Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Ofal Bockhorn: "Anno 1757. Jahr, hab ich Michael Polster an gefangen zum Hauss Bauen" Der Bau eines Blockhauses in Oberwart/Felsőőr

Angaben zu den Feuerstellen dem funktionalen Bereich zuordnen, während die Hinweise auf die beim Hausbau Beschäftigten, ihre Kost und allfällige Entlohnung dem sozioökonomischen Umfeld angehören und solcherart der „äußeren“ Sozialstruktur(129) zuzurechnen sind. Da­mit sei speziell die Nachbarschaftshilfe angesprochen, die sich in der Tatsache manifestiert, daß für bestimmte Arbeiten, für welche zwar viele Personen, jedoch keine besonderen handwerklichen Fähigkeiten nötig waren (Aus­hacken, Dachdecken, „Ester“ auftagen, „Kien“) nicht bezahlt wurde. Die Helfer erhielten lediglich das Essen, die „Spezialisten“ (Zimmerleute, Hafner...) und die Fuhrleute hingegen eine Entlohnung. Daran hat sich auch späterhin — bei der Verwendung von Ziegeln und Lehm als Baustoff — an sich wenig geändert, wenn auch, wie K. G a á 1 schreibt, die freiwilligen Helfer beim Lehmbau (der kontinuierliches Arbeiten erforderte) nur noch spo­radisch zu Verfügung standen und zum Stampfen im Dorfe Hilfskräfte aufgenommen wurden, die entlohnt werden mußten(130). — Was die Kost betrifft, so fehlen leider detaillierte Beschreibungen; es heißt nur lapidar „... Pfund Fleisch,... halb wein,... Lááb Brod,... Zipol­­ten“. Doch sind auch diese Angaben aussagekräftig, wenn man weiß, daß es damals im bäuerlichen Bereich keines­wegs üblich war, täglich und dann auch noch zu allen (Wien) (129) Bedal, Gefüge und Struktur, S. 171 (130) Gaál, Gerätebestand, S. 126 f. 031) R. Sandgruber (Konsumgesellschaft, S. 157) hat festge­stellt, daß der Fleischverbrauch in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht nur in armen Gebirgsgegenden äußerst gering war. (132) Sandgruber, Konsumgesellschaft, S. 185 ff. (133) In diesem „Leykauff“ können wir eine Form der vom Auf­traggeber auszurichtenden Gleichenfeier, als „Richtfest“ weit verbreitet, erkennen Mahlzeiten Fleisch zu essen(131). Auch die kleinen Weiß­brote, die „Zipolten“, zählten nicht zur Alltagskost. Wir können somit das, was da zum Frühstück, zum Mittag­­und Abendessen sowie zur Jause (welche nur die beim Auf­trägen des Fußbodens beschäftigten Nachbarn erhielten) gereicht wurde, als Form einer materiellen Entschädigung sehen, welche sich von dem sonst Üblichen unterscheiden mußte. Der Wein war hingegen in einem Gebiet mit Wein­bau ein beliebtes Getränk, wenn auch der Konsum im 18. Jahrhundert bereits im Rückgang begriffen war(132). Doch auch hier finden wir einen Beleg, der im weiteren Sinn einen Hinweis auf die oben erwähnte „Sozialstruk­tur“ darstellt: Während „ein halb wein“ in den meisten Fällen mit drei Kreuzern berechnet wurde, setzte der Bau­herr dem Hafner sowie den beiden Zimmerleuten bei Ab­schluß der Arbeit, dem Aufziehen des Firstbaumes(133), Wein vor, welcher vier Kreuzer kostete. Dies zeigt den Stellenwert der durchgeführten Tätigkeit, aber auch die Wertschätzung, die den unersetzlichen Handwerkern zu­teil wurde. Wie Michael Polsters Haus in der Folge bewohnt und bewirtschaftet wurde, wissen wir nicht. Was wir wissen ist, wie sich das südburgenländische Gehöft weiterent­wickelt, welche Wandlungen verschiedenster Art es mit­gemacht hat.(134) Olaf Bock horn (134) Vgl. dazu u.a. (außer der schon zitierten Literatur): Bíró, Őrség; Bcckhorn, Bauernhaus; Flamza, Wechselgebiet; Moser, Scheunenforschung; Pettier, Oststeiermark; Schmidt, Bauernhaus; Tóth, Őrség 38

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