Kulcsár Mihály (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 43. (Székesfehérvár, 2015)
Szemle
Alba Regia 43. (2015) BEREZNAI ZSUZSANNA - SCHÖN MÁRIA: A HAJÓSI SVÁB PARASZTSÁG MENTALITÁSA. [DIE MENTALITÄT DER SCHWÄBISCHEN BAUERN AUS HAJÓS] Hajós, 2013, Hajós Város Önkormányzata [Selbstverwaltung der Stadt Hajós]. 1020 p., 126 schw/w Abb., Karten Laut der Empfehlung an die Leser halten die Autoren ihr Buch für eine populärwissenschaftliche Darstellung. Es ist hauptsächlich für die Bewohner der Stadt Hajós gedacht, aber es handelt nicht von den Hajóser Schwaben von heute, sondern von denen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und noch früheren Epochen, soweit sie durch die mündliche Tradition erfassbar sind. Die Autoren haben an der Jahrtausendwende drei Jahrzehnte lang (1983— 2013) die Erinnerungen von über 150 Hajóser Gewährsleuten gesammelt, die eine bereits vergangene Welt ans Tageslicht geholt haben, die aber vom Zweiten Weltkrieg, von der Enteignung der Vermögen, von der Vertreibung und dann von der gewaltsamen Zerstörung der privaten Landwirtschaft zerstört wurde. Sie haben die örtlichen schwäbisch-alemannischen und im kleineren Teü ungarischen Tonbandaufnahmen niedergeschrieben und in vier großen Kapiteln auf Ungarisch veröffentlicht. Über ihre Forschungs- und schriftstellerischen Absichten ist zu lesen: „Wir möchten die »Volksseele« der Hajóser Schwaben vor dem Zweiten Weltkrieg charakterisieren, und aufgrund ihrer Erzählungen veranschaulichen - wir möchten die einzigartige Denkweise, das Weltbild und die Bräuche des Volkes einer schon vergangenen Epoche verewigen. Verewigen, aber auch verstehen und verständlich machen — auch für die, die keine deutsche Bindung haben und denen diese Welt fremd vorkommt... In unserem Buch versuchen wir die Mentalitätsmerkmale des Hajóser schwäbischen Bauerntums aufzudecken. Wir suchen also die Antwort auf die Frage, wie die Denkweise, Lebensweise, Seelenwelt der Hajóser Menschen aussieht, wie sie die Welt betrachten, wie die Regeln der Moral, der Taten- und Benehmenskultur sind, wie die Ordnung innerhalb der Gemeinschaft aussah, die das Leben der Menschen jahrhundertelang bestimmt hat.” (S. 26—27.) Wir bekommen eine kurze Antwort auf diese Fragen aus dem Motto des Buches: „Wir sind Schwaben und bleiben auch Schwaben.” Zu dieser entschlossenen Aussage von Frau Fuszenecker (1935) kommt noch der Satz ihres Mannes Ferenc Fuszenecker (1934): „Mein Vater hat gesagt, wir sind hier geboren und müssen auch hier sterben, denn das ist unsere Heimat.” Die heute lebenden Schwaben stellen schon die zehnte/elfte Generation der nach der Türkenzeit erneut angesiedelten Bevölkerung dar. Ein wichtiger Faktor der Traditionsbewahrung im Unterschied zu den Nachbardörfern und der gesellschaftlichen Isolation ist die Muttersprache der Hajóser, der schwäbisch-alemannische Dialekt, der sich wesentlich von den Dialekten des Kalocsaer Sárköz und den benachbarten deutschen Siedlungen des Batschka unterscheidet: „Das Volk der benachbarten deutschen Dörfer sprach meistens den fränkischen Dialekt, so konnte es das Gespräch der Hajóser nur schwer verstehen. Die eingesiedelten Hajóser stammten meistens aus der Gegend des Bussen-Berges. Für sie stellte die gemeinsame Vergangenheit und die Muttersprache einen stärkeren Bund dar, als für die aus unterschiedlichen Gegenden stammenden Familien, die eine Dorfgemeinschaft gegründet haben. Ihre einzigartige, seit dem 18. Jahrhundert unveränderte und von anderen nur kaum verstandene Muttersprache hat das Gefühl der Isolation in ihnen nur gestärkt... Das Überleben der Erinnerung der Hajóser Schwaben von der Urheimat bis zur neuen Heimat im 21. Jahrhundert ist ein außergewöhnliches Beispiel der kulturellen Erinnerung. Im Hintergrund dieser gemeinschaftsbildenden Kraft steht der starke Bezug zur Muttersprache, zum schwäbisch-alemannischen Dialekt. Die parallele Benutzung der schwäbisch-alemannischen, deutschen und der ungarischen Sprache, also die Mehrsprachlichkeit hat auch dazu beigetragen, dass die Hajóser selbst im hohen Alter ihre geistige Frische bewahren und ihr Wissen nicht nur an die Volkskundler, sondern auch an die Hajóser Gemeinschaft weitergeben konnten... Die Hajóser Bauemgemeinschaft hat von der Ansiedlung im 18. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts solche traditionelle Gemeinschaften geschaffen, in denen die Denkweise und die Gefühle der Menschen zueinander von der Macht des Zusammenhaltens bestimmt wurden.” (S. 29—31.) Es ist vorteilhaft, dass die Kultur und Mentalität der Hajóser Schwaben von Mária Schön von innen, von Zsuzsanna Bereznai von außen betrachtet wird. Die Texte im örtlichen Dialekt oder in deutscher Sprache wurden von Mária Schön übersetzt. Aus volkskundlicher Sicht war Hajós kein unbekanntes Land: Neben den Werken von Irma Györgypál-Eckert, Johannes Künzig, Waltraut Werner, Alfred Cammann, Alfred Karasek, der volkskundlichen Forschungsgruppe der Johannes Gutenberg-Universität (Mainz), Michael Prosser-Schell, János Bárth, Tamás T. Kiss 419