Demeter Zsófia (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 41. (Székesfehérvár, 2012)
Tanulmányok - Lukács Miklós: Das Bauopfer-Motiv in der deutschprachigen Literatur
Miklós Lukács: Das Hauopfer-Motiv in der deutschsprachigen Literatur Weihrauch unter den Grundbalken des Hauses bei den Huzulen, die Vergrabung gesegneter Kräuter im Rheinland und die Verwendung von geweihtem Wachs im Saarland entstanden sein.”36 Der Autor stellt aber eine sehr interessante Frage: Können diese Fundstücke wirklich als Bauopfer betrachtet werden? Denn ohne offizielle Dokumentationen, ohne Urkunden bleiben nur die Volksüberlieferungen, Mythen, Balladen, dessen ursprüngliche Bedeutung vom Volk oft nicht mehr verstanden werden. Aus diesen Geschichten, sowie aus den Ausgrabungen können die Wissenschaftler selbst nur Hypothesen, subjektive Beschlüsse ableiten, die über keine objektive Beweiskraft verfügen. Der erste (und bis heute vielleicht einzige) Funken der Hoffnung, diesen Brauch objektiv zu beweisen, ist eine Handschrift des Zisterziensermönches Frater Rudolfus aus dem schlesischen Kloster Räuden zwischen 1235 und 1250. Diese Handschrift sagt folgendes aus, dass „in novis domibus sive quas de novo intrare contigerit ponunt ollas plenas rebus diversis diis penatibus quos Stetewaldin vulgus appellat sub terra in diversis angulis et quandoque fodiunt retro larem und nec retro larem fundi quicquam permittunt et de cibis suis illuc quandoque proiciunt, ut habitantibus in domo prospicientur.”37 Übersetzt heißt es, das in den neuerbauten und neubezogenen Häusern Gefäße mit Speisen vergraben werden müssen um die Hausgeister (düs penantibus) zufrieden zu stellen, damit sie dem Haus und den Bewohnern Glück und Wohlstand bringen. Im deutschen Sprachgebiet heißt er Stetewaldin (Stadtwalter) und ist ein Kobold, der den Hausbewohnern gerne dient, dafür muss er aber ordentlich gefüttert werden. Diesem Dokument kann man nur an einem Teil widersprechen. Angesichts der Tatsache, dass die Gegenstände immer eingemauert oder Begraben werden, meinen viele Experten, dass unter Kobolden und Hausgeistern in Wirklichkeit die Verehrung der Verstorbenen verstanden werden muss. Wenn es Brauch war, die wichtigsten Gegenstände mit den Toten zu begraben kann das Bauopferritual auch als eine Art Totenopferritual anerkannt werden. Der präanimistischen (mit anderen Worten emanistischen) Auffassung nach haben die Menschen auch nach dem Tod einen Körper, der Nahrung und Flüssigkeit braucht und durch dem die Toten mit den Lebenden in gewisser Form kommunizieren können. Diese Seelen müssen ständig besänftigt werden, damit sie kein Unheil anrichten, den Lebenden nichts antun, sie nicht mit sich reißen. Dieses ganze Brauchtum kann also zu einem einzigen uralten Motiv zurückgeführt werden: zu der Furcht vor dem Tod und vor dem Toten. Im Grunde hatten sehr viele heutige Begrabungs- und Beerdigungsformen ursprünglich den Zweck, die Toten im Grab zu behalten. Sogar einige unserer Redewendungen weisen darauf hin, dass sie sich auf die Furcht vor dem Rückkehr der Verstorbenen beziehen (z. B. „Er dreht sich im Grab um.”). Die verschiedenen Hausgeister, Kobolde usw. sind auch nichts weiter, als jüngere Formen der alten Totengeister. Nun, das ist ein ziemlich interessanter Standpunkt von Wilhelm Jesse, aber ich muss seine Aussage bestreiten. Dass das Bauopfer im Grunde ein Totenopfer, und die Hausgeister im Grunde wiederkehrende Seelen sind, kann meiner Meinung nach nicht stimmen, weil: 1. Wie schon gesagt, mussten bei ganz großen und wichtigen Bauten Menschenopfer gebracht werden. Und wenn die Toten mit Speisen, Kleider und Wertsachen befriedigt werden müssen, wozu bräuchten sie die Menschen? 2. Diese Opfer wurden immer bei Neubauten, erst vor kurzem erbauten Gebäuden gebracht, und zwar sofort nach der Fertigstellung. Wenn nicht beim Bau jemand gestorben ist, hat es keinen Sinn, ein Opfer für die Toten zu bringen. 3. Dass die Hausgeister nicht eine neuere Form der Totenseelen sind, haben schon einige Geschichten bewiesen. Zum Beispiel die Heinzelmännchen von Köln können überhaupt keine „Totengeister” sein. Die hilfreichen Hausgeister existieren also meiner Meinung nach unabhängig von den zurückkehrenden Seelen. Das Bauopfer von Gobelsburg Das die Dokumentierung des Bauopfer-Phänomens auch im deutschen Sprachgebiet verbreitet ist (nicht so stark wie in Südosteuropa, das gebe ich zu) zeigt eindeutig die Bauopfer-Sage von Gobelsburg. Im Buch Die Kuenringer in Sage und Legende von Margot Schindler steht die folgende Geschichte: „Als das uralte Schloss in Gobelsburg, an dessen Stelle heute ein weniger altes steht, erbaut werden sollte, ließ der Bauherr, ein Graf, bekannt geben, dass nur jener Baumeister die Arbeit bekäme, der sich verpflichte, das erste lebende Wesen, das nicht in die Burg und zum Baue gehöre und diese betrete, festzunehmen und einzumauern. Dem wollte keiner der Baumeister zustimmen und nur ein junger, noch nicht verheirateter, unterschrieb den Vertrag des Grafen. Der Bau begann, schritt aber nur langsam fort, wie es eben in sehr alten Zeiten schon so Brauch war. Im Laufe der Jahre vergaß auch der Baumeister, der unterdessen geheiratet hatte und ein Töchterlein sein eigen nannte, ganz auf die grausame Bestimmung im Bauverträge. Als nun endlich die Burg vollendet war, bis auf einen vom Bauherrn 36 JESSE 1930, 4. 37 JESSE 1930, 5. 54