Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 4.-5. 1963-1964 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1965)
Tanulmányok – Abhandlungen - Weiner Piroska: Altes Zinn im Komitat Fejér. IV–V, 1963–64. p. 141–145. t. XLII–XLIV.
praktischen Bestimmung; der nüchterne, auf Zweckmässigkeit bedachte Sinn des Bürgertums — des grössten Abnehmers der Zinnwaren — beeinflusste und gestaltete Jahrhunderte hindurch Form und Zier der Zinngefässe. Um die Zeit der Reformation wurden die Zinngefässe ist der kraftvolle, massive, durch testantische Kirche, die sich zur Schlichtheit und Anspruchslosigkeit bekannte, schaffte sich Zinngefässe für den Gottesdienst an, bzw. erhielt sie von den Gläubigern verehrt. Unter diesen Umständen entwickelte sich ein Zinngesfässtyp, der bei einer Gegenüberstellung zu den Wiener, bzw. unter Wiener Einfluss entstandenen Edelmetallgefässen eine ganz andere Anschauung wiederspiegelte. Im Gegensatz zu den Kunstwerken aus Edelmetall, die den hochherrschaftlichen profanen und kirchlichen Barockstil vertraten, sind die Zinngeräte als Träger der bürgerlichen Erscheinungsform des Barock anzusprechen, sozusagen als Dokumentation einer ganz anderen Weltanschauung, Dazu kommt noch das Festhalten an überlieferten Formen Jahrhunderte hindurch, unbekümmert um anderwärtige Stilentwicklungen. Kennzeichnend für die ungarländischen Zinngefässe ist der kraftvolle, massive, durch grosse glatte Flächen gegliederte Gefässkörper, mit massvoller Dekoration und wohl durchdacht angebrachten, schön gravierten ungarischsprachigen Inschriften, die sich auf lokale Begebenheiten beziehen. Eine vornehme Zurückhaltung gelangt in diesen edlen Formen zum Ausdruck. Diese Charakteristik gilt auch für die Zinnwerke des Komitates Fejér. Ungünstige historische Ereignisse führten auch hier zu der Verschleppung und Vernichtung unendlich vieler Zinnarbeiten. Quer durcri Westungarn zog sich die Grenzlinie, die den von den Türken besetzten Landteil von dem Reich der Habsburger trennte. Obwohl zwischen Türken und Habsburgern grosse Unstimmigkeiten herrschten, waren beide Parteien in der Verfolgung der Protestanten einig. Das Komitat Fejér hatte unter der Herrschaft der Türken besonders viel zu leiden. Im 16. Jahrhundert verursachte die Eroberung von Székesfehérvár und des Umlandes durch die Türken unermesslichen Schaden; im 17. Jahrhundert verheerten die türkischen Truppen, die gegen Wien zogen, später das geschlagene, zurückweichende Heer das Komitat. In den sich immer mehr verschärf enden Kämpfen der Gegenreformation — wobei es vornehmlich um den Besitz der Kirchen ging — wurden bei den häufigen Kirchenenteignungen im 18. Jahrhundert neben Einrichtungsgegenständen auch kirchliches Zinngerät vernichtet. Nur ausnahmsweise blieb etwas erhalten, wie es beispielsweise bei der Kirche von Vértesacsa der Fall war. In der Historie Domus der Kirchengemeinde steht geschrieben: "...im Jahre 1762 wurde die Kirche geschlossen; die Glocken wurden enteignet ... Kleinere wertvolle Gegenstände der KircHe nahm Herr János Bodor zu sich, ... unter anderem 15 Gottestischtücher, zwei Zinnkannen (1735) und eine dritte, (1738) zwei Abendmahlteller und zwei Kelche (1735)..." Daraus erfahren wir, warum sogar Zinngerät von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts selten ist; noch ältere Zinngegenstände sind kaum mehr aufzufinden. Umso mehr Zinngefässe blieben vom Ausgang des 18. und vom Beginn des 19. Jahrhunderts erhalten, unter denen es viele, schöne Stücke gibt. Während der Regierungszeit Joseph II. stifteten die protestantischen Kirchengemeinden kirchliches Zinngerät in Fülle. Gläubige ersetzten die verschleppte und vernichtete Zinnausstattung der Kirchen durch neue Stiftungen, die zumeist bis auf die Gegenwart erhalten blieben. Es sind vornehmlich Weinkannen, Schüsseln und Teller auf uns überkommen. Im Komitat bevorzugte man besonders zwei Kannentypen: eine zylinderförmige, nach oben sich verjüngende Form und einen birnenförmigen Typus. Beide Formen sind einhenkelig und haben einen Deckel mit Scharnierdrücker. Der Typ reicht noch auf das Mittelalter zurück: die Vorformen sind in Deutschland und Böhmen zu suchen. Diese Art der Zinnkannen war bereits im 13—15. Jahrhundert gebräuchlich, jedenfalls nur im alltäglichen Gebrauch. Ähnlich* nur grösser sind die Zunftkannen. Die Grundformen der Gefässe hatten sich Jahrhunderte hindurch kaum verändert, diese Formen hatten auch die Zinngiesser Siebenbürgens übernommen, wo dieses Handwerk im 17. Jahrhundert seine grösste Blüte erlangte. Um diese Zeit kommt es zu einer Veredelung der Formen und Proportionen; auch die Ornamentik wird reicher. Im Komitat Fejér vertritt die Kanne der reformierten Kirche von Vértesacsa mit der eingravierten Ornamentik, der für siebenbürgische Zinnarbeiten kennzeichnenden Bodenrcsette, dem Henkel, der in einer Kartusche und einer Maske endet, am besten diesen Typ. Die schönsten, mit Jahreszahlen gezeichneten Stücke des zylinderförmigen Kannentyps aus dem 18. Jahrhundert finden sich in reformierten Kirchen unseres Komitates in Zámoly (1711), Sukoró (1726 und 1753), Enying (1727), Pákozd mit zwei Jahreszahlen in der Marke (1712 und 1727), Polgárai (1722 und 1771, Taf. XLII, 4, XLIII, 1), Alcsút (1748), Mór (1787), Aba (1793), Soponya (1796) u. a. m. Die in mannigfaltigen Buchstabentypen eingravierten Inschriften künden den Namen des Donators, zuweilen auch den des jeweiligen Predigers. Stattliche Kannen von edler Form von Bodajk, 142