Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Gabriella Schubert: Ungarische und türkische Vorbilder in den Wohnkulturen der Balkanvölker

Abb. 11.: Grundriß des oberen Stockwerks eines Hauses in der DobrudZa, Kajnardza, Silistrensko (1890) beheizte Zimmer genannt, während oda für ein luxuriöses Wohnzimmer verwendet wird, das mit allen für die osma­­nisch-türkische Wohnkultur typischen Elementen aus­gestattet ist; hierauf wird weiter unten ausführlich ein­gegangen. Auch ins Türkische wurde ung. szoba entlehnt, und dies offenbar in der Zeit, als die Osmanen nach Südost­europa vordrangen. Sie abstrahierten den Begriff allerdings lediglich auf die ihnen vorher unbekannte Heizvorrichtung des Wohnzimmers(35), den Kachelofen. Auch heute noch ist soba im Türkischen eine Bezeichnung für den Kachelofen oder den Eisenofen, der hier insbesondere im 19. Jahrhundert aufkam.(3ti) Das Türkische nimmt neben dem Serbokroatischen die zweite Schlüsselposition bei der Verbreitung des ursprüng­lich ungarischen szoba auf der Balkanhalbinsel ein. In diesem Falle ist jedoch türk, soba in der Bedeutung „Ofen“ die Entlehnungsquelle, und offentsichtlich spielte dabei die osmanische Badezimmerkultur, die auf der Balkan­halbinsel während der Jahrhunderte der osmanischen Herrschaft aufkam, eine erhebliche Rolle, ln allen mus­limischen Häusern wurde in dieser Zeit das in den Wohn­zimmern abgeteilte Badezimmer durch einen Kachelofen (seltener Eisenofen) beheizt (vgl. Abb. 14), so daß soba vor allem in diesem Zusammenhang vom Türkischen aus wieder nach Norden wanderte, und zwar über Bulgarien (bulg. soba „Ofen“) nach Rumänien (rum. sobä „ds.“, in der Moldau und der Walachei), und auf der anderen Seite über Griechenland (gr. <jó[Z7ta „ds.“) nach Albanien (al­­ban. sobë „ds.“, in Mittel- und Südalbanien). Wie es scheint, reichen die Ausläufer dieses Rückwanderweges noch bis Ungarn, denn im 16. Jahrhundert wird szoba im Ungarischen auch in der Bedeutung „Badezimmer“ erwähnt.(37) Durch die beiden, skizzierten Wanderwege von ung. szoba, die in der nachfolgenden Grafik noch einmal schematisch dargestellt sind, erklärt sich rum. sobä, bulg. soba und alban. sobë mit seinen zwei, allerdings regional gebundenen Anwendungsbereichen. Doch nun zu osm.-türk. oda „Zimmer“ und dessen Vertretungen auf dem Balkan. Während also in den öst­lichen und südöstlichen Regionen ung. szoba bzw. dessen jeweilige Entsprechung den Ofen bezeichnet, deutet die Bezeichnung für das Wohnzimmer häufig auf osm.­­türk. oda hin; vgl. gr. ouvraç ~ ovtocç, maked. odaja, bulg. odajá, alban. (h)odë ~ odhë ~ ondä, odaja im Kos­­met-Gebiet und rum. odaie. Welches sind die prägenden Elemente des so bezeichneten Wohnzimmers? Zunächst wird es gewöhnlich auf dieselbe Weise beheizt wie die ungarische Bauernstube: der in ihm stehende Kachelofen wird von der Küche aus beschickt — dies (35) Vgl. Türk Ansiklopedisi eilt XXIX (Ankara 1980), 230. (36) Ebda. (37) Vgl. TEtSz III, 774. rahd. stuba, Stupa 'beheiztes Ziimier, Zimmerofen' 1.OFEN (13. Jh.) ung. szoba 2.ZIMMER (14. Jh.)/ 3.BADEZIMMER (16./Jh.) 1. ZIMMER ,- a) in Siebenbürgen rum- soba rfb) Banat, Oltenien ;2.0FEN Moldau, Walachei 1 .ZIMMER , , Westbulgarienbg. soba ________________ 2.OFEN Nordostbulgarien, Rhodopen, Thrakien lb. sobë'p.'l .ZIMMER Nordalbanien •2. OFEN Zentral-, Südalbanien 50 Der Wände weg von ung. szoba in Südosteuropa I türk, sóba 'Ofen' | i I skr, sóba 'Zimmer'|

Next

/
Oldalképek
Tartalom