Demeter Zsófia - Gelencsér József - Lukács László: Palotavárosi emlékek. Székesfehérvár - Palotaváros története és néprajza - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 31. (Székesfehérvár, 1990)

Irodalom

röffentlichten die Mitglieder unserer Arbeitsgruppe in der Zeitung Fejér Megyei Hír­­lap(Weißenburger Nachrichten) eine zwölfteilige Serie und in der Zeitschrift Fejér Megyei Szemle (Weißenburger Rundschau) verschiedene Abhandlungen; aus dem Fundgut, das an der Stelle der Johanniterbauten geborgen wurde, veranstalteten wir im Sommer 1981 im Haus der Technik zu Székesfehérvár eine Ausstellung; gezielte Spaziergänge der Mitg­lieder des Museumsvereins sowie eine siebenteilige Vortragsreihe im Kulturhaus der Bau­arbeiter (1982-83) sollten die Aufmerksamkeit zusätzlich auf diesen traditionsreichen Be­zirk lenken. Als bisher wichtigstes Ergebnis unserer einschlägigen Kulturarbeit betrachten wir unser Buch Palotavárost írások (Schriften über die Palotaer Vorstadt), welches mit der Unterstützung des Kulturministeriums vom König-Stephan- Museum 1982 herausgegeben wurde. Mit wissenschaftlichem Anspruch faßten wir unsere Forschungsergebnisse in unserer Preisarbeit „A székesfehérvári Palotai városrész telepü­léstörténete” (Siedlungsgeschichte des Palotaer Stadtteiles von Székesfehérvár) zusam­men, die beim Preisausschreiben der Veszprémer Komission der Ungarischen Akademie der Wissenschaften 1982 den I. Preis gewann. Der vorhegende Band ist die durch weitere Datensammlungen und Feldforschungen ergänzte Form unserer Preisarbeit. Ein Blick auf den Stadtplan von Székesfehérvár zeigt uns sogleich, daß das Straßennetz der Palotaer Vorstadt ebenso nach mittelalterlichem System angelegt wurde, wie das der Inneren Stadt. Auch hier verlaufen die wichtigsten Gassen in Richtung Nordwest-Südost (Raitzengasse, Seidengasse, Janitschargasse, Bäckergasse, Palotaergasse, usw.) und sind durch kleine rechtwinkelige Gassen und Passagen miteinander verbunden (Weißgerber­gasse, Gelsengasse, Fischergasse, Ziegeldeckerpassage). Diese Grundrißform heißt in der Siedlungsgeopgraphie die Meridianform (Grundriß mit mehreren Hauptstraßen), denn der Verlauf der Gassen erinnert an die Meridiane des Globus, die Langen- und Breitengra­de. Solche Grundrißformen finden wir in Deutschland in Nürnberg, München und Braunschwieg, in der Schweiz in Bern, in Frankreich in Toulouse und Lyon, in Ungarn - außer Székesfehérvár - im Ofner Burgviertel und in Alt-Ofen. Neben der Ähnlichkeit des Straßennetzes gibt es allerdings auch erhebliche Unterschi­ede zwischen der Siedlungstruktur der Inneren Stadt bzw. der Palotaer Vorstadt. Im Verg­leich zur Inneren Stadt sind die Gassen der Palotaer Vorstadt viel breiter und die Grund­stücke geradezu riesenhaft. Auch im Charakter und in der Intensität der Bebauung ist der Unterschied beträchtlich: Dicht und geschlossen in der Inneren Stadt, ist sie in der Palo­taer Vorstadt geräumiger und lockerer. Der heutige Bezirk Palotaváros entwickelte sich aus zwei mittelalterlichen Vorstädten: Sziget (Insel) und Rácváros (Raitzenstadt). Der Name hat nichts mit dem ehemaligen Königspalast (Palota = Palast) zu tun, dessen bloße Existenz von der Geschichtsfor­schung bestritten wird, sondern lautet eigentlich Palotai külváros (lat.: Suburbium Palo­­tense, d.: Palotaer Vorstadt), weil sich der Stadtteil vor dem Palotaer Tor der Inneren Stadt (Burg, Castrum) erstreckte, durch den der Weg in die Nachbarstadt Várpalota führ­te. In den Jahrhunderten der Neuzeit wurde die Palotaer Vorstadt mit der Inneren Stadt zusammengebaut; im Süden schloß sich ihr ein neuerer Stadteil, Alsóváros (Untere Stadt) an; Im Laufe der Geschichte behielt sie nicht nur ihr Straßennetz mittelalterlicher Form, sondern auch ihre alten Gassennamen. Der erste schriftlich überlieferte Gassenname des Stadtteiles ist der der Bäckergasse (Sütő utca) in der Form von „Semmelbäckergasse” (Zsemlyesütő utca) aus einer Urkunde des Jahres 1484. Hier wurden im Mittelalter die Häuser und Backöfen der Bäcker erbaut. Im rechten Winkel zur Bäckergasse führt die Tolnaigasse, die früher - so noch im Stadtplan von József Wüstinger aus dem Jahre 1826 - Kenyér utca (Brotgasse) hieß. Von mittelalterlichem Ursprung zeugen auch die anderen „gewerblichen” Gassenna­men des Stadtteiles, denn alle bezeichnen schon vor der Neuzeit blühende Kleingewerbe. Die Weißgerbergasse (Tobak utca) war der Standort der Weiß- und Lohgerber (Lederer), die das Rohleder verarbeiteten und wegen des gewerbebedingten unangenehmen Geru­ches sich sogar in der Vorstadt in dieser entlegenen Gasse niederlassen mußten. Allerdings waren sie dazu auch durch ihren höchst beträchtlichen Wasserbedarf veranlaßt, der in der Tobak utca durch einen kanalisierten Zweig des Gaja-Baches befriedigt werden konnte. 168

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