Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - György Orosz: "Jesus Christ corssed the golden bridge riding on a donkey" pagan-Christian variants of the "Second Merseburg in Cantation" in the course of elastic missionary activity

György Orosz; „Christus Jesus war zu Esel über die goldene Brücke gefahren” Heidnisch-christliche Varianten des Zweiten Merseburger... Eroberung und Missionierung gingen bei Karl dem Großen Hand in Hand und wurden auch in der Methode nicht allzu scharf unterschieden. Aber dennoch kann man ihm keine bloße Schwertmission zuschreiben; dagegen sprechen seine großen Erfolge in der Fundierung einer christlichen Kultur. Seine gleichmäßig geistliche wie weltliche Dinge umfassende Gesetzgebung begründete die Kirche als Zwangsinstitut. Sie verfolgte das Heidentum in seinen charakteristischen Äußerungen (Opfer, Leichenverbrennung, Glaube an Hexerei, Verwandtenehe), nötigte jeden, seine Kinder taufen zu lassen, Sonn- und Feiertage zu halten, zu beten, zu fasten, die Messe zu besuchen, den Zehnten zu zahlen.8 Aber es fehlte bei Karls Regierungszeit noch sehr viel daran, dass die gesamte Geistlichkeit auch nur die notwendigsten Vorkenntnisse für ihren Beruf besessen hätte. Schon ein Jahr nach seiner Thronbesteigung verordnete der Kaiser, dass unwissende Geistliche zu entfernen seien. Er setzte das Maß von Kenntnissen im Einzelnen fest, über das sich jeder, der ein geistliches Amt bekleiden wollte, in einer Prüfung ausweisen musste.9 Wie seinerzeit bei den Franken, so trat jetzt auch bei den deutschen Stämmen eine Mischung christlichen und heidnischen Glaubens und Brauches ein. Oft wurde an Stehe des heidnischen Heiligtums eine christliche Kirche errichtet. So übertrug man denn auch wohl den alten Kult auf die neue Stätte. Es geschah, dass man dort zu Ehren irgendeines Heiligen Opfertiere schlachtete, Opferschmäuse veranstaltete und in und bei dem Gotteshause Chorlieder, Gesänge der Mädchen, Reigen und mimische Spiele aufführte, wie man mit solchen die heidnischen Feste zu begehen gewohnt war. Kein Wunder, wenn nun so mancher Zug von den alten Göttern auf die neuen Heiligen übertragen wurde. Aber man verehrte auch beide zugleich.10 Als Teufel lebten nun wirklich die alten Götter im Glauben der mittelalterlichen Menschen fort. Daneben konnte das alte Heidentum in Sage'1 und Legende fortbestehen. Vieles von dem, was man sich von Ziu erzählte, wurde auf den Erzengel Michael übertragen, von Wodan auf Sankt Martin-, an Fros stelle verehrte man Sankt Stephan, und die Furcht vor den in Teufel verwandelten alten Göttern fand ihre Lösung in dem Glauben an die Zauberkraft, die dem Kreuzzeichen, dem Weihwasser und dem Glockenklang beiwohnt. Gar nichts Seltenes war es, dass Christen heidnische Opfermahlzeiten mitfeierten, ja es muss selbst vorgekommen sein, dass christliche Priester ein heidnisches Opfer vollzogen. Es war nicht einmal leicht zu bestimmen, ob jemand Christ oder Heide sei. Viele gab es, die nicht wussten, ob sie getauft seien oder nicht. Manche waren von Heiden getauft,12 denn auch vor der Annahme des Christentums kannten die Germanen eine feierliche Wasserbegießung des Neugeborenen.13 14 15 Ein sprechender Beweis dafür ist „Odhins Runenlied” 14 in der „IJeder- Edda”, aus welchem ich hier die zutreffende Strophe zitiere. Odhin sagt: „Ein dreizehntes [Lied] kann ich, soll ich ein Degenkind In die Taufe tauchen, So mag er nicht fallen im Volksgefecht, Kein Schwert mag ihn versehren. ” Auch eine reiche und mannigfaltige Missionsliteratur förderte das „siegreiche” Vordringen des Christentums auf deutschem Boden. Diese Dichtwerke wurden zur Belehrung der vor kurzem zum Christentum bekehrten Deutschen bestimmt, damit die Lehren Jesu Christi sie auch innerlich durchdringen. Die Dichtung der ersten — karolingischen — Missionszeit passte sich dem Verständnis und dem Empfinden der „neuen Menschen” weitgehend an. Sie blieb trotz aller Jenseitsgläubigkeit weltoffen und lebensbejahend. Es seien hier nur die Titel der Dichtwerke der elastischen Missionsstrategie angeführt: heidnisch-christliche Zaubersprüche, „Wessobrunner Gebet”, „Muspilh”, „Heliand” und die „Evangelienharmonie” („Krist”) Otfrieds von Weißenburg. Zur Herausbildung der neuen, christlichen Weltanschauung hat bei den europäischen Völkern nicht nur die übersetzte kanonisierte Literatur beigetragen, sondern auch die Apokryphen,15 die zu breiten sozialen Schichten einen 8 LÉVAY 1937, I. 315-324; SCHUSTER 1976, 55; EPPERLIN 1982, 108-117; SZÁNTÓ 1987-1988, I. 281-286; DE VORAGINE 1990, 310-314; GÖSSMANN 1996, 19. 9 GÖSSMANN 1996,20. 10 VOGT - KOCH 1913, 22; SCHUSTER 1976, 51-56; HUG 1981, 141-142. 11 FISCHER 1934. 12 VOGT - KOCH 1913, 22-23; HUG 1981,141-142. 13 VOGT - KOCH 1913, 22-23. 14 Die Áltere Edda 1987, 64. 15 Die apokryphen Evangelien erfreuten und erfreuen sich in der ganzen christlichen Welt einer großen Beliebtheit. S. diesbezüglich NAGY I. (2001; 2004; 2007, 495). Auch „Die Ungarische Bauernbibel”ist. für die Kulturanthropologen von größtem geistigen Interesse, in deren Geschichten authentischer Bibeltext durch Apokryphes ergänzt, dabei auch Legendenhaftes, sowie Märchen- und sogar Schwank­haftes mit einbezogen wird. S. dazu LAMMEL - NAGY (2001). 344

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