Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 6.-7. 1965-1966 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1966)
Tanulmányok – Abhandlungen - Nékám Lajos: Die Apotheke „zum schwarzen Adler” von Székesfehérvár. VI–VII, 1965–66. p. 101–110. t. XLIX–LIII.
DIE APOTHEKE „ZUM SCHWARZEN ADLER" VON SZÉKESFEHÉRVÁR Es gibt wohl kaum noch eine andere Gegend Ungarns, die in Kriegszeiten an so viel Schaden gelitten hätte, wie Székesfehérvár und ihre Umgebung. Erst nach der Vertreibung der Türken (1688) und nach dem Freiheitskampf Rákoczis kam eine Zeit der Entwicklung. Mähren, Deutschen und Serben kamen und siedelten sich hier an. Auf den Spuren der Befreiungsarmee erschienen die Jesuiten in der Stadt, übernahmen die städtische Pfarrkirche mit den dazugehörigen Kapellen und erbauten in der Hauptstrasse Ihre Kirche und ihr Ordenshaus dort, wo in der Türkenzeit eine Moschee gestanden hatte. 1 In den vierziger Jahren des 18. Jhs. spendeten der aus Székesfehérvár gebürtige Antal V a n о s s i, der spätere Vorstand den Jesuitenklosters und auch andere Gönner, wie die Familien Amadé und József Eszterházy und auch die Stadt, beträchtliche Geldsummen 2 für den Bau und die Innenausstattung der Jesuitenkirche und des Ordenhauses. Antal Vanossi, der Sohn des aus Italien stammenden Zöllners, (s. n. Dreisigster) war nicht nur ein freigebiger Gönner des Jesuitenordens von Székesfehérvár, sondern auch der geistige Führen seiner Ordensbrüder. 8 Seine geistliche Laufbahn war besonders erfolgreich. Nachdem er mehrere Jahre im Wiener Ordenshaus verbracht hatte, wurde er Rektor des Jesuitenklosters in Trencsén, (1728—38), wo er die Einrichtungsarbeiten leitete. In den letzten zehn Jahren seines Lebens weilte er als Vertreter der deutschen und ungarischen Jesuitenorden in Rom. Er förderte mit hohem Kunstsinn die Innenausstattung der in den 30—40 er Jahren des 18. Jhs. entstandene Jesuitenkirchen und -Klöster. Auch nach seiner Versetzung sorgte er für das Ordenhaus van Székesfehérvár. Aus Rom schrieb er im Zusammenhang mit der Innenausstattung des Klosters zahlreiche Briefe an Ignác Stocker, den Vorstand des Jesuitenordens in Székesfehérvár. Der aus Kärnten stammende IgnácStokker wurde in Wien ausgebildet und leitete von 1743 his zu seinem Tode im Jahre 1761 den Bau des 1 A székesfehérvári főgyimnázium története (Geschichte des Obergymnasiums von Székesfehérvár (Bp. 1894-95). I. TOLDY: A jezsuiták Magyarországon és egyebütt (Die Jesuiten in Ungarn und anderenortes (Bp. 1873). A. GYENIS: Régi magyar jezsuita rendházaik (Alte ungarische Ordenshäuser der Jesuiten (Rákospalota 1941), S. 48-49. Pfarrhauses, der Kriche und des Klosters. 1744—45 wurde ihm der aus Oberungarn stammende Holzbildhauer Bernát Baumgartn e r als Helfer zugeteilt 4 (socius Superior in curanda fabrica). Von welch grosser Bedeutung die Tätigkeit Baumgartners war, beweist die Tatsache, dass die Urkunde der Grundsteinlegung der dem heiligen Johannes von Nepomuk geweihten Kirche am 22. März 1742 auch seinen Namen erwähnt. 5 In den Jahren 1749—1760 leitete Baumgartner die Tischlerwerkstatt, in der die Einrichtung für Kirche und Kloster angefertigt wurde (habet curam arcularii). Vanossi wünschte, dass bei der Innenausstattung der Jesuitenkolonie das Meublement der Wiener St. Anna Jesuitenzentrale als Vorbild dienen möge. In den ungarischen Jesuitenklöstern bevorzugte man im allgemeinen den Wiener Barockstil. Dies ist verständlich, wenn wir bedenken, dass zahlreiche ungarische Ordensbrüder früher in Österreich gelebt hatten und dass sie nach ihrer Versetzung nach Ungarn den ihnen bekannten barocken Stil — wenn auch in einfacherer Form — hier einbürgerten. In einigen Fällen aber, wenn nämlich ein ungarischer Meister der Holzschnitzkunst in der Orden trat, entstanden die in Ungarn beliebten, rustikal geschnitzten und bemalten Einrichtungsgegenstände. Ein besonders beachtenswertes Denkmal dieser barocken Kunstrichtung ist die Innenausstattung der Apotheke „Zum schwarzen Adler" in Székesfehérvár. Die Geschichte der Apotheke Die Geschichte des Jesuitenklosters von Székesfehérvár und seiner Apotheke hatte ich anhand der Briefe Vanossis, der wortkargen Aufzeichnungen des paters scriptor, der Manuskripten in der Stiftsbibliothek von Pannonhalma und in der Universitätsbibliothek von Budapest, und anderer schriftlichen Dokumenten: iro Budapester Staatsarchiv, im Komitatsarchiv von 2 R. MARSCHAL: Székesfehérvári kalauz (Führer von Székesfehérvár), Székesfehérvár 1930). 3 E. MIHÁLYI: GySz. (1934). S. 147. 4 A. SCHOEN: Történetírás (1937), Nr. 3. 5. A. SCHOEN: SzSz 2 (1932) S. 25. 101