Arrabona - Múzeumi közlemények 1. - In memoriam Floriani Romer (Győr, 1959)

F. Jenei: Das Leben in Győr während der Türkenzeit

DAS LEBEN IN GYŐR WÄHREND DER TÜRKENZEIT Am 27. März 1598, dem Tage der Rückeroberung Gyors von den Türken, beginnt eine neue Phase im Leben der Stadt Győr. Diese Phase wird durch die Anwesenheit der Türken im grossen Teile des Landes und durch das von Festungsmauern begrenzte bürgerliche Leben bestimmt. Győr ist zu dieser Zeit ein freier Marktflecken und Leibei­gener des Domkapitels von Győr. Die Stadt verlangte nach der Befreiung Privilegienbriefe, die auf uralten Donationen beruhten, da die Freibriefe der Stadt in den Jahren der Türkenbesetzung mit dem Stadt­archiv zusammen, vernichtet wurden. Im Jahre 1600, als es von dem, die Festung befreienden Militär genehmigt wurde, begann man die bürger­liche Verwaltung der Stadt neu zu organisieren und neue Bürger in den Stadtverband aufzunehmen. Die Neuorganisierung der Verwaltung begann mit der Bürgermeisterwahl, welche auf Grund alter Fronherrn­rechte vom Domkapitel bestätigt wurde. Nach der Reorganisierung der Verwaltung begann der Kampf mit dem Militär, welches das Vermögen des Bürgertums in seinen Händen hielt und sich weigerte es zurück­zugeben. Das Militär war ein Fremdkörper im Leben der Stadt. die deutschen Hauptkapitäne eigneten sich unrechtmässig Fron­herrnrechte an. Ein Teil des Militärs blieb nach beendeter Dienst­zeit auch eiter in Győr als Handwerker-Kafmann, lehte als s. g. „Regemenf'-Untertan unter der Gewalt des Hauptkapitäns. Die Haupt­kapitäne stellten, auf Grund des in 1607 mit dem Domkapitel geschlossenen Vertrages, auch die in Győr angesiedelten Raizen unter ihre Gewalt. Die Struktur der Gesellschaft war zu dieser Zeit in Győr äusserst verwickelt. Auf demselben Gebiet und auf derselben Stelle lebt die uralte, feudale Gesellschaft mit dem fremden Söldnerheer der Habs­burger, welches nicht bloss fremd war, sondern oft auch den ungarischen Interessen gegenüberstand. An der Spitze des Militärs stand immer der fremde Hauptkapitän und der ungarische Vizekapitän, der stets Gutsherr war und zum Hochadel gehörte. Die Stärke des Militärs betrug 2000— 3000 Köpfe, die grössere Hälfte hievon waren Fremde. Dem ungarischen Militär vertraute man nicht, die Hauptkapitäne mischten sich ständig in das Leben der Stadt, verlangten Rechte, die ihnen nicht zustanden : sie stellten Regel auf und gründeten Zünfte. Auch der privilegierte Adel war für das Bürgertum fremd. Der alte Adel des Komitats wurde in den Türkenzeiten zum grössten Teil vernichtet. An Stelle der aus­gestorbenen Familien trat das reichgewordene Bürgertum, das mit dem Vermögen auch den Adel erwarb. Jahrzehnte lang sind sie die führende Schicht im Leben der Stadt und des Komitats. 136

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