Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)

Kunst und Mythologie der Landnehmenden Ungarn - Mesterházy Károly: Beziehungen der Mythologie zur Gesellschaftsordnung bei den Ungarn zur Zeit der Landnahme. p. 75–80.

BEZIEHUNG DER MYTHOLOGIE ZUR GESELLSCHAFTSORDNUNG BEI DEN UNGARN ZUR ZEIT DER LANDNAHME Die komplexe archeologische Forschung der mytho­logischen Welt der landnehmenden Ungarn begann mit der Tätigkeit von Gyula Laszlo, er war es, der als erster die Beziehungen der mythologischen Schichten und der Gesellschaftsordnung zusammen­faßte (LÁSZLÓ 1944, 376-79; LÁSZLÓ 1946). Er unterschied fünf Schichten der mythologischen Welt der Landeseroberer, entsprechend der These: „genau wie das Fundament des Erdenlebens die Familie und die Familienordnung ist, so hat die Familie ihre Basis in der Sippe, die Sippe im Stamm und der Stamm im Bund der Stämme ; und wie die ganze Frucht des blutverwandten Volkes sich im heiligen Landesfürst verkörpert, ebenso ist das Reich der überweltlichen Wesen bevölkert." (LÁSZLÓ 1944, 376). Dement­sprechend repräsentiert der Glaube an die schöp­ferische Gottesmutter und die inferioren Götter die allerhöchste Schichte; der zweiten Schichte gehören die Schaffungssagen an, die dritte Schichte schließt den Kampf der guten und bösen Mächte (schwarz­weiß, Finsternis und Licht, usw.) ein, der vierten gehört die Wiedergeburt der Familienseele oder Seelenwanderung an, und als fünfte Schichte reiht sich, im organischen Zusammenhang, das gewohne Material des Glaubens an das Jenseits. Einige dieser Schichten bewahren uralte Traditionen, welche — laut Laszlo — zum uralten Glaubenschatz der Magyaren zusammenschmolzen (LÁSZLÓ 1944, 380). Heute bewerten wir diese Schichten anders, da wir den vergangenen 35 Jahren viele neue religions­geschlichtliche Entdeckungen verdanken. Die au­thentischen archeologischen Freilegungen und Be­obachtungen ermöglichten die Entdeckung immer neuer religionsgeschichtlicher Erscheinungen, welche durch ethnologische Angaben verläßlich gedeutet werden konnten (Gebrauch des Leichentuches, Amu­lette aus Tierknochen, usw.) (Dienes 1963, 198; Die­nes 1972b), 102). István Dienes hat bereits ein reicheres Material über die Mythologie der Un­garn zur Zeit der Landnahme zusammengefaßt, in welchen Werk er sich auf seine eigenen Beobach­tungen und auf die reiche ethnologischen Literatur der Mythologie der sibirischen Völker stützt. Er weist auf die wichtige Rolle des Schamanismus hin, in welchem auch die Spuren des Totemismus erschei­nen, und — an Hand von Vilmos Voigt — deutet er an, daß der Glaube der Ungarn auch höhere religiöse Vorstellungen als die des Schamanismus enthielt (DIENES 1972a, 47 — 56). Er beschreibt ihre Mythologie als eine Ganzheit, deren Teile in verschie­denem Maße bekannt sind. Wir sind weit davon entfernt, die Mythologie der Ungarn und deren bedeutendere Elemente ihrer dama­ligen Bedeutung entsprechend vorlegen zu können. Um gewiße Erscheinungen zu deuten, muß das eth­nologische und religionsgeschicbtliche Vergleichs­material mannigfaltig angewandt werden. Da Vor­stellungen und Glauben aus den archeologischen Er­scheinungen herausgeschält werden sollen (Bestat­tungsrituale, kultische Gegenstände, usw.), ist die Arbeit des Archeologen nicht einfach und oft disku­tabel. Zweck dieses Vortrages ist die Aufmerksamkeit dar­auf zu lenken, daß die landnehmenden Ungarn neben ihrer Religion viel von den Glaubensvorstellungen der früheren Gesellschaftsordnungen in ihrer Mythologie bewahrten. Und während wir die mythologischen Elemente der verschiedenen Epochen und Gesell­schaften zu entdecken beginnen, wissen wir kaum etwas über die Religion selber. Fast jede frühere Gesellschaft hat seine eigenen ideo­logisch-religiösen Vorstellungen ausgebildet, jedoch lebten neben den neuen Vorstellungen zahlreiche Elemente der alten Ideologie weiter, oder wurden von 75

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