Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bilkei Irén: Die griechischen Inschriften des römischen Ungarns. p. 23–48.

im benachbarten Dazien zeigen z. B. 22 von den 37 griechischen Inschriften einen Votiv-Charakter. Die Erklärung muß in der religionsgeschichtlichen Ent­wicklung des Reiches, und nicht in der Provinz selbst gefunden werden: die orientalischen Soldaten hatten natürlich ihre Rolle bei diesen Kulten, jedoch in keinem höheren Prozent als in sonstigen Gebieten des Reiches (MÓCSY 1974, 258). 2. Es muß noch die im Vergleich, relativ große An­zahl griechischer Inschriften mit Zaubertexten er­klärt werden. Das Heim der Zauberei befand sich auf griechischem Sprachgebiet des Reiches, hauptsäch­lich in Aegypten. Außerdem wurde ein jeder, nicht verstandener Text als Zaubertext, und als tiefsinnige Weisheit ausgelegt. Es ist kein Zufall, daß diese Zaubertexte fast ausnahmslos auf das 3. Jahrhundert datiert werden können, auf eine Epoche der religions­und ideologischen Wirrnis. Die alten Götter und Ideale hatten bereits ihr Ansehen verloren und die Leute flüchteten zu geheimnisvollen Mysterien und zur Magie. Diese, in der Wahrheit sehr komplexe geistige Krise projizierte sich auf die Materie und erzeugte die Fluchtafeln, Amulette, Abraxas-Gem­men. (Swoboda 1955, 15-21). Beachtet werden muß noch bei Prüfung der Gem­men mit griechischer Inschrift, daß die Mehrzahl der Graveure und Goldschmiede vom griechisch spre­chenden Gebiet des Reiches stammte. (RICHTER 1956, 37 — 41 führt die Namen aller bekannten Gemmen­Graveure an). Zum Schluß untersuchen wir die Frage, weshalb in Pannonién so wenig griechische Inschriften zu finden sind? Dieses Problem hat sich im Vorange­henden bereits mehrfach als widersprüchlich ge­stellt : weshalb unter den epigraphischen Denkmälern welche die pannonische Einwohnerschaft hinter­ließ, deren größter Teil aus orientalischen Elementen bestand, sich dennoch so wenig Steininschriften in griechischer Sprache befinden? Die Erklärung hierfür bietet die eigenartige wirt­schaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Panno­niens im 3. Jahrhundert. Die frühere Fachliteraur betonte gerne die starke Latinisierung der Donauprovinzen (ZILLIACUS 1935, 30). A. Alföldi betrachtete das Zurückweichen der griechischen Kulturwirkung als einen vollkom­menen Durchbruch des „lateinischen Geistes". Die griechische Einwirkung wurde von ihm als eine „durch Moesien überschlagende und in Pannonién ersterbende balkanisch-griechische Gegen welle" be­zeichnet (1936, 145-148). L. Nagy fand die Erklärung für die Tatsache, daß das syrische Cohors in Szentendre fast gar keine Rolle bei der Verbrei­tung der orientalischen Kultur spielte, im „einheit­lichen Militärgeist des Reiches" (1939, 115-116). Tatsache ist, daß die klassische griechische Kultur in Pannonién keine Traditionen hatte und deshalb wenig bekannt war; dies ist jedoch für die Donau­provinzen im allgemeinen charakterisierend. In einer dalmatinischen Inschrift hielt man es z. B. für wichtig zu betonen, daß der Verstorbene die griechische Sprache beherrschte: artis grammaticae Graecae peritissimus (CIL, III, 12702), woraus folgt, daß dies nicht gang und gäbe war. Allbekannt ist z. B. die ironische Anekdote in História Augusta über die Sprachenkenntnisse des Kaisers Aurelius: „... haec Latine, ut homo Pannonius intellegeret, verba dixisse. " (SHA Aur. 24). Daß die griechische Sprache in Pannonién bekannt, kannt, war, zeigt außer den Wandinschriften und Ziegel-Einritzugen auch das im Areal der Ságvárer Festung gefundene griechische ABC-Graffito (Bilkei 1977, 91). Die griechische Sprache wurde gelehrt, das beweist eine Ziegel mit darauf eingeritztem griechi­schem ABC aus Bononia (ibid. 90). Wir besitzen sogar eine Angabe über einen griechischen Sprach­lehrer: in einer Inschrift aus Neviodunum wird ein praec(eptor) Gr(aecus) genannt (CIL, III, 10805). Griechische Epigraph-Formeln kommen manch­mal auch in lateinischen Grabinschriften vor, z. B. tauta (o ßloc тосита) (CIL, III, 14355 — Poetovio); Ave Basse (^ocxps) (CIL, III, 10372), und ein auf griechische Art deklinierter Name: Aurelies Valen­tines (CIL, III, 3278 — Siscia). Dies gilt jedoch auch verkehrt, z. B. mag die Inschrift des Baracser Altar­steines (Kat. 33) einfach als eine griechische Über­setzung der lateinischen Formeln gelten. Die aus dem Orient des Reiches gekommenen Leute sprachen besser griechisch als lateinisch, obzwar griechisch nicht immer ihre Muttersprache war. Deshalb war griechisch als Verkehrssprache viel mehr verbreitet als dies aus der Inschriften-Zahl gefolgert werden könnte. Dies galt in noch gesteigertem Masse an den Orten wo eine geschlossene orientalische Gemein­schaft lebte, wie in Brigetio, Szentendre und vielleicht in der Provinz-Hauptstadt. Weshalb stellten nun diese Leute keine griechischen Inschriften und änder­ten sogar oft ihren griechischen Namen? Z. В. M. Au­relius Romanus, Veteran der legio X. Gemina, der sich im Gebiet von Savaria niederließ, schrieb neben seinen lateinischen Namen auch seine Her­kunft auf: domo Antiochia (RIU, 130), und das gleiche taten die meisten Kaufläute und Soldaten die aus dem Orient eingewandert waren. Einerseits wurde die Sache durch die Umstände bedingt: die Orientalen, die die Inschriften bestellten, ließen dieselben von einer bereits romanisierten Per­son verfassen und so erhielt der ordinátor einen lateinischen Text. (SUSINI 1966, 17...) Es kann auch angenommen werden, daß in den Steinmetz­werkstätten bereits vorliegende Schablon-Texte für die Inschriften bestellt wurden, welche natürlich ebenfalls in lateinischer Sprache verfaßt waren. Es dürften jedoch noch tiefere gesellschafts­politische Gründe vorliegen. Inden von Orientalern gestellten lateinischen Inschriften könnte eine bewußte Anpassung gesehen werden. Die Einwanderer hatten ein wirtschaftliches Interesse am Aufrechterhalten der illyrischen Ein­heitspolitik, deren Ideologie zweifellos allgemeine, farblose römische Kultur war. Ihre eigene, lokale Kultur war selbst kaum fähig diese unpersönliche 41

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