Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
László Lukács: Feuerstätten im ost-transdanubischen Haus
Stube und der Küche gibt es keine direkte Verbindung. In die Hinterstube gelangt man heute durch die Küche, doch ging ursprünglich auch ihre Tür auf die Flur hinaus. Diese Tür läßt sich einwandfrei rekonstruieren, da sich an ihrer Stelle augenblicklich eine Fensteröffnung befindet, kleiner als die ursprüngliche Öffnung, weshalb die Ungleichmäßigkeit der Verputzung die Außenabmessungen der Tür zeigt. Am inneren Teil der Fensteröffnung wurde die ehemalige Türöffnung nur bis zur Dicke des Fensterrahmens zugemauert, die mit der Dicke der Mauer nicht übereinstimmt; daher ist hier ein bis zum Boden reichender Teil von geringerer Stärke zu sehen, der die ursprüngliche Größe der Tür veranschaulicht. Beim hinteren Fenster der kleinen Stube gibt es so ein Teil nicht, denn dieses wurde schon gleich in die Mauer eingeschnitten, weshalb die Dicke des darunter befindlichen Mauerteiles mit der der Hauptmauer übereinstimmt. Diese Angaben ermöglichten uns eine genaue Rekonstruierung der ursprünglichen Hauseingänge. Leider erwies sich die Untersuchung der Feuerstätte der Küche als unmöglich, da sie schon längst abgerissen wurde und zu einer Rekonstruierung die erforderlichen Angaben fehlen. Gewissermaßen als Quelle dient die gegenwärtige Feuerstätte der Küche, die bereits mit einer sog. vindofli- (= Kamin) Lösung — neuer als der Rauchabzug durch den offenen Schornstein — angefertigt wurde. Die Umgestaltung der Küche dürfte also zu einem ganz späten Zeitpunkt, etwa Ende des 19. Jh. erfolgt sein. Eine wichtige Beobachtung: Der ganze Dachboden und der Flurteil vor der Küchentür sind stark verrußt, am Schilfdach hängt der Ruß sogar traubenförmig herab. Bemerkenswert ist der Unterschied zwischen der Decke der Küche und der beiden Stuben. Während die Stuben eine dicke Decke aus verputztem Schilfrohr haben, besteht die der Küche aus Brettern, ist dünner und niedriger als die der Stuben uns scheint viel jüngeren Datums zu sein als jene.“ (Kücsán 1979, 314). Aufgrund dieser Angaben ist festzustellen, daß im vergangenen Jahrhundert im westlichen Teil des Mezöföld- Gebietes neben den Häusern mit freiem Schornstein auch Rauchküchenhäuser vorkamen. Sämtliche diesbezügliche Angaben stammen aus der Landschaft westlich vom Sárvíz- Fluß; abgesehen von den rauchfanglosen Häusern in Székesfehérvár vom Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jh. fehlt uns jegliche Angabe über das ehemalige Vorhandensein der Rauchküche im östlichen Mezöföld-Gebiet zwischen Sárvíz und Donau. Infolgedessen können wir die Grenze der Mischzone der beiden Feuerungssysteme (.Stubenofen mit Hinterladerprinzip bzw. Rauchküche mit Kachelofen) bis zum Sárvíz verschieben. Vermutlich wurde hier das Rauchküchenhaus im 17.—19. Jh. vom freien Schornstein „überlagert“, der aus der Kleinen und der Großen Ungarischen Tiefebene übernommen wurde. Im Jahre 1903 führte Zsigmond B á t k y mit Aladár Kovách, einem Mitarbeiter des Szekszárder Museums, Feldforschungen im Komitat Tolna durch (Szilágyi 1984, 272—288); darüber berichtete Kovách in einem Feuilleton in der Zeitung Tolnavármegye. Vom sog. schopfigen ungarischen Wohnhaus, entdeckt in der Ortschaft Döbrököz und photographiert von B á t k y, schreibt er wie folgt : „Dieses Haus hat keinen Rauchfang, der Rauch zieht aus der Küche durch die Tür hinaus. Interessant is ferner, daß die Wohnstube und die Küche je einen eigenen Eingang vom Hof haben; aus der Küche kann man nicht in die Stube kommen.“ (Szilágyi 1984, 281—282.) In einem Aufsatz (ebenfalls aus 1903, Manuskript) schreibt er u. a. folgendes: In den Dörfern des Bezirks Dombóvár zwischen den Flüssen Kapos und Koppány gibt es noch reichlich die schopfigen, typisch alten, rauchfanglosen Rauchküchenhäuser.“ Bei den Rauchküchenhäusem zwischen Kapos und Koppány sowie im Sárköz-Gebiet „... geht der Eingang aus jedem Raum separat auf den Hof hinaus; die beiden Räume, d. h. die Stube (ung. ház) und die Küche, sind durch die Zwischenwand vollständig voneinander getrennt, es gibt keinen Durchgang und in der Küche keinen Rauchfang.“ (Kovách 1903, 1, 13—14.) Im Sárköz-Gebiet hatten manche Küchen bis zu den 1870er Jahren keine Decke; in der Ecke solcher Küchen brannte das Feuer auf eine niedrigen Feuerbank, unter einem Funkenfänger aus lehmverputztem Geflecht und über dem Feuer hing der Kochkessel an einer Kette (Csalogovits 1935, 6). Aus Berichten und Aufzeichungen über das Erdbeben, welches in den 1810er Jahren das Mórer Tal zwischen dem Bakonyer Wald und dem Vértes-Gebirge wiederholt heimsuchte, erfahren wir manches über die Beschädigung der hiesigen Wohnhäuser und ihrer Schornsteine oder gar über das Fehlen der letzteren. Pál K i t a i b e 1 und Adám Tomtsányi, Universitätsprofessoren in Pest, schrieben über das schwerste Erdbeben (1810) in ihrem lateinischen Buch (erschienen 1814) in bezug auf das Dorf Bakonycsernye wie folgt: „In Csernye gibt es keine Schornsteine und Giebelmauern...“ In den Aufzeichnungen von Sámuel F á r n e k, evangelischer Pastor von Bakonycsernye, erfahren wir u. a. vom Schornstein der Dorfschule: „Am 14. Januar des Jahres 1810 ereignete sich ein schreckliches Erdbeben, welches den Schornstein, die Mauern und sogar das Dach unserer Schule abstürzen ließ.“ (Heiczinger 1974, 183—184.) Demnach wohnten die Slowaken von Bakonycsernye noch zu Beginn des 19. Jh. in rauchfanglosen Rauchküchenhäusern, wo der Rauch durch das Rauchloch oberhalb des aus Schilfrohr gefertigten Wasserableiters abzog. Ein altes Haus mit einem Rauchloch im Dach, doch bereits mit einem Schornstein versehen, konnte Sándor É b n e r im Jahre 1932 in Bakonycsernye noch photographieren (1933, 11). Indessen hatte die Schule, ein an-87 Abb. 5.: Kesselofen. Igar, Szabadság Str. 34.