Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
Ofal Bockhorn: "Anno 1757. Jahr, hab ich Michael Polster an gefangen zum Hauss Bauen" Der Bau eines Blockhauses in Oberwart/Felsőőr
und 4 Ecksäulen erfordert). Die erwähnten „Seylen“) machen auch klar, daß es sich um einen Ständerbau gehandelt hat. Dennoch wird man das südliche Burgenland nicht der einheitlichen, durch Ständergerüste geprägten „Scheunenlandschaft“ des österreichischen Donauraumes zuordnen können (welche A. K 1 a a r herausgearbeitet hat(lu)), da auch Blockscheunen belegbar sind(112) und somit zwei der von J. Barabás für Ungarn nachgewiesenen Scheunentypen, nämlich die Wandscheune und die Säulenscheune(113), Vorkommen. Auf die wenig geklärte Altersfrage sei hier immerhin verwiesen. — M. Polster geht zuerst auf den Bau der Tenne, dann auf den des „Halb Beirns“ (des Bergeraums für Heu und Getreidegarben, im bairischen Dialektraum auch als ,B(P)ansen‘(U4) bekannt) ein. Es wird also eine zweijochige und daher relativ kleine Scheune mit nur einem Bergeabteil gewesen sein(U5) (unter ,Scheune* ist das gesamte, Tenne und Barn einschließende Gebäude zu verstehen(U6)). Ob damals daneben auch oder überwiegend dreijochige Scheunenbauten existierten, ist noch nicht ausreichend untersucht worden — aus der beinahe eineinhalb Jahrhunderte später getroffenen Feststellung B ü n k e r s, die Scheunen wären sowohl im Raum von Ödenburg als auch im Süden der Region in der Regel dreijochig(U7), kann man jedenfalls nicht ableiten, daß dies immer so gewesen sein muß. Genausowenig läßt sich unsere Scheune bzw. Tenne als besonders altartig charakterisieren — sie war vielmehr „moderner“ als das Wohn-Stallhaus: Die zwei Ständer wurden mit einem „aufgezapften“ Baum verbunden; „unten“ und „oben“ stellten „zwey Stükh Dachbaum“ wohl die Verbindung zum Stalldach her und bildeten die Auflager für „3 par gspier“, was in diesem Fall sicherlich mit „Sparren“ übersetzt werden kann(U8). V. H. Pöttlers Beschreibung des Sparrendaches („... Paarweise verbundene, freitragende Dachhölzer, eben die Sparren, bilden ein Gebinde oder „Gespärre“ und stehen in fester Verbindung zu einem Bundtram, der quer zur Traufe verläuft und den Seitenschub des Gespärres aufnimmt... “)(U9) stimmt völlig mit den Angaben in unserer Abrechnung überein, wozu auch noch die zu den Sparrenpaaren gehörigen „Latten dazu“ (also die Dachlatten, welche bei einem Sparrendach die Dachhaut tragen) passen. Rofen und Firstbaum, beim Scherendach der „4 Stökh“ eine Selbstverständlichkeit, fehlen bei dieser insbesondere für die Wiederaufbauzeit nach den Türkenkriegen typischen Dachform (weshalb A. K 1 a a r das Burgenland als reines Sparrendachgebiet bezeichne^120)). Jedenfalls zeigt sich, daß in der Mitte des 18. Jahrhunderts Scherendächer und Sparrendächer nebeneinander, sogar bei einem Gehöft, auftraten(121). Die beiden Zimmerleute benötigten zweieinhalb Tage (= „5 Tag werkh“), um die Tenne zu errichten, für deren Boden sodann zwei Fuhren Lehm verwendet wurden. Dieser Lehmboden mußte, um als Dreschplatz dienen zu können, äußerst fest getreten werden; er wurde ein Jahrhundert später lediglich in größeren Wirtschaften durch einen festgefügten Holzboden, die „Bühne“, abgelöst(122). Der anschließende Barn (bei Polster auch „Stattl“ — also Stadel — genannt^23)) wurde in weiteren zwei Tagen gezimmert, wobei die Erwähnung von „2 Quer Schweller“ und eines weiteren, langen Schwellholzes (welches wohl den Abschluß des Baues bildete) Hinweise darauf darstellen, daß dieser Teil der Scheune natürlich ebenfalls in Ständerbauweise errichtet wurde(124). Zum „Verschlagen“ (zur Wandbildung) benutzte man neun Schwartlinge. Wenn man die von F. Simon stammenden Detailaufnahmen von burgenländischen und westungarischen Scheunen ansieht, so ist festzustellen, daß sowohl die in Blockbauweise errichteten als auch jene Ständerbauten, deren Wände aus lehmverschmiertem Rutengeflecht bestehen, ein Scherendach besitzen^25). Unsere Ständerscheune mit „modernem“ Sparrendach hat hingegen eine Bretter- oder Bohlenwand, in der somit — zumindest hypothetisch — die jüngste Wandform gesehen werden könnte — eine Vermutung, die durch den Zusammenhang zwischen „neuen“ Baumaterialien und Dachkonstruktion erhärtet werden kann. — Zwei Personen wurden nun zum Decken von „Halb Beyrn und Thenn“ aufgenommen, wobei die Kosten für das Material zwei Gulden, für die Dachdecker einschließlich dreier Mahlzeiten nur 48 Kreuzer ausmachten. Als letztes Bauwerk wurde in „3 Tagwerkh“ aus 10 Schwartlingen der Schweinestall errichtet, entweder in Form eines selbständigen Gebäudes oder als Ständerbohlenbau im Anschluß an die Scheune(126). Ein abschließender, wenn auch durch einige Unklarheiten bzw. die nicht ausreichende Beschreibung leicht getrübter Blick zeigt uns ein gezimmertes Wohnspeicherund -stallhaus und eine in Giebelrichtung aufgestellte Scheune, die bereits gewisse bautechnische Neuerungen aufweist. Die Abrechnung betont zwangsläufig die materielle Seite des Hausbaues und birgt daher primär Angaben zu Bau- und Raumstruktur; sie bestätigt die engen Wechselbeziehungen, die sich gerade im Holzbau zwischen beiden ergeben(127). Die nach K. B e d a 1 für die Hausforschung ebenso bedeutsamen weiteren Strukturen (Funktions- und Sozialstruktur) eines Gebäudes(128) sind hingegen weniger gut faßbar, doch kann man zumindest die (111) Klaar, Scheunenbau, S. 73 f. (112) Haberlandt, Volkskunde, S. 15 (113) Barabás, Scheunen, S. 4 (114) WBÖ, 10. Lfg. = 2. Bd., Sp. 243 f. (115) Solche zweijochigen Scheunen sind bei Simon (Bäuerliche Bauten ; Bauten und Geräte) mehrfach belegt (116) Vgl. dazu auch: Barabás, Scheunen, S. 1 (117) Bünker, Oedenburg, S. 125; Bünker, Heanzerei, S. 150 f. (118) Schmeller, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 680 f. (119) Pöttler, Volksarchitektur, S. 58 (120) Klaar, Dachstuhlformen, S. 37 f. (121) Zum möglichen Zusammenhang zwischen Wandgestaltung und Dachstuhlform vgl. u.a. : Bockhorn, Arbeit — Haus — Gerät, Kap. 2.3. (122) Schöbitz, Haus, S. 110 (123) Vgl. dazu: Schmeller, Wörterbuch, 2. Bd., Sp. 732 f. (124) Auf diese Verbindung von Ständerbauweise und starken, auf der Erde liegenden Schwellen hat J. Barabás (Scheunen, S. 4) hingewiesen (125) Simon, Bauten und Geräte, S. 106 ff., S. 158 ff., S. 168 fi, S. 194 f. ; Simon, Bäuerliche Bauten, S. 26 ff. (126) Franz Simon hat uns für beide Bauweisen bei vergleichbaren Gehöften je ein Beispiel überliefert (Simon, Bäuerliche Bauten, S. 69 und S. 73, S. 107) (127) Zu diesen Strukturen siehe insbesondere: Bedal, Gefüge und Struktur, S. 166 ff. (128) Wie Anm. 127, S. 168 ff. 37