Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)
Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)
Alba Regia 36 (2007) Wenn wir aber uns den Ursprung der Verzierungen des Sarkophags vor Augen halten, bezweifeln wir den westlichen Ursprung des dreibogigen Abschlusses. Die Verzierungen und die Muster von den Rosetten bis zur Kreuzform sind für die byzantinische Kunst charakteristisch. Ein frühes, aus der westeuropäischen Kunst des 12. Jahrhunderts stammende formale Element ist damit schwer zu vereinbaren. In der Tat: der dreibogige Abschluss kommt in der byzantinischen Kunst schon früher — obwohl seltener als in der westlichen — vor: sowohl in den Steinschnitzerei als auch in der Buchbemalung. Er ist nicht nur im Kodex der Homilien Gregors von Nazianz, aufbewahrt im Katharinenkloster auf dem fernen Sinai, zu finden, wo der heilige Verfasser im 12. Jahrhundert161 in einem architektonischen Rahmen dargestellt wurde, sondern auch in der ebenfalls in einen architektonischen Rahmen gefassten Ascensio-Szene der Homilien von Jakob Kokkinobaphos, die 1125/1150162 oder mit weiteren Zeitgrenzen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhundert gefertigt wurde.163 Ein territorial nahes, schönes Beispiel für die dreibogige Lösung ist der in das 12. Jahrhundert datierte Marmorrahmen des St. Pantaleon-Bildes in Nerez.164 Während die westliche Ableitung des dreibogigen Abschlusses unter den Verzierungen des Székesfehérvárer Sarkophags fremd wirken würde, könnte seine Ableitung aus der byzantinischen Kunst — im Falle der Datierung ins 12. Jahrhundert — mit dem Stil der Steinmetzarbeiten gut vereinbart werden. Es würde aber bedeuten, dass der Sarkophag vor dem 12. Jahrhundert nicht gemeißelt werden konnte. Der dreibogige Abschluss ist bei der Datierung des Sarkophags nicht außer Acht zu lassen. Die Frage aber, inwieweit diese Lösung die Datierung ins 11. Jahrhundert ausschließt und die ins 12. Jahrhundert beweist, kann ich nicht beantworten. Auch im Bisherigen betonte ich die Einmaligkeit des Sarkophags und seine Unabhängigkeit von der frühen ungarischen Romanik. Die Seltenheit dieser Lösung auf byzantinischem Gebiet macht es nicht möglich, den Anfang des Auftrittes dieser Lösung festzustellen: es kann Vorkommen, dass der dreibogige Abschluss schon früher, im 11. Jahrhundert erscheint. Beim Suchen nach der verstorbenen Person im Sarkophag ziehe ich deshalb beide Datierungen in Betracht. Die Möglichkeiten teilen sich danach, ob sich die Datierung des Sarges ins 11. oder ins 12. Jahrhundert bestätigt. IV. Die Möglichkeiten der Identifizierung des Verstorbenen 7 7. Jahrhundert Herzog Emerich — Heiliger Emerich (f1031, Heiligsprechung: 1083) Eine in die Streifenfundierung der südlichen Pfeilerreihe der Kirche der Heiligen Jungfrau eingebaute Grabstätte kam zum Vorschein und das Gebiet bekam — nach gründlicher Beobachtung und Rekonstruktion von Zoltán Szabó — in der späteren Baugeschichte der Kirche eine hervorgehobene Rolle, die den Fundort nur mit dem Grab vom Heiligen Emmerich identifizierbar machte.165 Der Kultort zwischen den beiden Pfeilern befindet sich so, dass sich der Sarkophag an der örtlichen Seite daran nicht anlehnen konnte, weil er zwischen den Pfeilern — dem rekonstruierten Oberfläche nach — ebenmäßig hätte aufgestellt werden müssen. Die östliche Seite des Sarkophags ist nicht gemeißelt, sie lehnte sich also an die Wand. Das Fehlen des Nimbus um den Kopf des Eidolons schließt ausserdem aus, dass er der Sarg eines Heiligen ist. Auch vor der Heiligsprechung konnte er nicht darin ruhen, weil er dann noch im von Zoltán Szabó beobachteten unterirdischen Grab lag. Stephan I. — Stephan der Heilige (997-1038, Heiligsprechung 1083) Über die Beisetzung von Stephan dem Heiligen und seine Translation sind benutzbare Details in der Kleineren und der Hartwik-Legende zu finden.166 Die Beisetzung: er wurde in der Basilika der Heiligen Jungfrau beigesetzt, die er mit prächtiger Arbeit unter Dach brachte (Legenda minor 7.). Nach der Hartvik-Legende: „ ... der Körper wurde in den königlichen Sitz überführt und da die von ihm gebaute Kirche zur Heiligen Jungfrau noch nicht eingeweiht wurde, berieten die Hohenpriester und beschlossen, zuerst soll die Basilika eingeweiht werden und erst danach wird sein Körper der Erde übergeben. Nach der Einweihungsfeier wurde sein heiliger Körper in einen aus weißem Marmor gehauenen Sarkophag in der Mitte des Gebäudes gelegt. ... Nachts 161 Cutler-Spieser 1996, 364, (Ms. Gr. 339. fol. 4v.) = Dzurova 2002. Bild 86. 162 Kat. New York 1997, Nr.62, 108 = DZUROVA 2002. Bild 87. 163 CUTLER-SPIESER 1996, 367 (Bibi. Apostolica Vaticana ms.gr. 2262, fol. 2v) Weitere Beispiele von der Buchmalerei: die Homilien Gregors von Nazianz, Sankt Petersburg, 13. ]ahrhundert: DZUROVA 2002, Bild 134; Lectionare, Jereván, DZUROVA 2002. Bild 1460; Evangeliarium, Tiflis, ' nde des 12. Jahrhunderts, DZUROVA 2002. Bild 149. 64 GRABAR 1976, nr. 88, die Kirche wurde 1164 gegründet; ihr buntes Bild: VELMANS 1999, 62. 165 Szabó 1996. 166 Zusammenfassend über die ungarischen Heiligprechungen: KLANICZAY 2000,114. 154