Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - György Orosz: "Jesus Christ corssed the golden bridge riding on a donkey" pagan-Christian variants of the "Second Merseburg in Cantation" in the course of elastic missionary activity

György Oros% „Christus Jesus war zu Esel über die goldene Brücke gefahren” Heidnisch-christliche Varianten des Zweiten Merseburger... Die Neophyten wurden zum Kirchenbesuch auch mit Hilfe des Zwanges, also durch die sogenannte Schwertmission veranlasst. In dem historischen Dokument „Karls des Großen Maßregeln tgur Unterdrückung des Heidentums unter den Sachsen ” (785)46 47 können wir unter anderem Folgendes lesen: „ / 8. An Sonntagen sollen keine Versammlungen und Landgemeinden gehalten werden, außer im Kalle dringender Not oder in Kriegsgeit, sondern alle sollen gur Kirche sich begeben, um das Wort Gottes gu hören, und sollen beten und gute Werke tun. Ebenso sollen sie an hohen Vesten Gott und der Kirchengemeinde dienen und weltliche Versammlungen lassen. ” In dem Segensspruch wird nach der eigentlichen Zauberformel „Bein wieder zu Beine...”, die in Imperativform steht, die Heilige Jungfrau Maria zur Hilfe aufgefordert: „Maria, lasse darauf Feuchte!” Ob mit dem Wort „Feuchte” die Milch oder der Speichel von Maria gemeint sind, können wir nicht sagen. Christi Blut und Marias Milch wurde im Mittelalter eine besondere Heilkraft zugeschrieben. Das wird auch von einem rezenten ungarndeutschen Segensspruch mit dem Titel „Für Brand und Rotlauf”*1 bezeugt: „Marienmilch und Christiblut / Ist für Brand und Rotlauf gut. "Verrenkung heilt auch in den weißrussischen Segenssprüchen gewöhnlich die Gottesmutter.48 Die Wirkungskraft von Marias „Feuchte“ versucht man durch das Aufsagen des Vaterunsers zu verstärken und zu sichern. Der „Zweite Merseburger Zauberspruch“ wurde in seiner umgewandelten Variante von den christlichen Priestern und Mönchen zu Missionszwecken propagierend verwendet, um den „neuen Menschen“, also den im Namen Jesu Christi getauften Neophyten das Vaterunser auf friedlich-suggestive Weise unbedingt beizubringen. Die Neuchristen konnten noch nicht beten, weil sie das Wesen des Betens (Flehens) nicht verstanden. Das Paternoster erlernten sie eingeflochten in einen heidnischen Zauberspruch, aber das Jesus-Gebet galt in ihren Augen nur als ein Teil der Wortkette von magischen Formeln. Es sei noch bemerkt, dass die Germanen noch lange Zeit nach ihrer Bekehrung die christlichen Priester und Mönche für Magier und Zauberer hielten. Auf Grund der Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungen der Folkloristin Eva Poes wissen wir, dass der „Zweite Merseburger Zauberspruch“ in 32 ungarischen Varianten bekannt ist, die, abgesehen von zwei historischen Angaben, ausschließlich in den südlichen Teilen der Großen Ungarischen Tiefebene aufgezeichnet wurden. Ihre intensive Verbreitung in Südungarn ist vielleicht dem kulturellen Einfluss der deutschen Siedler auf dem Südland des historischen Königreichs Ungarn zu verdanken.49 Eva Poes bringt in ihrem Buch „Magyar ráolvasások“ (Ungarische Beschwörungen) eine Vielzahl der ungarischen Varianten des „Zweiten Merseburger Zauberspruches“,50 von denen ich zwei51 in den Anhang in ungarischer Originalsprache und auch in deutscher Übersetzung hineinnahm. In diesen Beschwörungen traten an Stelle der heidnischen Götter und Götttinnen der Germanen christliche Gestalten: Jesus, die Heilige Jungfrau Maria, Hl. Joseph, Hl. Anna, Hl. Johannes der Täufer, Hl. Petrus, Hl. Matthäus, Cicer/fice/Ficere/Vice/Vicel Máté, Hl. Licerna, Hl. Ficerja/Ficeria, Ficemaper/Ficernater/Vicernar, Cicella, Hl. Oficer, Lucer Márton, Fice Márton. In einer Variante der Beschwörung (No XV.5. S. 434) verrenkte sich den Fuß nicht das Reittier (Pferd oder Esel) von Jesus, sondern der Gott, und in einer anderen Variante (No XV.6.2. S. 435) geschah dies mit dem Herrn Jesus Christus. Die Zauberformel „Bein zu Beine...“ sagen nicht nur Christus, sondern auch die oben aufgezählten christlichen Gestalten, und die Heilung des verrenkten Fußes des Pferdes/Esels kann jeder einzelne von ihnen bewirken. Die Zauberformel wird in manchen Varianten mit alten bewährten Heilmethoden ergänzt: Streicheln, Kneten, Bestreichen mit Speichel des verrenkten Fußes. Als besonders uralt gilt die folgende Heilpraktik: das Anhauchen mit dem „heiligen Hauch“, das Darauf- oder Anblasen des kranken Körperteils mit dem „heiligen Mund“. Dieselbe schamanistische Heilmethode des Anblasens einer hautkranken Fürstin mit dem heiligen Hauch (Atem/Seele/ Geist) des Pilgers (russ. kalika) fand ich auch in einem russischen geistlichen Volksgesang mit dem Titel „Sorok kálik so kalikoju“(VierzigPilger und noch ein Pilger).52 Diese Heilmethode folgt aus der Pneumalehre, die die älteste Auffassung von dem Ursprung der Krankheiten ist, nach welcher sie von einem inneren oder äußeren „bösen Wind“ verursacht werden und sie abgeblasen werden können und müssen.53 Die Parallelen dieser Heilprinzipien befinden sich auch in der 46 Mon. Germ. hist. LL, Sect. II, Band 1, S. 48 ff. Nach O. Abel. In: SCHUSTER 1976, 55. 47 MANHERZ 1984, 12-13. 48 KARSKIJ 1926, 15. 49 PÓCS 1988, 681-682. 50 PÓCS 1986, II. S. 429-441. 51 PÓCS 1986, II. No XV. 1. 2. S. 429—430; No XV. 1. 9. S. 431. 52 OROSZ 2003, 32-33, 49-51. 53 OLÁH 1986,52-88. 348

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