Demeter Zsófia - Gelencsér József - Lukács László: Palotavárosi emlékek. Székesfehérvár - Palotaváros története és néprajza - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 31. (Székesfehérvár, 1990)

Irodalom

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. hatten gleich zwei Lederfabriken ihren Standort in der Tobak utca. Hier sei erwähnt, daß auch die Lederer der Nachbarstadt Veszprém in der dortigen Tobak utca wohnten. Senkrecht auf die Tobak utca führte die Szömörce utca (Sumachgasse), die ihren Namen vom Gerbersumach (lat.: Rhus) - dem bis Ende des 19. Jh. wichtigsten Gerb- und Farbstoff pflanzlicher Herkunft - bezog. Jahrhunderte hin­durch pachteten die Weißgerber von Székesfehérvár und Veszprém von den umliegenden Herrschaftsgütem das Recht, an den Südhängen der unweiten Gebirge Bakony undVértes die Blätter und jungenTriebe der Sumachsträucher zu pflücken. Die Rotgerberkanalzeile (Vargacsatornapart) erinnert an die ehemäligen Rotgerber des Stadtteiles, die Walker­gasse (Csapó utca) an die hier wohnhaften Walker. Letztere waren Meister in der Herstel­lung vonTuchwaren aus Wolle. Aus Tuch wurden nicht nur Kleindungsstücke, sondern auch Kotzen (Decken) gemacht. Gegen Mitte des 19. Jh. betrug in Székesfehérvár die Zahl der Tuch- und Kotzenmacher mehr als neunzig, zudem betätigte sich in der Stadt auch eine Tuchmanufaktur. Eine Walkergasse gibt es nicht nur in Székesfehérvár, so heißt auch in Debrecen eine traditionsreiche, alte Gasse. Der aus einem Volksnamen gebildete Namen der Raitzengasse stellt sowohl im Mittelal­ter wie auch in der Neuzeit eine recht häufige Form der Namensgebung dar. Die Raitzen­gasse war die Hauptstraße der Raitzenstadt im nördlichen Teil der Palotaer Vorstadt; hier konzentrierte sich seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. alles, was mit der hiesigen Geschichte der serbischen (raitzischen) Nationalität in Verbindung gebracht werden kann: die grie­chisch-orthodoxe Kirche, die serbische Volksschule, die Pfarre, die Häuser der serbischen Ackerbauer, Werkstätten der Handwerker, Geschäfte der Händler. Im 18.-20. Jh. prägte die Ansiedlung einer Bevölkerung von Handwerkern, Händlern und Ackerbauern, ärmer als die Bewohner der beiden anderen Stadtteile, ein eigenartiges Geséllschaftsbild, welches sich auch in der äußeren Erscheinung, in den Gassen und Häu­sern widerspiegelte. In dieser Hinsicht ist allerdings die Palotaer Vorstadt von Székesfehér­vár keineswegs einmalig in der ungarischen Urbanisation. Vielmehr kann man in den me­isten Städten mittelalterlichen Ursprungs, so auch in Veszprém, Eger, Debrecen, Szeged, Kolozsvár beobachten, daß die weniger wohlhabende Schicht der Handwerker, Händler und Ackerbauer in irgendeiner Vorstadt angesiedelt war. Der ausschlaggebende Faktor der hiesigen Gesellschaft war einerseits die Mittelschicht der Kleinproduzenten und Bürger (Handwerker, Händler) andererseits die Schicht der Kleingutsbesitzer und Kleinpächter (Bauernschaft). Zur vorwiegend ungarischen Bevöl­kerung der Palotaer Vorstadt kam im 16.-17. Jh. in mehreren Wellen das serbische ethni­sche Element hinzu, dem im 17.-18. Jh. in geringerer Anzahl die deutschen Siedler folg­ten. Neben der Mehrheit der Bevölkerung römisch-katholischen Glaubens lebten im Stadtteil auch Serben griechisch-orthodoxer Religion. Von den insgesamt 6312 Bewoh­nern der Palotaer Vorstadt (1828) bekannten sich im Jahre 1830 378 zur griechisch-ortho­doxen Religion. Bis zum letzten Drittel des 19. Jh. hat sich die serbisch- und deutschstäm­mige Bevölkerung des Stadtteiles sprachlich gänzlich madjarisiert. Handwerker mit deuts­chen Familiennamen verleugneten vielfach ihre Abstammung und nannten sich Ungarn. Den Familien serbischer Abstammung sicherte ihre Zugehörigkeit zur griechisch-orthodo­xen Religion bis heute eine gewisse Sonderstellung. Wir wollen nun einen Blick auf die Berufsgruppen werfen, die die Gesellschaft der Palotaer Vorstadt prägten. Handwerker. Die meisten Innungen von Székesfehérvár wurden nach der Befreiung von der türkischen Besatzung, in den Jahren 1692-95 gegründet. In der Zeit vom 17. bis 19. Jahrhundert sind uns aus Székesfehérvár 32 Innungen bekannt. Infolge der Gründung dieser Körperschaften nahm die Zahl der Handwerker in der Stadt stetig zu. Im Jahre 1784 wurde ein Namensverzeichnis der Handwerkermeister der Palotaer und Budaer Vors­tadt zusammengestellt, während sich eine andere Namensliste vom Ende des 18. Jh. auf die ganze Stadt bezieht. Bis auf wenige Ausnahmen sind in den beiden Listen die gleichen Namen angeführt. Von den 519 Handwerkermeistern von Székesfehérvár sind bloß 39 nur in der ersteren und 16 nur in der letzteren geanant. Dies läßt den Schluß zu, daß die Handwerker von Székesfehérvár gegen Ende des 18. Jh. hauptsächlich in den beiden Vors­169

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