Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)
Kunst und Mythologie der Landnehmenden Ungarn - Mesterházy Károly: Beziehungen der Mythologie zur Gesellschaftsordnung bei den Ungarn zur Zeit der Landnahme. p. 75–80.
ugrischen Völkern (Ob— Ugrier, Nenzen, Enzen (Sokolowa 1971, 235; Werbow 1963, 133; Gratschewa 1971, 250) wurde das Gesischt des Toten mit einem Stück Stoff, Seide oder Tuch bedeckt, in das für die Augen, Nase und Mund kleine Löcher geschnitten waren, oder an diese Orte Perlen oder Knöpfe genäht wurden. Diese Grabtüchlein kennen wir auch aus Bestattungen im Káma-Gebiet und Ungarn (Dienes 1963, 108; Fodor 1973, 163, 172). Es wurden verschiedene Erklärungen für die Rolle dieser kleinen Grabtüchlein gegeben, alle hängen mit der Wanderung des Toten im Jenseits zusammen. Vermutlich hängt die partielle Pferdebestattung der landnehmenden Ungarn mit der Entwicklung des Geisterglaubens zusammen (LÁSZLÓ 1977, 95 — 113; Paulson 1963, 487). Die sybirischen Völker behüten auch oft die Tierknochen. Bei den Ostjaken sind die Schädelknochen des Bären besonders wichtig, denn sie werden als Aufenthaltsort des Schattengeistes angesehen. Neben den Schädelknochen werden meistens die Röhrenknochen aufbewahrt (Paulson 1963, 485-86; LÁSZLÓ 1943, 55-57; HARVA 1938, 438-440; KROHN 1908, 72-72). Den Hintergrund dieser Gewohnheiten bilden ebenfalls uralte Vorstellungen. Diese frühere Stufe scheint der Totemismus zu sein, dessen klassische Heimat bei den, noch jetzt auf der Mesolit- oder frühen Neolit-Stufe lebenden Australiern zu finden ist. Die Entstehung des Totemismus kann auf das Spätpaleolitikum gesetzt werden, trotz dessen ist es möglich, viele Erscheinungen des ungarischen Altertums mit ihm in Verbindung zu bringen. Nicht nur die Turulvogel-Sage und einige totemistischen Stammesnamen (GOMBOCZ 1915; NÉMETH 1972, 82; Gunda 1963, 53) sind damit zu verknüpfen, sondern auch das Namenstabu der Totem-Tiere („szarvas" Hirsch — behorntesTier, „farkas", „medve" — aus dem Slavischen übernommen) (Munkácsi 1893, 52; Kodolányi 1970, 198), die Vorstellung, daß der Schamane von einem Tier geboren wurde (Gunda 1963, 52), die Vorstellung der helfenden Geister des Schamanen in Form von Vögeln (ROHKIM 1925, 42; DIÓSZEGI 1967, 121-22; Hoppal 1975, 230) usw. Als weiterlebende Andenken des Totemismus sind gewiße Talismane, Amulette zu betrachten, z. B. das aus einem Bärenzahn gefertigte Anhängsel von Pilin, wleches die einstige kultische Rolle des Bären beweist (DIENES 1972a, 48; Kivikoski 1965, 22-35; HARVA 1938, 409, 411; Jussupow 1963, 212-13; Diószegi 1963b, 426; Paulson 1963, 486, Zinzius 1971, 190-200; Wassil je witsch 1971, 156-169, usw.). Mutmaßlich ist auch die von István Méri beobachtete Gebrauch totemistischer Herkunft, nämlich das Aufhängen der Pferdeschädel an sichtbaren Orten. Dieser Gebrauch ist auch weit verbreitet und kann bis heute gefunden werden (1964, 111 — 114; Jussupow 1963, 215; Bökönyi 1977; BÜRGEL — ALLEMANN 1975, Taf. 94; RÓNA-TAS 1961, 96-97; HARVA 1938, 440, 446). Im Laufe der Zeit wurden totemistische Gebräuche in den Schamanismus aufgenommen, zu denen die Vorstellung gehört, daß das Zauberpferd keinen unteren Kiefer hat (LÁSZLÓ 1944, 114; 1977, 456). Ein archeologischer Beweis dessen wurde in Győr im Bestattungsfeld von Pósdomb (10 — 11. Jahrhundert) gefunden, wo am Rand des Feldes ein Pferdekopf ohne Oberkiefer begraben worden war. Alan Kralovánszky vermutete totemistische Überlieferungen bei der RindviehBestattung im Ackerhof Sárbogárd-Tringer tanya (1964, 171-84; Tettamanti 1975, 89, 108). Die an einer Schnur am Hals getragenen Tierknochen dienten dazu, den Geist des entsprechenden Tieres zu beschwören (DIENES 1972a, 51-53; Bálint 1975, 52; Maier 1967, Taf. 19., 1). Zu dieser Gruppe gehören auch die sogenannten sägeförmigen Anhängsel, welche nicht nur bei den Ungarn (Szakony, Tiszafüred, Csongrád-Vendelhalom, usw.), sondern auch bei den Bulgaren der Volga, in Saltovo und den Slaven im Smolensk-Gebiet im 9 — 11. Jahrhundert üblich waren (DIENES 1972a, 48; FODOR 1975, 188; Halikova 193, Abb. 7; Mesterházy 1975, 100; RIBAKOV 1971, 96). Die sägeförmigen Anhängsel stehen ganz gewiß nicht mit einer Säge im Zusammenhang. Wir vermuten, daß sie den Wolf symbolisieren, dessen spitzige Zähne der Name der ähnlichen Muster der völkischen Textile bewahrt hat. Im Rahmen dieses kurzen Vortrages konnten einige Erscheinungen der Mythologie der landnehmenden Ungarn nicht behandelt werden, die an Hand der Bestattungen zum Vorschein kamen (Hockergrab, Unregelmässigkeit der Orientierung der Leiche : anstatt der gewohnten west-östlichen Orientierung die ost-westliche oder nord-südliche Richtung; Bestattungen mit Sichel, charakteristische Gewohnheiten der Beigaben: Eier, Getreide, usw.) (Szabó 1976, 36; Tettamanti 1975, 79). Dennoch können den obigen Angaben einige Lehren entnommen werden. Es kann festgestellt werden, daß alldiese Erscheinungen in den ungarischen Friedhöfen oder Gräberfeldern des 10 — 11. Jahrhunderts beobachtet wurden. Die verschiedenen religionsgeschichtlichen Schichten sind im Glaubensschatz der Ungarn der Landnahme enthalten. Die Bestattungen des 10 — 11. Jahrhunderts widerspiegeln besonders die archaischen Schichten des Glaubenschatzes. Bedeutend weniger Angaben besitzen wir über den Schamanismus und je mehr wir uns dem 10. Jahrhundert nähern, umsomehr vermindern sich die Funde über die neueren religiösen Vorstellungen. Es sind meistens die Amulette, welche uns Kenntnisse über den Glaubensschatz übermitteln. Die Verbreitung mancher Erscheinungen (Aufhängen der Pferdeschädel, sägeförmige Anhängsel, usw.) mahnt zur Vorsicht. Es scheint, daß aus der gegenwärtigen Verbreitung einzelner Erscheinungen nicht weitgehende Folgerungen gezogen werden dürfen. Die steigende Anzahl der Forschungsergebnisse und Angaben ermöglichen auch andere Erklärungen und die Erscheinungen zeigen sich genereller, umfassender, allgemeiner. Zu einer gegebenen Zeit waren gewisse religiöse Vorstellungen die allgemeinsten und hochwertigsten. 78