Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 28. – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1999)

Das inhaltlich anspruchsvollste Relief des Fund­komplexes besticht zugleich durch vorzügliche Aus­führung. Der leicht gewölbte Hintergrund der mittel­großen Platte ist fein mit Zahneisen bearbeitet. Proportion und Haltung des Dieners mit dem Geschenkkorb sind sehr ansprechend. Im Vergleich zu den ungelenken Posen der Weinleser steht diese Figur leicht und ausgewogen im Kontrapost. Das Gewicht liegt auf dem linken Bein des Dieners, der rechte Fuß ist leicht angehoben. Die verschiedenen Gefäßtypen in dem plastisch gerundeten, leicht nach vorn gekippten Korb mit den Schlaufen­henkeln sind sehr anschaulich. Priamos ist mit einem faltenreichen Mantel bekleidet, eine untere Faltenbahn ist neben dem Körper nach vorne gezogen, sodaß sich der Stoff vor seinen Knieen bauscht. Die Haltung des Achilles ist streng und ehrfurchtgebietend. Die auf die Seite gedrehte Haltung des Hektor ist nicht die eines Toten, sondern eines Schlafenden. Alle Gesichtszüge, soweit sie unbeschädigt blieben, sind außerordentlich fein gearbeitet, die Augenpartie, Haar und Ohr des Dieners, Bart und Haupthaar des betrübten Priamos, ebenso die Körperteile, der linke Arm des Achilles, der Körper des Hektor. Alle Figuren stehen oder liegen auf einer genau definierten Ebene und schweben nicht irgendwo auf dem Bildgrund. Mit diesem Relief ist neben den zwar sehr originellen, aber etwas groben und naiven Arbeiten eines einheimischen Steinmetzen (Stücke 79, 80, 92) die Tätigkeit eines klassisch geschulten Künstlers nach­weisbar. Eine vergleichbare Szene ist auf einem Relief im Aquincum-Museum dargestellt (Kuzsinszky 1897, 163 f; Nr. 104; Kuzsinszky 1934, 184, 60; Nagy 1942, 481,Taf. 72,2; Nagy 1971, 133, Abb. 55; Mócsy 1974, Taf. 33 b; LIMC I, 1981, Nr. 712; Németh 1999, 54, Nr. 144.). Auch in dieser Szene bittet der kniende Priamos Achilles um die Herausgabe der Leiche seines im Kampf um Troja gefallenen Sohnes Hektor. Achilles sitzt in dieser Darstellung in brutaler Pose auf dem toten Hektor. Der knieende Priamos mit phrygischer Mütze hat ein Bein aufgestellt, sein langärmliges Kleid ist schön gefältelt, sein Mantel bläht sich hinter ihm im Wind. Hinter Priamos ist eine verschleierte Frau dargestellt, vielleicht die ebenfalls um Patroklos trauernde Briseis, die Lieblingssklavin des Achilles. Hinter diesem steht eine Büste des von Hektor getöteten Patroklos, Achilles' verewigten Freund. Das Relief ist links abgebrochen. Es wäre leicht möglich, daß auch zu diesem Bild noch eine Dienerfigur mit Geschenken gehörte. Eine weitere Darstellung dieser Szene ist aus Sommerein bei Bruck/Leitha erhalten (Krüger 1970, 34, Nr. 245, Taf. 38.). In der Anordnung der Figuren entspricht das Relief dem Stück aus Aquincum. Achilles ist als lässig sitzender, nackter Held gezeigt, der sich mit der linken Hand auf seinen Schild stützt. Ob die mit einem faltigen Tuch überdeckte Sitzgelegenheit der Leichnam des Hektor ist, bleibt fraglich. Priamos ist hier dem Achilles näher getreten. Mit der rechten Hand umfängt er das rechte Knie des Achilles, wie es der Text der Ilias beschreibt. Die drei Reliefs stammten wohl aus einer längeren Szenenfolge und wurden von anderen Bildern aus dem Sagenkreis um den trojanischen Krieg ergänzt, z. B. mit der Schleifung Hektors, die im Ungarischen National­museum mit zwei Exemplaren (Ungarisches National­museum Inv.Nr. 26.1858, Altfund von der Csepel-Insel, Ziehen 1889, 160 f; Ziehen 1890, 68 f, Fig. 21; Hekler 1912, 186; Intercisa 1954, 216. Inv.Nr. 33.1903.3; Hekler 1912, 186 f, Abb. 110; Intercisa 1954, Nr. 198, Taf. LXV; LIMC I, 1981, Nr. 635; LIMC IV, 1988, Nr. 77. ) und auch in Noricum mit einem berühmten Relief in Maria Saal (Picottini 1984, 53, Nr. 359; LIMC I, 1981, Nr. 636; Kremer 1992, 153, Nr. 234.) vertreten ist. Am Sockel einer Grabädicula finden in der Regel drei zusammengehörige Szenenbilder Platz. Die Schleifung des Hektor geht dem Besuch des Priamos voran, diese 'beiden Szenen erfreuten sich sowohl in der griechischen als auch in der römischen Kunst großer Beliebtheit, sie wurden auch auf Sarkophagen gemeinsam auf einer Langseite abgebildet (LIMC I, 1981, Achilles: 138 ff, 147 IV, 1988, Hektor: Nr. 115, 116, 118.). Diener tragen die Lösegeschenke in Form von großen Gefäßen und Kleider­bündeln herbei. Gelegentlich wird auch das Maultier­gespann des Priamos mit den Gaben gezeigt. Besonders drastisch ist die ebenfalls mit den beiden Hauptbildern verbundene Wägung des Hektor, bei der die Leiche auf einer großen Wage gegen die Geschenke aufgewogen wird (LIMC I, 1981, Andromache: Nr. 36, 37.). Die Ereignisse vor und nach den beiden häufig abgebildeten Ereignissen wurden weniger oft dargestellt. Einige Sarkophage zeigen den Zweikampf von Achilles und Hektor gemeinsam mit der Schleifung des Hektor (LIMC I, 1981,Achilles: Nr. 627, 631.). Eine andere Kampfszene aus dem trojanischen Krieg, die auf vielen Sarkophagen erscheint, ist der Vorstoß des Hektor ins griechische Lager (LIMC IV, 1988, Hektor: Nr. 40-42.). Der große Ajax streckte den Held mit einem Steinwurf nieder, er wurde aber von Apollo gestärkt und konnte mit seinem Trupp die griechischen Schiffe in Brand setzen. Auf Wandmalereien im Sacrarium der Casa des Sacello Iliaco e del Criptoportico folgt nach der Lösung des Hektor die Darstellung der Rückfahrt des Leichenwagens nach Troja (Spinazzola 1910-1923, 8,11, Abb. 870, 954 ff; LIMC I, 1981, Hektor: Nr. 101.), das Begräbnis des Hektor und die Trauer der Andromache (LIMC I, 1981, Andromache: Nr. 38.). Die Gattin des Hektor wird von zwei Frauen getröstet und hat ihren Sohn Astyanax bei sich. Wie auch immer die Szenenfolge zu ergänzen sein mag, die Geschichte eignet sich jedenfalls sehr gut für ein Grabdenkmal, da das Problem der Bestattung der gefallenen Helden, auch die des Patroklos (IL. 23.), einen bedeutenden Platz darin einnehmen. Der Topos des unversehrten Leichnams sowohl des Patroklos (IL. 19, 30 18

Next

/
Oldalképek
Tartalom