Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)

Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)

Alba Regia 36 (2007) Kirche.148 Auch die Herrscher der fränkischen Dynastie der Salier wurden in Speyer in unverzierte, einfache Steinsar­kophage gelegt: sie ruhen einander nah, in einer Gruppe.149 Auch die polnischen und tschechischen Herrscher und ihre Familienangehörigen wurden unter der Erde beigesetzt.150 Im Falle des Székesfehérvárer Sarkophags ist nicht das das Ritusproblem, warum Stephan I. in einem sichtbaren Sarkophag bestattet wurde. Die Grundfrage ist, warum in Székesfehérvár überhaupt jemand nach dem Ritus des Östli­chen Kaisertums, des Kiever Fürstentums oder der mediterranen Vornehmen in einem Sarkophag über Bodenniveau beigesetzt wurde. In der Kirche der Heiligen Jungfrau in Székesfehérvár wurde der ungarische Herrscher Kálmán (Koloman) beigesetzt, der als Erster zum König von Kroatien gekrönt wurde. Wir wissen, dass auch ein Erzbischof von Spalato, Peter von Lombardién (f um 1170) in dieser Kirche ruhte.151 Und am Ende sollten wir auch den in Kon­stantinopel groß gewordenen Béla III. nicht auslassen. Die Sarkophagbeisetzung über dem Bodenniveau ist im Falle von Stephan 1. wegen des Ritus besonders unerwartet. 3. Die Datierung des Sarkophags Sándor Tóth akzeptierte die Verwandschaft der gehauenen Motive mit den Steinmetzarbeiten der Abtei von Zala­­vár. Die letzteren datierte er in das letzte Drittel des 11. Jahrhunderts,152 deshalb verband er die Meißelung des Sarko­phags mit der Beisetzung von Stephan dem Heiligen. Im Falle des Székesfehérvárer Sarkophags und der Steinmetzarbeiten von Zalavár — egal in welche Periode sie da­tiert sind -, können wir über eine engere Verbindung nicht sprechen. Wegen der Verschiedenheit der dreiadrigen Geflechte und der verschiedenen Platzierung der raumfüllenden Elemente auf den Sarkophagen von Zalavár wird die unmittelbare Verbindung und dadurch irgendein Verweis auf Datierung ausdrücklich widerlegt. Alle anderen heimischen Bildhauerwerke mit ähnlichen Mustern blieben in sehr fragmentarischem Zustand erhalten und da ihr originaler Aufstellungsort und ihre Funktion unbekannt sind, sind sie so isoliert, dass es eine große Kühn­heit wäre, irgendwelche Verbindung mit dem Sarkophag vorauszusetzen, einige seiner Motive sind ja auf den byzanti­nischen künstlerischen Steinbearbeitungen aus dem 10-12. Jahrhundert wohl bekannt.153 Kann man auf dem Sarkophag ein Motiv finden, das innerhalb des 10-12. Jahrhunderts genauer datiert werden kann und irgendeine Orientierung ermöglicht? Auf dem Sarkophag ist ein formales Element, das hinsichtlich der Da­tierung sogar bestimmend werden kann. Auf dem Sarkophag ist der obere Abschluss der Nischen auf der Stirnseite besonders „störend”. Das ist ein dreibogiger Abschluss: dem mittleren, größeren Rundbogen schließt sich seitlich je ein kleinerer, flacherer an. Auf diese Lösung wurde man früher nicht aufmerksam, weil dieser dreiteiliger Abschluss in der Publikation von Géza Entz und Ernő Szakái auf dem rekonstruierten römischen Sarkophag zu sehen ist. Im Hin­blick darauf, dass es hier nicht um ein römisches Motívum, sondern um eins aus der romanischen Zeit geht, ist das Muster bei der Datierung der Ubermeißelung des Sarkophags nicht außer Acht zu lassen. Beispiele dieses Motivs — meines Wis­sens — blieben in den heimischen Steinmetzarbeiten in einer entwickelteren Form vom 13. Jahrhundert erhalten.154 Diese Lösung ist im westlichen Kaisertum in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu beobachten. Sie ist auf dem oberen Abschluss der Christus-Nische der Gustorfer Chorschranken zu sehen,155 auf dem Grabstein des Priesters Bruno Ende156 (1194), auf den in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datierten Reliquienkästen,157 auf dem Kreuz­­reliquien-Halter vom an der Maas gelegenen Ort,158 auf dem Klosterneuburger Altar von Nikolaus von Verdun, etwas ferner auf dem Relief um 1180159 * in der Kathedrale von Canterbury oder auf der Seite des Reliquienhalters der Kirche von Saint-Evroult-Notre-Dame-du-Bois16H usw. 148 Kaiser Heinrich II. 94, Bild 80. 149 Kat. Salier 1992, 288.-, Heinrich IV, Kaiser, Kämpfer, Gebannter, red. E. Horstrup, SPEYER 2006. isii Prag, Boleslav II. in der Kirche St. Georg, Wenzel der Heilige, in der St. Vitus Kathedrale, Vratislav I.: Hrdlicka, E., Prag, in: Europas Mitte um 1000, Budapest 2000, 229; Sommer, P., Christliche Beisetzungen, in: Europas Mitte um 1000, Budapest 2000, 229; 261. In Polen verteilen sich — gewiss wegen der Größe des Landes — die fürstlichen Beisetzungen besser. In Poznan wurden Mieszko und sein Sohn Boleslav der Tapfere beigesetzt: Kara , M., Poznan, in: Europas Mitte um 1000, Budapest 2000, 291; in Gniezo: Dobrawat (977), in der Abtei Tyniec wurde Boleslav II. bestattet, Kara, M.- Kurnatoswska Z., Christliche Beisetzungen, in. Europas Mitte um 1000, Budapest 2000, 229; 322. 151 Thomas von Spalato, Historia 19: Sepultus est in ecclesia sancte Marie in Atba, Gombos Cat. III. 2227; ENGEL 1987, 615. 152 TÓTH S. 1994, 71-72. 153 Ich halte es nicht für unnötig, im Zusammenhang damit Melinda Tóth zu zitieren: .....nur ein ganz geringer Teil des spärlichen Andenkenmaterials aus der Zeit von Stephan dem Heiligen ist mit eigenartigen kunstgeschichtlichen Mitteln zu ergreifen, mit Beobachtungen zur Kunstform, mit stilgeschichtlichen Begriffen zu umschreiben”: TÓTH M. 1988, 112. 154 Das früheste datierbare heimische Vorkommen ist wahrscheinlich die dreibogige Arkadenreihe des Grabmals in Pilis von der 1213 ermordeten Königin Gertrud, die 15-20 Jahre nach ihrem Tod gefertigt wurde. TAKÁCS 1994, 250. 155 Rademacher, Fr., Der thronende Christus der Chorschranken aus Gustorf, Beihefte der Bonner Jahrbücher Bd. 12, Graz 1964. 156 Das Bild über das vollständige Grabmal: EINEM 1961, 134. 1,7 Der Reliquienkasten in Maastricht, 1160-1170, Kat. Köln 1972, Bd. 1. 247; der Reliquienkasten des Heiligen Servatius 1160-1170, Kat. Köln 1972. Bd. I. 245-6; der Reliquienkasten von St. Albinus, Köln 1186, Kat. Köln 1972 Bd. I. 320, der Reliquienkasten von St. Anno 1183, Kat. Köln 1972 Bd. I. 321, der Reliquienkasten von St. Anno Kat. Köln 1975 (E 1) 188-189, Ornamenta Ecclesiae 3, H 39, 121. 158 New York, Privatsammlung: Ornamenta Ecclesiae 3, H 39, 121. 159 Williamson, P., Gothic Sculpture 1140-1300, London 1995,104. 1611 Trésors des églises de France, Paris 1965, Nr. 222; Italie des Normandes, Normandie des Plantagenêts, Musée de Normandie-Caen 1995, 29. 153

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