitet hatte. Hier nahm er an den Kämpfen in der Ukraine teil. Mit konkreteren Angaben konnte er uns zwar nicht dienen, aber um so beachtenswerter und wichtiger sind seine Aussagen über das Leben der Gefangenen und die damaligen Verhältnisse. 9. János Rácz (Sopronkövesd, Petőfi Sándor Str. 29 — geb. 1894). Er wurde im Mai 1915 bei Przemysl gefangengenommen, nach Tschita, dann in ein Arbeitslager im Ural gebracht. Im März 1919 trat er in Sisranj in die Rote Armee ein und nahm an den Kampfhandlungen im Osten teil. Er gehörte zu jenen Rotarmisten, die Kol tschak und seine Weiße Armee bis Irkutsk verfolgten. Von hier gelangte er 1921 in die Heimat. 10. Lajos Szabó (Fertőrákos, Középsziklasor 10 — geb. 1896). Er nahm nicht an den Kämpfen der Truppen der Internationalisten teil. Als er im Sommer des Jahres 1917 von Murmansk nach Baku unterwegs war, erlebte er die St. Petersburger Revo­lution als Augenzeuge. Weil seine Rückschau auf die Geschehnisse interessant und eigenartig fesselnd ist, entschlossen wir uns, auch seinen Bericht zu veröffentlichen. Wir verglichen den Inhalt der Rückerinnerungen mit Archivalien und mit Daten und Angaben der einschlägigen Fachliteratur, so daß sie — durch unsere Anmerk­ungen ergänzt — als historische Quellen dienen können. Die einführende Studie untersucht — gestützt auf die Berichte der einstigen Gefangenen — welche Motive diese Männer inmitten der revolutionären Geschehnisse Rußlands veranlaßt hatten, so zu handeln, wie sie es taten. Ob und inwiefern das Erleben der Revolution, die Teilnahme daran, sich auf das spätere Leben der Kriegs­gefangenen ausgewirkt, ihre politische Einstellung beeinflußt hatte. Bei den meisten Befragten waren es existentiale Ursachen, die sie zur Teilnahme an den Kämpfen veranlaßten. Sie konnten einfach nicht untätig warten und zusehen, wohin sich die politischen Wirren entwickeln werden, wer schließlich an die Herr­schaft gelangen, wie sich ihre eigene Zukunft gestalten würde, ob sich überhaupt jemand finden wird, der für ihren Unterhalt sorgt, ihre Heimkehr ermöglicht, und dergleichen mehr. Das Politikum dabei ist aber, daß sie an der Seite der Sowjet­macht gekämpft hatten. (Unter unseren Berichterstattern fand sich einer — dessen Rückerinnerungen hier nicht veröffentlicht wurden — der gezwungenermaßen geraume Zeit an der Seite der Weißen Armee in Bessarabien kämpfte.) Die Partei­wahl war naturgemäß durch mehrere Motive beeinflußt, die ausschlaggebende Rolle spielte zweifelsohne die Agitation, die Methode und Dynamik, mit der die Sowjet­macht in den Gefangenenlagern für ihre Idee warb. Bei Vielen hatte die frühere politische Schulung, die einstige Teilnahme an Arbeiterbewegungen die Parteiwahl entscheidend beeinflußt. Im allgemeinen aber war weit weniger die politische Bewußt­heit das dominierende Motiv, vielmehr waren es die Unstände und Ereignisse, die mitreißende Macht der Gemeinschaft. Die anfangs nur zum Teil bewußten politischen Motive wurden während der Kriegsgeschehnisse immer intensiver, so daß alle Befragten nach Beendigung des Bürgerkrieges zu selbstbewußten Kommunisten, zu klarsehenden Politikern geworden waren, die klipp und klar aussagen konnten, warum sie sich an die Seite der Roten gestellt und an den Kämpfen teilgenommen hatten. Die politische Schulung des lang­wierigen Bürgerkrieges hatte dem späteren Lebenslauf aller Beteiligten seinen Stempel aufgedrückt. Beinahe ohne Ausnahme hatten sie alle an den ungarischen Arbeiterbewegungen der Zwischenkriegszeit und auch an den politischen Bewegungen der Erdarbeiter teilgenommen. Zumindest aber widersetzten sie sich wissentlich dem faschistischen System und der staatlichen und gesellschaftlichen Unterdrückung. Beim Einmarsch der befreienden Sowjetarmee boten sie ihr ihre guten Dienste an, waren als Dolmetscher tätig und halfen den Befreiern, das bürgerliche Leben wieder in Gang zu setzen. Einige von ihnen betätigten sich bis in ihre alten Tage auf poli­tischer Ebene als Gemeindevorstand ihres Heimatsortes oder bei der Bodenverteilung, arbeiteten als Leiter der örtlichen kommunistischen Partei oder der landwirtschaft­lichen Produktionsgenossenschaften. Beachtenswert ist, daß sie — älter geworden — niemals darum bemüht waren, aus ihrer revolutionären Vergangenheit Nutzen zu ziehen. Sie trachteten auch nicht danach, sich in den vorderen Linien des politischen 501

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