Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - Lukács László: A karácsonyfa elterjedése a Kárpát-medencében

László Lukács: Die Vorbereitung des Christbaumes im Karpatenbecken Auch die Armee hat hier seine Rolle gespielt. Im Rahmen der allgemeinen Militärpflicht seit Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich die als Soldaten gekleideten Bauerburschen mit dem zu Hause oft noch unbekannten Christbaum während den Weihnachtsfeiern in den Kasernen bekannt machen. Nach der Okkupation von Bosnien und Herzegowina 1878, später in den zwei Weltkriegen, konnten die ungarischen Soldaten in den Kasernen, Schützengräben, in den Raststunden, Lazaretten, sogar auch in der Kriegsgefangenschaft mit Christbäumen das Weihnachtsfest feiern. Im Gegensatz zu Bayern und Österreich haben ihn zuerst die Katholiken aufgenommen, die Reformierten wiesen ihn anfangs ab, die Griechischkatholiken blieben eine lange Zeit beim Weihnachtsstroh. Wie in Deutschland haben die ungarischen Juden auch Weihnachtsbäume aufgestellt und ihn auch in die Emigration (Frankreich, die Schweiz, in die Vereinigten Staaten), sowie nach seiner Gründung nach Israel mitgebracht. Der Christbaum ist ein Integrationsobjekt sowohl aus religiöser als auch aus gesellschaftlicher Sicht. In einer Siedlung wurde er zuerst von den Reichen aufgenommen, die Armen hielten oft noch zu den älteren Formen. Im rezenten Material lassen sich mehrere Stufen der Verbreitung erkennen: 1. Überhaupt kein Christbaum. 2. Geschmückte immergrüne Zweige. 3. Getrocknete Zweige, Dornenchristbaum, Brettbaum. 4. Herabhängender Christbaum oder Zweig. 5. Stehender Christbaum. Unter den Familien verschiedener wirtschaftlichen Lage können auch mehrere Varianten in einem Dorf existieren. Der Dornenchristbaum im Südburgenland wird von Leopold Schmidt für ein Überbleibsel aus der Zeit vor der Reformation gehalten, der seit dem Erscheinen des Christbaumes reicher geschmückt wird. Dornenchristbäume gibt es auch in der Batschka, wo wir allerdings wegen den Zerstörungen der Türkenkriege Ende des 17. Jahrhunderts von einer Kontinuität der Bevölkerung nicht sprechen können. In Transdanubien und in der Großen Ungarischen Tiefebene konnte sich der Christbaum früher und schneller ohne Hindernisse verbreiten, weil der herabhängende Wacholderbaum (Transdanubien) und der Trockenzweig-Baum (Tiefebene) traditionellen und psychischen Grundsätzen des stehenden Christbaumes entsprachen. Im Oberland, wo die Tradition des Weihnachtsstrohs, und in Siebenbürgen, wo das goldene Rössl Hindernisse in seinen Weg legten, konnte er nur schwer und langsam verbreitet werden. Die Unionsbestrebungen und die Wiederherstellung der territorialen Integrität Ungarns 1867 haben die Verbreitung des Christbaumes in Siebenbürgen beschleunigt. In Bezug auf die interethnischen Beziehungen müssen wir erwähnen, dass der Christbaum mehrere Sprachgrenzen überschritten hat, jedoch nur im 19.-20. Jahrhundert. Weder die Einwanderer in die mittelalterlichen deutschen Sprachinseln (die Zips, das Siebenbürger Sachsenland, Gotschee) noch die Neusiedler in den deutsch besiedelten Gebieten der Neuzeit (Batschka, Banat, Tolna, Baranya) hatten Weihnachtsbäume mit sich gebracht, also haben sie ihn nur im 19. Jahrhundert kennengelert. Die Deutschen hatten bei seiner Verbreitung im Karpatenbecken keine besondere Rolle gespielt. Bei den Südslawen in Ungarn haben der Weihnachtsklotz (badnjak) und das figurale Weihnachtsgebäck, das mit kleinen immergrünen Zweigen und Kerzen geschmückt war, seine Verbreitung behindert. In der Woiwodina haben die Ungarn, die schon Weihnachtsbäume hatten, den mit dem Beifuß geschmückten Weihnachtskuchen übernommen (Topolya, Doroszló). Für eine grundsätzliche Eigenschaft aller Feste hält man deren Öffentlichkeit im Gegensatz zur Individualität des Alltags. Bei den Festen bewegt man sich von der persönlichen Sphäre auf die öffentliche Sphäre zu.9’ Ich persönlich sehe beim Weihnachtsfest eine umgekehrte Bewegung von den früheren öffentlichen Festlichkeiten (Krippenspiel, Gesang, Gruß der Hirten, Hineinlegen von Puppen in die Krippe, Weihnachtswünsche an fremde Häuser äußern) in die Richtung der persönlichen, intimen Feierlichkeiten, wodurch aus Weihnachten ein Familienfest wurde mit Christbaum, Geschenken und mit familiärem Abendessen. All das passiert in der Gegenwart des Christbaumes, der auch den kultischen Raum der Bauernstube umgestaltet hat: am Weihnachtstisch spielt nun der Christbaum die Hauptrolle, er ist der Mittelpunkt des Kultes, besonders nachdem er die früheren „Hauptdarsteller“ sich untergeordnet, sie zu Subkomponenten gemacht oder ihre frühere Funktion übernommen hat. Zum Beispiel in der Bukovina wurden die Geschenke früher im Weihnachtsstroh versteckt, jetzt liegen sie unter dem Baum. In Göcsej hat man das weihnachtliche Tischtuch bis Epiphania auf dem Tisch gelassen, so wie heute den Weihnachtsbaum. Im geschmückten kerzenbeleuchteten Christbaum haben sich drei Funktionselemente getroffen: 1. Die immergrüne Pflanze, die die Kontinuität der Jahreszeiten und des Lebens in sich trägt. 2. Durch die Kerzen Kontakt zum Licht, die an der Wintersonnenwende zurückkehrt. Und die Möglichkeit zum Schenken (Geschenkebaum, Wunderbaum, Wunschbaum). Beim Christbaum finden wir auch eine Funktionsweitung, aber auch eine Funktionsvereinfachung. Funktionsweitung ist es, wenn in der Oberstadt von Stuhlweißenburg die Hausfrauen Salz unter den Christbaum legen und das Festessen damit verfeinern. Der „Allerleuteweihnachtsbaum“ ist auch eine Funktionsweitung, denn er hat eine gemeinschaftliche, ja sogar Reklamefunktion. Die auf Gräber gestellten Weihnachtsbäume haben sein Funktionssystem 93 VEREBÉLYI 2005,101-102; KRÍZA 1989, 181-186. 425

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