Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)
Forschungsfragen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - Schwarz, M.: Der Weg normannischer Dekorationsformen in der Bauplastik nach Niederösterreich. p. 163–167.
Ladislaus Gál meinte, daß spezifische stilistische Einflüsse aus Süddeutschland auf die ungarische Baukunst der persönlichen Einflußnahme von Königin Gertrude, der Gemahlin König Andreas' II. (1205 — 1235) zu verdanken seien: Die Königin, aus dem Hause Andechs-Meranien gebürtig, soll französische und deutsche Bauleute nach Ungarn berufen haben, wo sie von den Adelsfamilien zahlreiche Aufträge zur Errichtung von Sippenklöstern erhielten (1929, 121). Tatsächlich erkannte T. Bogyay schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine erste Gruppe süddeutscher Werkleute in Ják am Bau der Benediktinerklosterkirche (1953, 286). Querverbindungen über Ostösterreich verweisen auf das Regensburger Schottenkloster St. Jakob als Ausgangspunkt dieser Künstlergruppe( 9 ). Da die westungarischen Bauhütten das benötigte Steinmaterial zum Teil aus Niederösterreich und dem heutigen Burgenland bezogen (Bogyay 1953, 285) ist es erklärlich, daß es zu Kontakten der Baukünstler mit Ministerialen in Österreich kommen konnte, denen von Fall zu Fall entbehrliche Steinmetzen und Baumeister für kleinere Aufträge zur Verfügung gestellt wurden( 10 ). Die Bauaufträge der österreichischen Ministerialenfamilien bestanden hauptsächlich in der Errichtung kleiner Patronatspfarrkirchen, Familienkapellen oder Karnern, wie in Deutschaltenburg, Petronell, Himberg, Wildungsmauer und Hainburg (Schwarz 1976, 514). T. Bogyay stellte fest, daß wenige Jahre nach Errichtung der Nordwand der Klosterkirche Ják eine zweite Baugruppe die Leitung der Bauhütte übernahm (1953, 288); Aspis und Westfassade wurden Tätigkeitsfeld für das bauplastische Formenrepertoire dieser Künstlergruppe. Einzelheiten zeigen, daß neben oberrheinischen, burgundischen und bambergischen( 11 ) Stileigenschaften noch immer rein normannische, wie von den irischen Werkleuten in St. Emmeram ausgeführte Muster vorkommen. Bogyay meinte, daß die zweite Gruppe normannisch geschulter Baukünstler „noch direkte Beziehungen zum Westen" gehabt haben muß (1943). Nach dem Tod des Babenbergerherzogs Leopold VI. (1230) veränderte sich die innen- und außenpolitische Situation Österreichs. Leopolds Hoffnung, daß sich seine Ausgleichspolitik auch unter seinem Nachfolger forsetzen werde, wurde durch Friedrich den Streitbaren (1230 — 1246) bald enttäuscht. Schon kurz nachdem der junge Fürst die Nachfolge Leopolds VI. angetreten hatte, erfolgte ein Aufstand seiner (9) Übereinstimmungen bestehen zwischen Ják und der 1213 begonnen Pfarrkirche Deutschaltenburg sowie der Marienkirche in Schöngrabern (Niederösterreich) (Donin 1915, 60; NOVOTNY 1930, 23). (10) Bogyay entwarf das Bild locker organisierter Baugruppen, die an einzelnen größeren Bauplätzen Werkstätten errichteten (1943). (11) Bela, ab 1224 „jüngerer König" von Ungarn, pflegte Kontakte zu seinem Onkel Bischof Ekbert von Bamberg, der in dieser Zeit Bauherr der Erweiterungen des Bamberger Domes war (HÓMAN 1943, II, 43, 86). Ministerialen, 1233 brach Krieg gegen Ungarns aus, nachdem Friedrich das mit ihm verschwägerte ungarische Königshaus brüskiert hatte (FICKER 1884, 24). Auch das anfangs gute Verhältnis des Babenbergers zu Kaiser Friedrich IL wurde 1231 getrübt, 1236 kam es gar zu einem Feldzug des Kaisers, welcher die Niederwerfung und Absetzung Friedrichs des Streitbaren zum Ziel hatte (ibid., 58). In der Folge verlor der Babenbergerherzog fast alle seine Besitzungen; bald war sein Machtbereich auf den engsten Raum um Wiener Neustadt eingeschränkt. Diese Isolierung hatte zur Folge, daß Friedrich der Streitbare seine letzten Besitzungen besonders befestigte. Die Burgen Gutenstein und Starhemberg wurden so gut ausgebaut, daß man sie für „inexpugnabilis" hielt (IUEITSCH 1894, 671, Anm. 1) ; auch der Ausbau der Befestigung von Wiener Neustadt wurde eifrig vorangetrieben. Die große Ähnlichkeit von Bauteilen der Liebfrauenkirche in Wiener Neustadt mit der Krypta von St. Florian (Oberösterreich), einem anderen von Herzog Friedrich geförderten Bau (Schwarz 1976, 518, Nr. 943) zeigt, daß das Langhaus der Liebfrauenkirche zur Zeit des letzten Babenbergers bereits bis in die Gewölbezone hochgeführt war. Übereinstimmungen von Kapitellen im Hochschiff mit solchen in der Klosterkirche Ják lassen an die Möglichkeit denken, daß einzelne Künstler aus dem nahegelegenen Nachbarland Ungarn nach Wiener Neustadt berufen worden waren. Noch wahrscheinlicher wird dies, wenn man die Dekorationsformen des Brauttores der Liebfrauenkirche betrachtet; es darf vermutet werden, daß dieses Tor anläßlich der Hochzeit der Babenberger-Prinzessin Gertrud mit dem Landgrafen von Thüringen errichtet wurde, die 1238 in Wiener Neustadt stattfand (JURITSCH 1894, 574). Man gestaltete das Portal offensichtlich in Eile, wobei am rahmenden Rundbogenfries ein Ausmittlungsfetiler unterlief. Die Bautätigkeit Friedrichs des Streitbaren nach 1236 ist durch eine gewisse Hektik gekennzeichnet. Als es ihm gelang, seine Besitzungen nach und nach wiederzugewinnen, und er erkennen konnte, wie die Macht des Stauferkaisers gegen ihn versagte, wollte der Herzog sein wiedererlangtes Ansehen entsprechend verherrlichen lassen: Er gab bei seinen Hofdichtern verschiedene Loblieder in Auftrag (UNGERSRÄCK 1950, 29, 34, 37) ; auch bei den Bauvorhaben war es dem Babenberger vor allem um repräsentatives Dekorum zu tun. Rasch herstellbare kleine Bauten oder dekorative Applikationen an bereits bestehenden Anlagen, etwa Portalvorbauten, waren geeignet, die vom Fürsten gewünschte Prachtentfaltung darzustellen. Anfang 1242 erreichten die Mongolen Transdanubien ; obwohl sie Ják selbst nich berührt haben dürften und auch die Festungen Pannonhalma und Esztergom nicht erobern konnten, flüchtete die Bevölkerung vor dieser Invasion nach Westen. Auch die in Ják am Bau der Kirche tätigen Künstler verließen ihr noch nicht fertig eingewölbtes Werk (Bogyay 1953, 276, 288), und scheinen als geschlossene Gruppe nach Österreich geflüchtet zu sein. Ein in Niederösterreich 165