Kulcsár Mihály (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 43. (Székesfehérvár, 2015)
Szemle
und Tímea Tibori haben Mária Schön und Zsuzsanna Bereznai schon früher Bücher und Studien über verschiedene volkskundliche Themen von Hajós veröffentlicht. Ihr neues Buch übertrifft die früheren Bücher nicht nur mit seinem Umfang (63,75 Bögen), sondern auch mit seinem Inhalt. Es ist ein reiches Tableau und Spiegelbild des Volkslebens der Hajóser Schwaben, dessen Material wirklich anhand Erinnerungen der letzten Generation notiert wurde. So ist es nicht versunken, es gelang, die orale Tradition in die Schriftform zu überführen. Der Verdienst des Autorenpaares liegt nicht nur in der glaubwürdigen Datensammlung und in der genauen Notierung, sondern auch in der richtigen Gruppierung, gut durchdachten Gliederung und hochgradigen wissenschaftlichen Analyse des gesammelten Materials. Die materielle, gesellschaftliche und geistige Kultur und Mentalität der Hajóser Deutschen wird in vier großen Kapiteln vorgestellt: Die Welt der Hajóser Menschen; Wirtschaft und Mentalität; Gesellschaft und Mentalität; Geistige Kultur und Mentalität. Beim Lesen wird nicht nur unser materielles Wissen über die Volkskultur der Ungarndeutschen größer, sondern wir fühlen, dass wir bei der Ansiedlung der Hajóser im 18. Jahrhundert, bei ihrem Hausbau, bei den alltäglichen Arbeiten in den Gärten im Überschwemmungsgebiet, an den Weizenfeldern und Weingärten, bei ihrer Unterhaltung, beim Scheibenschlagen der jungen Männer am Scheibensonntag, in der Spinnstube der Jugendlichen, der Frauen oder der Männer, oder im Kellerdorf dabei sind. Währenddessen fordert das Buch die fachlich kompetenten I ,eser zum Vergleich von mehreren hundert Daten und Fakten, sowie zum Erkennen von Parallelitäten auf. Einige Beispiele dafür: Die Handwerker hatten auch in Hajós ihr eigenes Wirtshaus (Hantwearkrwiatshaus). Sie unterscheideten sich von den örtlichen Bauern nicht nur dadurch, sondern auch durch ihre Handwerkerkleidungen und eigene Musik: „Laut den gesellschaftlichen Erwartungen im Dorf mussten sich die Bauern, die das Handwerkgewerbe erlernt haben, aus^ehen, sie mussten ihre Samtkleider ablegen, sie durften nicht mehr schwäbische Kleider tragen, nur bürgerliche Kleider.” (S. 53.) Die im Oberland, sowie in den ungarischen und deutschen Gemeinden Transdanubiens bekannten gemeinsamen Höfe kamen auch in Hajós vor. Uber die Hexagass (Boszorkány Gasse) Käppalagass (Kápolnácska Gasse) ist zu lesen: „Beide Straßen waren schmal, enge, kleine Tore standen nebeneinander. Die Bewohner der krummen Käppalagass waren die ärmsten, in einem Haus lebten fünf Familien zusammen. Ihr Haus sah aus, als ob Schwalben ihre Nester eng aneinander gebaut hätten... Das zweite Haus über der Quergasse der Käppalagass wurde durch die darin lebenden fünf armen Bauernfamilien bekannt, wegen der vielen Bewohner wurde es Meierhof genannt. Den Spitznamen Mischka Maeirhofhat es durch den Spitznamen Mischka der drei dort wohnenden Familien erhalten... Die Hajóser erinnern sich auch bis heute, dass in diesem Haus die meisten Familien wohnten — denn es war nicht selten, dass drei-vier Familien in einem Haus zusammenlebten.” (S. 53—54.) Durch die Flurbereinigung werden wir Zeuge der Entstehung von Gehöften in Hajós: „Die Großwirt-Familien des Dorfes konnten nach der Flurbereinigung 1931 Gehöftwirtschaft betreiben - nur sie hatten Gehöfte in Hajós. Das Hajóser Gehöft ist eine Bauernwirtschaft in der Gemarkung der Siedlung mit einem Wohngebäude sowie dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden. Seine Eigentümer lebten jedoch nicht im Gehöftshaus, sondern ein Pächter- Ehepaar (Komissjuleut), oder männliche Knechte (Kneacht) wohnten dort dauerhaft und machten den Großteil der alltäglichen Arbeiten. Als Gegenleistung bekamen sie die Wohnung umsonst, sie hatten Recht auf einen Teil der Ernte, sie konnten Schweine und Geflügel halten und bekamen noch ein Stück Maisfeld für die Versorgung ihrer Tiere. Nicht alle Landwirte haben ständige Knechte für das ganze Jahr ans Gehöft angeheuert. Die angestellten Wirtsknechte haben sich im Sommer um die Tiere und die Feldarbeit gekümmert - zusammen mit den Mitgliedern der Wirtsfamilie — im Winter haben sie nur auf das Vieh aufgepasst... Es gab nicht nur Gehöfte für Landwirtschaft und ständiges Bewohnen, sondern auch sog. ,Gehöftchen’ (tannyile) die auch Häuschen (Häusle), oder Ställe, oder auch Stallgehöfte (Stall, Stall-tannya) genannt wurden, weil sie ja diesen beiden Zwecken dienten.” (S. 217—218., 277.) Die Gemarkung von Hajós liegt im Gebiet des Sandrückens und des Überschwemmungsgebietes, so wurde sie mit zwei landwirtschaftlichen Methoden bewirtet. Auf den Äckern des Sandrückens wurden hauptsächlich Getreide und Hackfrüchte angebaut, all das in der Dreifelderwirtschaft bis zur Flurbereinigung von 1931. Die Landwirtschaft im Überschwemmungsgebiet ist vom anderen Ufer der Donau, aus Tolna und Baranya bereits bekannt. Jetzt wird unser materielles Wissen auch mit der Beschreibung der Hajóser Gärten im Überschwemmungsgebiete erweitert: „Es gibt zwei Grund typen der Hajóser Gärten im Überschwemmungsgebiet: der umgegrabene Bettla ^Beet1) und der nicht umgegrabene Gäta (,Garten’). In den Bettlas wurde der Garten von den Besitzern umgegraben, in den Gâtas jedoch nicht.” (S. 237.) In den Gärten des Überschwemmungsgebietes wurde bis zur Wende des 19./20. Jahrhunderts hauptsächüch Gemüse angebaut. Wegen der Trockenlegung wurden immer mehr Gärten in den Wohnorten ausgebaut, so hat die Bedeutung der Gärten im Überschwemmungsgebiet langsam abgenommen. In den Bettlas und Gâtas wurde kein Obst angebaut, Obstbäume wurden in die Weingärten des Sandrückens zwischen den Weintraubenreihen gepflanzt. Die Früchte der wilden Obst- und Nussbäume in den Wäldern des Überschwemmungsgebietes wurden gesammelt. Den Zusammenhang zwischen Arbeit und Kult zeigt auch die Einhaltung des Arbeitsverbotes an den Ruhetagen. Am ersten Weihnachtstag war in Hajós jede Art von Arbeit verboten, selbst das Kochen oder das Bettmachen. Am 420