Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)
Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)
der Darstellung die Illustration eines Teiles der Biographie d.h. die von Emerichs Tod.100 Zoltán Kádár101 und Tamás Bogyay102 betonten die byzantinische Herkunft des Bildtyps und dessen Zusammenhang mit der Darstellung derKoimesis. Trotz ihrer Seltenheit ist das keine unikale Darstellung.103 Da die Rolle der Engel im Ritus des Sterbens und der Beerdigung bekannt ist, können wir mit gutem Recht fragen: wie könnte anders der Tod von Emerich oder der eines anderen und die Aufnahme der Seele, ohne dass die Engel anschaulich dargestellt werden? Die Verwandschaft der elevation animae und die Darstellung der Aufnahme der Seele Marias ist relativ. Die Aufnahme der Seele ist eine allgemeinere aber seltener verwendete bildüche Darstellung, als dass sie von der Koimesis-Szene abgeleitet werden sollte. Gar nicht zu reden davon, dass Marias Tod einen eigenen Festtag hatte, was zur Vielfalt an den bildlichen Darstellungen beitrug. Wegen der Häufigkeit der Szenen Tod Marias und der Seltenheit der Szene der Aufnahme der Seele im Falle von anderen Heiligen neigen wir dazu, zwischen den Darstellungen eine Zusammenhang oder eine Verbindung zu suchen und die elevatio von der Koimesis-Szene abzuleiten. Diese Vorstellung ist falsch. Evidenz: die große Zahl der Darstellungen vom Tod Marias ist damit zu erklären, dass sie überall verwirklicht werden konnte, denn es gehörte zur Grundschicht des Glaubens und des Kults. Im Falle von allen anderen, seien sie Heilige oder irdische Personen, war die Darstellung der Aufnahme der Seele sowohl zeitlich als auch räumlich begrenzt. Diese Szene konnte nur an der Kultstätte des Heiligen, im Falle von irdischen Personen fast ausschließlich auf ihrem Grabmal dargestellt werden. Deshalb ist es zu verstehen, dass im Gegensatz zu Marias Tod nur je eine Darstellung bekannt ist. Auf den Grabmählern der irdischen Sterblichen — seien sie Könige oder kirchliche Männer — konnte die Aufnahme ihrer Seele ins Himmelsreich dargestellt werden.104 105 Der Unterschied zwischen der Koimesis- und der Elevatio-Darstellung ist eben bei der Erscheinung der Engel auffallend, ganz zu schweigen davon, dass bei der Szene von Marias Tod ihre Seele vom Chrisms den Engeln übergeben wird.103 Das Engelpaar kommt vom Himmel.106 Die bogenförmige Körperhaltung der beiden Engel entspricht der sturzartigen Ankunft aus dem Himmel. Die Engel in Pallium oder mit Vellum auf der Hand warten auf die Übergabe von Marias Seele. Im Gegensatz dazu wird auf dem Sarkophag von einem zum Himmel schwebenden Engel das die Seele vergegenwärtigende Eidolon emporgehoben.107 In den Szenen der Elevatio hebt sich ein nach rechts haltender, waagerecht fliegender Engel in den Himmel empor, die Seele mit beiden Händen haltend. Sein Pallium hängt fallweise lang herunter. Diese Komposition ist nicht das Detail der Koimesis-Szene, sondern das Transformieren einer jahrhundertenalten Eros-Victoria-Engel-Darstellung: der christliche Engel ist in seiner Erscheinung das Ergebnis der Verwandlung des spätantiken Victoria-Typs. Zwei symmetrisch eingestellte geflügelte Wesen heben einen Kranz oder einen Clipeus hoch. Der Bildtyp von den einen Kranz als Siegesabzeichen haltenden Engeln lebte von der römischen Kaiserepoche bis in die Karoüngenzeit weiter.108 In der römischen Kaiserepoche erscheinen sie am häufigsten auf der Stirnseite der Sarkophage. Die vielen Varianten detailliere ich nicht,109 ich zähle nur die Kompositionen auf, die themennah sind. Seltener halten stehende Eroten eine Inschrifttafel mit den Daten des Verstorbenen;110 öfter gibt es schwebende Eroten entweder auf dem Sarkophagkasten zwischen mythologischen Szenen oder auf der Vorderseite des Deckels, in einem Kranz das Brustbild des Verstorbenen111 oder eine Tafel mit Inschrift112 haltend; auf der Stirnseite des Sarkophags, nur mit einer Inschrifttafel.113 Ende des 4. Jahrhunderts halten die in Erotengestalt erscheinenden Engel auf dem vielmal publizierten „Herzog- Sarkophag” (Sarigüzel, Türkei, Abb. 25.).114 und auf der Vorderseite eines späteren Sarkophags ein Christusmono-Alba Regia 36 (2007) 100 Nagy Á. 1972. >oi KÁDÁR 1942-1944,1955. 102 Bogyay 1972,20. 11)3 NAGY Á. 1972. Einem 1961, Meier 2002,23-24. 105 Elfenbein-Tafel, Byzanz, Ende des 10. Jahrhunderts, Köln, Schnütgen Mus.: Ornamenta ecclesiae III. 17. Elfenbein-Tafel, Byzanz, Wende des 10-11. Jahrhunderts, Hotel de Cluny, Kat. Louvre 1992, 256; Palermo, das Mosaik in La Martorana. 106 Auf der Einbandtafel des Evangeliariums von Otto III., byzantinische Elfenbeinschnitzerei: Rom und Byzanz 1998, 154. siehe die Bilder von CHAPEAUROUGE 1973 und KAHSNITZ 1987. 11,7 Ober die Tropen der Vergegenwärtigung der Seele: CHAPEAUROUGE 1973. io» Die interpretatio Christiana des Bildtyps: KlILERICH 2002, 137. Im Zusammenhang mit der elevatio animae — Szene des Székesfehérvárer Sarkophags: MAROSI 1999, 344. 109 Über den ideellen Hintergrund in der Kaiserepoche: L’Orange, H.P: Eros psychopompos er sarcophages romains, Acta ad archaeologiam et artium historiam pertinentia (Ins. Rom. Nom. I. 1962, 41-48, in: Likeness and Icon, Selected Studies in Classical and Early Mediaeval Art, Odense UP 1973. 1111 Der Sarkophag von Prosenes, Anfang des 3. Jahrhunderts, Roma, Villa Borghese, Repertorium I. 929, Roma, Museo Nazionale, KOCHSlCHTERMANN 1982, 286, Lucca, S. Frediano: in: AnDREAE-SETTIS 1984, 221. 111 Roma, Sarkophag mit Neoptolemus-Szene: KOCH-SlCHTERMANN 1982, 95; weitere Beispiele aus der Stadt Rom: KOCH-SlCHTERMANN 1982, 283, 285; eingebaut in den Dom von San Lorenzo (Liguria): ANDREA SettIS 1984, 137; Caligari, Kathedrale, eingebaut in die Kapelle S. Saturnio: ANDREAE-SETTIS 1984, 221. 112 Roma, Vatikan, Alkestis Sarkophag, KOCH-SlCHTERMANN 1982, 143, Museo Nazionale, ebendort 282. Sarkophag von Ostia, Dresken- Weüand 1998, Nr. 244. 113 Arles, KOCH-SlCHTERMANN 1982, 320, Perge, die Türkei, KOCH-SlCHTERMANN 1982, 483. rn FIRATLI 1990, Nr. 81., KOCH 2000, 111-113, PANOWSKY 1993, Büd 166., KlILERICH 2002, KAISER-MlNN 1997. Bild 3. 149