Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)

Forschungsfragen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - Schwarz, M.: Der Weg normannischer Dekorationsformen in der Bauplastik nach Niederösterreich. p. 163–167.

entstandenes Denkmal ist in derart vielen Einzel­heiten so eng mit der Stiftskirche Ják verwandt, daß es unbedingt als Werk der zweiten Bauhütte von Ják anzusehen ist, und zwar der den HU. Drei Königen geweihte Karner in Tulln. Die Archivoltengestaltung am Portal der Tullner Kapelle und am Westtor der Klosterkirche Ják zeigen zahlreiche enge Überein­stimmungen^ 2 ). In beiden Bauwerken sind Dreipaß­bogen über Sedilien zu finden, die wandgliedernden Lisenen mit Halbsäulenvorlagen, welche einen Rund­bogenfries tragen, sind in Tulln und an der Apsis in Ják vollkommen gleich; übereinstimmend ist auch der vielfach verwendete Kugelschmuck an den Fen­stern. Eine Nischenfigur am Tullner Karner folgt stili­stisch der Apostelgalerie an der Westfront von Ják. Wir besitzen einen Beweis, daß die Gruppe der Bauleute, welche 1241 aus Ják geflüchtet war, in Österreich sogleich eine Beschäftigung fand: Wie erwähnt, ließ Herzog Friedrich der Streitbare nach 1236 seine Burg Starhemberg ausbauen, die er auch in den Jahren 1240 —1244 als Residenz benützte (MEIL­LEE 1850, 160, Nr. 55; 171, Nr. 100; 177, Nr. 130; 178, Nr. 133-135; 179, Nr. 136, 138). In dieser Zeit ließ er den Palas der Burg neu errichten. Auf die Tätigkeit der Werkleute von Ják weist eindeutig ein südliches Doppelfenster der Burg, welches zwar 1870 zerstört wurde, vorher jedoch noch genau zeichne­risch aufgenommen werden konnte (Arch. Rundschau 1872, 147, 155, Fig. 29). Die Gewändesäulen dieses Fensters besaßen ganz charakteristische trommel­ähnliche, rundherum mit kleinen Arkaden reliefierte Postamente von gleicher Form, wie an der Stifts­kirche Ják und am Tullner Karner (RÁcz 1973, Taf. 59). Somit ist das Südfenster der Burg Starhemberg (1241 — 1244) jenes Verbindungsglied, welches die weitere Tätigkeit der aus Ják geflüchteten Bauleute erklärt. Durch ihren direkten Kontakt zum Landes­fürsten von Österreich ergaben sich für diese Künstler neue Aufträge, sodaß sie nicht mehr daran dachten, nach Ungarn zurückzukehren, auch als die Mongolen­invasion 1242 wieder verebbt war und die übrige ungarische Bevölkerung aus ihrem niederösterrei­chischen Zufluchtsgebiet wieder in die Heimat zurück­kehrte^ 3 ). Mit ziemlicher Sicherheit ist Friedrich der Streitbare selbst als Stifter des Tullner Karners anzu­sehen; dafür spricht auch die „Stifterfigur" an der (12) Übereinstimmungen bestehen im Schlingenband ale äußerster Archivolte, in den Rhombengittern in zwei Varianten als Archivoltenschmuck, im Ranken­flachrelief an den Portalpfosten, im Durchlaufen der Pfostenreliefs bis in die Kapitellzone der Gewände­säulen ; der Fries am Portalkämpfer in Tulln gleicht jenem an der Hauptapsis in Ják. (13) Überdies war das Komitat Eisenburg, in welchem Ják lag, 1241 von König Bela IV. an Friedrich den Steitbaren abgetreten worden und wurde vor 1246 von diesem nicht an Ungarn zurückgegeben (FICKEK 1884, 100, 103, 111). Außenfront der Kapelle, die nach einem Restaurie­rungsbericht von 1873 eindeutig einen fürstlichen Kirchenstifter darstellte (Lind 1867, 162). Die macht­politischen Pläne Friedrichs des Streitbaren hatten sich als so erfolgreich erwiesen, daß der Papst die Errichtung eines eigenen Bistums für Österreich in Aussicht stellte. Auch der Kaiser versuchte nun, den Babenberger wieder für seine Partei zu gewinnen und bot ihm 1245 die Erhebung der Herzogtümer Österreich und Steiermark zum Königreich an (FICKER 1884, 118; MEILLER 1850, 181, Nr. 148). Jüngste Untersuchungen machen es wahrscheinlich, daß der Tullner Karner im Zusammenhang mit der in Aussicht gestellten Königswürde für den letzten Babenberger entstanden ist (SCHWARZ 1976, 58). Friedrich der Streitbare betrieb nun auch verstärkt den von seinem Vater begonnenen Umbau der Ste­phanskirche in Wien zur prachtvollen Königska­thedrale. Neben ebenfalls normannisch orientierten Baukünstlern aus Trebitsch (SCHWARZ 1975, 170) wirkte offenbar auch die vom Herzog verpflichtete Künstlergruppe aus Ják an der Gestaltung des Rie­sentores dieser Kirche mit( 14 ). Entbehrliche Stein­metzen entsandte der Landesfürst gelegentlich zu kleineren Nebenaufgaben ; solche waren die Neuaus­stattung des Klosters Kleinmariazell (Nordportal) (Schwarz 1976, 521, Nr. 953) oder die Errichtung des Karners St. Pantaleon bei der Babenbergerburg in Mödling( 15 ). Mit dem Tod des letzten Babenbergerherzogs in der Schlacht an der Leit ha (1246) erlosch der geradezu „barocke"dekorative Spätstil der Romanik (SCHWARZ 1976, 59). Während der nun folgenden politischen Unsicherheit in Österreich kamen all die kurz vorher noch ehrgeizig geförderten Bauprojekte zum Erlie­gen^ 6 ). Die Regierung König Ottokars IL Pfemysl (1251 — 1278) brachte eine völlige Veränderung der stilistischen Situation. Nun entstand eine rational bestimmte Baukunst, die stark von böhmischen Vor­bildern (Burgen Klingenberg/Zvikov, Pisek; Agnes­kloster Prag) geprägt war ; nun konnte die Baukunst Österreichs nach Überwindung der barock überstei­gerten Spätromanik endgültig den Übergang zur Gotik finden (SCHWARZ 1978, 45). Wien M. Schwarz (14) Rhombengitter an Archi voltén und (ursprünglich) auch an den Portalpfosten am Wiener Riesentor zeigen die gleiche Ausarbeitung wie sie in Ják und Tulln vorkommt; in Wien in größerem Maßstab ge­arbeitet, ist die à jour-Arbeit noch sorgfältiger und detailreicher ausgeführt. (15) Um 1236 hatte Friedrich der Streitbare den Besitz des letzten „Heinrichs von Mödling" (einer Baben­berger — Sekundogenitur) eingezogen und die Burg Mödling selbst zeitweise als Residenz benützt (Gall 1953, 28). (16) Z. B. die Klosterbauten Lilienfeld, Heiligenkreuz und St. Polten, die Stephanskirche und die Michae­lerkiche in Wien und die Liebfrauenkirche in Wiener Neustadt. 166

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