Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - Lukács László: A karácsonyfa elterjedése a Kárpát-medencében

László Lukács: Die Verbereitung des Christbaumes im Karpatenbecken welchem Maße seine Vorgänger seine Verbürgerlichung hinderten. Während der Verbreitung hat sein Schmuck regionale Eigenschaften angenommen: Seine Schmuck kann größtenteils am Weihnachtstisch verzehrt werden (Waffeln, Nüsse, Apfel, Popcorn, Lebkuchen). Ein regional ungarischer Schmuck ist das Salonzuckerl, das auch in den von Ungarn 1920 weggenommenen Gebieten charakteristisch und Teil der „Ungarnweihnachts“ ist. In diesem Sinne wurde das Salonzuckerl im Geiste des hoffnungsvollen Prozesses der Wende 1989/90 auch an die Christbäume der Moldauer Ungarn gehängt.89 Die Verbreitung ist das Ereignis der Kulturdynamik.90 Der Siegeszug des Christbaumes beweist, dass auch Traditionen, Volksbräuche sowie deren Elemente und Gegenstände Dynamik, Mobilität und Anpassung zu neuen Umgebungen haben.91 All das wird auch von der geschichtlichen Entwicklung des jeweiligen Zeitalters, der regionalen Gliederung des Gebietes und von den interethnischen Beziehungen beeinflusst. Von den geschichtlichen Vorgängen, europäischen geistlichen Strömungen sind die Reformation, der Dreißigjährige Krieg, die Aufklärung, die Romantik, die napoleonischen Kriege, die deutschen Einheitsbestrebungen, der deutsch-französische Krieg, die Verwandtschaften der Herrscherhäuser des 19. Jahrhunderts und die Wirkungen der beiden Weltkriege unbestreitbar bei der Verbreitung des Christbaumes wirksam gewesen. Wir können aber auch die Migration nicht außer Acht lassen. Hierbei denke ich nicht an große Völkerwanderungen, an Umsiedlungen von Volksgruppen, sondern an die vor den napoleonischen Kriegen fliehenden deutschen Emigranten, an die ungarischen Emigranten von 1848/49, an die aus den Christbaumgebieten weggezogenen preußischen Offiziers-, und Beamtenfamilien, an die von Deutschland ins Ausland umgezogenen Künstler, Wissenschaftler und Flüchtlinge. Welche waren die bewegenden Kräfte seiner Diffusion? An vielen Orten war es nur ein kleiner Kreis, der Fürstenhof, ein Herrenschloss, eine Zunft, eine Bürgerfamilie oder Pfarrgemeinde und deren Institutionen (Kindergarten, Schule, Krankenhaus, Waisenhaus), der/die ihn aufgenommen hat. Er wurde nicht isoliert, sondern hat alle ethnischen, kulturellen, sprachlichen, religiösen, Landes-, und Kontinentsgrenzen überschritten und immer größeren Raum gewonnen. Schließlich hat er mehrere Schichten der Gesellschaft, die traditionswahrenden Bauern und auch die sich immer vermehrenden Arbeiter für sich gewonnen. Auf geistlicher Ebene hat der Sturm und Drang, der im Gegensatz zu den Gebundenheiten und dem kalten Denken die Rechte der Gefühle und der Natur betonte, die Christbaumgebiete in Bewegung gesetzt, so wurden in der allgemeinen Denkweise die Ideen, die den Wert der regionalen Eigenschaften und Traditionen betonten, verstärkt. In der Romantik wurden dann die Volksdichtung und Volkskunst noch beliebter. Später in der Biedermeierzeit geriet das Familienleben in den Mittelpunkt, wo der Christbaum ein beliebtes und geschätztes Mittel zum Beschenken der Kinder und Familienmitglieder wurde. Die deutschen diplomatischen Siege am die napoleonischen Kriege abschließenden Wiener Kongress, die Gründung des Deutschen Bundes und später der Zollunion haben nicht nur zur Zusammenarbeit der einzelnen deutschen Länder, sondern auch zu der Verstärkung der regionalen Kontakte des Bürgertums auf kultureller Ebene beigetragen, was dem Christbaum bei der Verbreitung sehr half. In den Städten war der geschmacksvoll geschmückte Christbaum Teil des Weihnachtsfestes der Bürgerfamilien. In den Städten und Fürstenhöfen des evangelischen Mittel-, und Norddeutschlands hat sich der Christbaum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schnell und früh verbreitet, in den katholischen Gebieten jedoch weniger (man nannte ihn dort den „Lutheranerchristbaum“). In diesen Gebieten, wie auch in Österreich wurde er von den Fürstenhöfen in die Häuser der Aristokraten und Bürger gebracht. Zu den Bauern kam er nur langsam, Ende des 19. Jahrhunderts kam er an seinen Ursprungsort zurück, wo er früher noch als immergrüner Zweig im Zeichen des Baumkultes während der Wintersonnenwende existiert hat. In Ungarn wurde er zuerst in bürgerlichen und kirchlichen Kreisen beliebt, in Dorfgemeinden erst später. Die Initiatoren seiner Verbreitung waren die Kindergärten, Schulen, Waisenhäuser und Krankenhäuser, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts meist in Kirchenbesitz waren und einen kirchlichen Charakter hatten. Die dort arbeitenden Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen und Krankenschwestern waren auch hauptsächlich Kirchenleute, Mönche oder Nonnen. In seiner ungarischen Verbreitung spielte auch die Emigranten von 1849 eine Rolle. Die Emigranten, politischen, militärischen Anführer des ungarischen Freiheitskrieges bekamen in Deutschland und Belgien Zuflucht, wo der Christbaum in den höheren gesellschaftlichen Schichten schon früher Fuß gefasst hat. Die ungarischen Flüchtlinge haben fern von ihrer Heimat selbst auch Christbäume aufgestellt. Der Siebenbürger Baron Miklós Jósika schrieb im Jahr 1857 aus Brüssel einen Uberseebrief an Miklós Fejérvári, in dem er berichtete, dass sie sich zu Weihnachten köstlich amüsiert und auch einen Weihnachtsbaum aufgestellt hat.92 Nach der Amnestie im Jahr 1857 zurückgekehrt, haben sie diesen Brauch nicht verworfen. 89 SZACSVAY 1999, 620. 90 VOIGT 2004, 69. 91 WOLFRAM 1972a, 54-56. 92 JÓSIKA 2001. 424

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