Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 28. – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1999)
Zu den Weinleseszenen sind derzeit aus der Provinz Pannonién keine Parallelen aus der Sepulchralarchitektur bekannt. Das Motiv der Weinlese ist auf einer Wandmalerei im Peristyl der Villa von Baláca dargestellt (Thomas 1964, 73 ff, Taf. 64-66.). Der traubenlesende Sklave steht auf einer Leiter und hält einen Korb auf einer langen Stange auf der Schulter. Auf einer Wandfläche des sog. schwarzen Zimmers ist ein nackter Eros, den E. Thomas als Dionysos-Kind bezeichnet, mit einer übermäßig großen Weintraube in der Hand dargestellt (Thomas 1964, 79, Taf. 40, 41.). Aus Noricum sind zwei Reliefs bekannt. Auf einer Ädiculawand in Zweikirchen ist einer der Pilaster mit einer Weinleseszene geschmückt (Picottini 1984, 32 f, Taf. 15, Nr. 326; Kremer 1992, 91, Taf. 21, Nr. 102.). Einer der geflügelte Eroten erntet eine übergroße Traube, der zweite hält einen Korb unter eine ebenfalls riesige Frucht. Auch die Blätter sind unverhältnismäßig groß. Ein Eckblock in Arndorf war an zwei Seiten mit Weinrankenreliefs geschmückt (Picottini 1984, 46, Taf. 22, Nr. 353.). Auf der besser erhaltenen Seite erkennt man zwei Eroten im Blattwerk eines Weinstocks, von denen die obere Figur einen Korb in der Hand hält und die untere nach den Trauben greift. Weinerntende Eroten sind auch auf einem Relief in Graz dargestellt (Modrijan-Weber 1965, 90, Nr. 140.). Der aus einem Kantharos wachsende Weinstock ist hier ziemlich schematisch dargestellt, die Eroten sind wieder sehr klein und schlank im Verhältnis zu den großen Blättern ausgeführt. Ein Erot sitzt neben einem gefüllten Korb, über dem eine Traube hängt, die niemals in diesen Korb passen würde. Der zweite Leser ergreift eine monumentale Traube, die er niemals halten könnte. Dieses immer wiederkehrende Mißverhältnis zwischen den Weinstöcken und den Lesern scheint in einer Art Bedeutungsmaßstab zu stehen. Symbolträger ist die Pflanze und ihr Produkt, während die menschlichen oder göttlichen Figuren nur als Beiwerk eingefügt sind. Auf den Neumagener Grabdenkmälern spielt der Wein eine große Rolle, allerdings nicht nur in der bekannten Anspielung auf die dionysischen Wonnen, sondern wohl auch aus der geographischen Situation heraus auf das Berufsleben der Verstorbenen in einer Weinbaugegend. Auf einer Seitenwand des sogenannten Rebstockdenkmals (Massow 1932, 74 ff, Nr. 10, Abb. 47, Taf. 6) wächst ein realistisch dargestellter Rebstock mit dickem Stamm, schön gefalteten Blättern und teilweise darunter versteckten Trauben auf. Ähnliche Darstellungen finden sich auf den Seiten des Grabaltars des Sevir Augustalis Aprossus (Massow 1932, 123 f, Nr. 175, Taf. 23.). Auf einer Seitenwand des sog. Bukranionpfeilers erkennt man den Arm einer Mänade, die eine Traube ergreift (Massow 1932, 46 ff, Nr. 6, Fragment a5, Abb. 29, Taf. 5.). Auch die Mänade auf der Seitenwand des C. Albinius Asper hält eine Traube in der erhobenen Hand (Massow 1932, 42 ff, Nr. 4, Abb. 23, 26, Taf. 4.). Zwei Schiffe mit Weinfässern, die eine Pyramide aus Weinkrügen flankieren (Massow 1932, 203 ff, Nr. 287 und 289, Abb. 130, Taf. 54, 55, 56.), gehörten zu einem der berühmtesten Grabdenkmälern aus dem römischen Trier und weisen auf den Beruf des Verstorbenen hin. Eine Weinleseszene in Luxemburg schmückte das Grabmal eines Großwinzers und Weinhändlers bei Remerschen (Thill 1972; Wilhelm 1974, 41, Abb. 286.). Obwohl die Ableitung der Berufsbezeichnungen aus den Reliefinhalten etwas kurzschlüssig wirkt, muß man einräumen, daß ein Gutsbesitzer im Moseltal sich höchstwahrscheinlich mit Weinanbau beschäftigte. Eine aus einem Rankenkelch wachsende nackte Frauenfigur wird als Vitis, die Göttin der Weinrebe interpretiert, die inmitten eines üppigen Rankengeschlinges mit großen, im Blattwerk verstecken Trauben mit beiden Händen in die Rebenstengel greift. Zwei Eroten sind spielerisch mit der Weinlese beschäftigt. Der rechte ergreift eine Traube, von der er auch zu naschen scheint, der linke füllt einen Korb mit Trauben. Da die Darstellung von Weinranken als dekoratives Motiv oder in dionysischen Szenen häufig, Weinleseszenen aber selten sind, wäre zu überlegen, ob nicht auch aus den Reliefs der Ecksteine aus Gorsium ein konkreter Hinweis auf den Beruf des Verstorbenen ableiten ließe. Die Entfernung des Ortes vom Plattensee ist gering, sehr leicht konnten in Gorsium ansässige Familien Weinberge dort besitzen. Die hohen und schlanken Ecksteine aus Gorsium umgriffen an den Innenseiten eine Mittelplatte mit einem schmalen Steg an der Vorderseite und einem breiten an der Innenseite. Diese Stöße waren zusätzlich mit Klammerungen gesichert, während die Verbindung mit den Seitenplatten nur mit Klammern hergestellt wurde. Dübellöcher zur Verbindung mit einem darüber folgenden Bauglied fehlen. Bei Ecksteinen ist häufig schwer zu entscheiden, ob sie zu Grabumfassungen oder Ädiculen gehörten. Für die 17 Eckblöcke im Aquincum-Museum wurde die Zuweisung aufgrund der Proportion und der Steinverbindungen der Objekte getroffen (Ertel, Grabbauten.). Sehr gedrungene Stücke ohne Klammerverbindungen, bei denen Mittel- und Seitenplatten nur von Stegen gehalten wurden, sind als Ecksteine von Grabumfassungen anzusehen. Schlankere Steine und Klammerverbindun-gen deuten auf die Zugehörigkeit zu einer Grabädicula hin. Auch die Ecksteine aus Gorsium weisen gemischte Steinverbindungen mit Stegen und Klammern auf. Aus diesem Grund und wegen der schlanken Porportionen der Steine gehörten die Stücke ziemlich sicher zu einer Grabädicula, wo sie die Sockelzone flankierten. Die Reliefs auf den Seitenflächen sind jeweils an der vorderen Kante mit einer Randleiste versehen. Daraus folgt, daß die Seiten der Ecksteine mit der anschließenden Wand als zusammenhängende Bildfläche aufgefaßt wurden. 13